Im ersten Teil ihrer Kolumne beschäftigt sich das Blogkollektiv »zwangsbeglückt« mit den Saisonzielen des Rasenball Leipzig.
Zehn Jahre ist es nun her, dass der Fußballverein SSV Markranstädt eine Reise antrat, die ihn bis in die Champions League führen sollte. Das alles geschah jedoch pseudonym. Denn bekanntlich landete in Markranstädt ein rot-weißes Marketing-Raumschiff, übernahm die Fünftliga-Lizenz des Leipziger Vorortvereins und kreierte daraus ein Fußball-Projekt, das seitdem verlässlich Schlagzeilen und Aufmerksamkeit produziert.
Manche in Leipzig halten diesen Aufstieg für die größte Leistung seit der Ausgrabung der Moritzbastei oder Wolfgang Tiefensees Cello-Solo, wenn nicht gleich für die endgültige Erfüllung aller nicht geahnten Wünsche aus dem Herbst 89: Der clownesk »Rasenballsport« benannte Club wird bei etlichen sogar als Ost-Verein wahrgenommen.
Regeln biegen und Geld einheimsen
Tatsächlich war es der Red Bull-Zentrale allerdings ziemlich egal, ob man die Bundesliga aus Osten, Westen, Norden oder Süden aufmischt, und die oft bewunderten »Anstrengungen« des Leipziger »Start-Ups« (das sagen manche wirklich!) waren auch eher finanzieller Art. Hunderte von Millionen wurden inzwischen ausgegeben, was sich wiederum relativiert, wenn man bedenkt, dass Red Bull jährlich eine Milliarde Euro für Marketing ausgibt.
Umso bemerkenswerter, dass es dieses Projekt nicht nur sportlich bis recht weit nach oben geschafft hat, sondern auch in Leipzig und seinem Umland eine bemerkenswerte Akzeptanz findet. Da kann der Verein Regeln biegen (Stichwort Salzburg) oder Finanzgeschenke aus öffentlicher Hand bekommen (Stichwort Stadionkauf), wie er will: Die Leute gehen hin.
Mateschitz lässt sich nicht zwangsbeglücken
Das macht das Ganze nicht besser, aber interessanter. Wir haben uns deshalb entschlossen, die kommende Saison von RaBa Leipzig in dieser Kolumne genauer zu begleiten. Als Blogger-Kollektiv machen wir das schon länger. Man findet uns hier oder, zuletzt häufiger, auf Twitter. Den Namen »zwangsbeglückt« hat uns Red Bull-Chef Mateschitz selbst geschenkt, als er sich wieder einmal darüber echauffierte, doch noch ein, zwei Vorschriften einhalten zu müssen. Er ließ sich dabei zu der gar nicht so mildtätigen Bemerkung hinreißen, er könne den Verein jederzeit wieder einstampfen: Er müsse hier niemanden zwangsbeglücken.
Keine Angst: Wir wollen nicht Monat für Monat die immer gleichen Grundsatzdebatten führen. Dazu bietet RB auch genug und verlässlich neuen Stoff (zuletzt die nicht zustande gekommene Kooperation mit dem SC Paderborn, den man quasi als neuen Rangierbahnhof nutzen wollte), um sich über seine Ignoranz und Selbstherrlichkeit zu amüsieren. Außerdem ist das Projekt vom Cottaweg für uns eine Art Seismograph für die Leipziger Stadtgesellschaft und ihr Umland. Denn die Frage stellt sich ja immer wieder neu: Was für Bedürfnisse erfüllt Red Bull eigentlich?
Uns interessiert nicht das Sportliche
Fürs Sportliche interessieren wir uns dabei nur am Rande, dafür gibt es ja das Fanzine LVZ. Wir interessieren uns für andere Fragen: Wie vertragen sich die verbliebenen und neuen Alpha-Männchen in der post-Rangnick-Ära? Wie wird das Zuschauerinteresse sein, wenn es sportlich nur so mittel laufen sollte? Wie hoch wird der neue Schuldenstand sein (zuletzt schlappe 134 Millionen)? Gibt es wieder ein Spiel gegen den komplett anderen Verein aus Salzburg? Und stellt der Club einen eigenen Kandidaten als OBM?
Wie auch immer all das ausgeht: Sie werden hier gut informiert. Oder, wie es das rechtslastige Nachrichten-Blog von Dietrich Mateschitz versprach: Näher an der Wahrheit.