Der Spionage-Thriller »Die Agentin« ist eine deutsch-israelisch-amerikanische Koproduktion. Eine junge Britin spioniert für den Mossad in Teheran. Dreh- und Angelpunkt der Story ist jedoch Leipzig.
Diane Kruger und Martin Freeman sitzen im Café Riquet. Im Hintergrund laufen die Kameras. Es ist eines von vielen Treffen der von Kruger gespielten Mossad-
Agentin Rachel und ihrem Kontaktmann Thomas Hirsch (Martin Freeman) in dem historischen Kaffeehaus in der Leipziger City. Die Messestadt dient als Dreh- und Angelpunkt in Yuval Adlers Adaption des israelischen Bestsellers »The English Teacher«, in dem eine junge Britin für den Mossad in Teheran spioniert.
Vor der Beerdigung ihres Vaters verschwindet sie spurlos. Ihr ehemaliger Mittelsmann Thomas Hirsch erhält unvermittelt einen Anruf von Rachel und erfährt, dass der Mossad hinter ihr her ist. Im Verhör rekonstruiert er die Ereignisse, die der Flucht vorangingen. Wie Rachel zum Geheimdienst kam, die Monate undercover im Iran und die regelmäßigen Treffen in Leipzig. So wollen die Vorgesetzten herausfinden, wo sich Rachel aufhält.
Der israelische Regisseur Yuval Adler widmete sich nach seinem vielfach preisgekrönten Debüt »Bethlehem« dem Roman von Yiftach Reicher Atir. Dabei erlaubte er sich einige Freiheiten. »Was mich von Anfang an faszinierte, war der persönliche Blickwinkel auf die Spionage«, erklärt Adler. »Das Leben eines Spions, das Verhältnis zwischen Spion und Mittelsmann durch die Augen des Spions zu erleben, das ist es, was mich packte. Ich sah unmittelbar einen Film darin. Ich nahm den psychologischen, existenzialistischen Aspekt des Buches und überarbeitete es grundlegend. Das Drehbuch ist in vielen Aspekten vollkommen anders als das Buch. Aber die Grundstruktur habe ich beibehalten.«
Adler legt den Fokus auf die Psyche der Figuren, erzählt weitgehend realistisch aus dem Leben einer Spionin und spart die Action nahezu komplett aus. Das war es auch, was Diane Kruger an der Figur reizte. »Sie ist kein Killer. Sie ist kein Jason Bourne oder James Bond. Es ist die Realität dessen, was ein Spion tun muss. Jahrelanges Observieren und Ruhighalten – oftmals, ohne zu wissen, was die eigentliche Mission ist. Die meiste Zeit werden sie im Dunkeln gehalten. Ich habe mich gefragt, was das mit einem Menschen macht. Ich selbst könnte das niemals tun.«
Die Umsetzung erforderte einen großen Aufwand. Allein die Handlungsorte im Iran, in Israel und Deutschland setzten eine komplexe Logistik voraus. Zumal der gebürtige Israeli Yuval Adler nicht im Iran drehen konnte: »Es wäre einfacher gewesen, auf dem Mond zu drehen als im Iran. Die Sprache, die Menschen, die Städte sind vollkommen verschieden zu dem, was wir gewohnt sind.« Stattdessen wurden viele Szenen in Bulgarien realisiert und man holte sich die Expertise von außen. »Wir hatten uns mit vielen Iranern konsultiert, in Israel und New York. Die Gemeinschaften dort sind sehr eng verbunden. Wir haben auch ein Team in den Iran geschickt, um dort zu drehen. Ich selbst darf das Land aber nicht betreten. Das war total surreal, weil ich meine Regieanweisungen morgens um drei in New York mit dem iPhone gegeben habe.«
Koproduziert wurde der Spionagethriller von der Leipziger Neue Bioskop Film. Geschäftsführer Dietmar Günsche erklärt, wie die Agentin nach Leipzig kam: »Dies ist eine deutsch-israelisch-amerikanische Koproduktion, die zustande gekommen ist durch einen weiteren Partner, Matchfactory aus Köln, mit denen wir regelmäßig zusammenarbeiten. So sind dann auch einige Drehtage in Leipzig entstanden
und darüber hinaus in Bulgarien und Israel.«
Günsche kam 1996 als Produzent zur Bioskop Film. Volker Schlöndorff hatte die Filmproduktion Anfang der Siebziger gegründet. Günsche erfand sie neu. Seit 2001 ist er Geschäftsführer der Neue Bioskop Film mit Sitz in München und produziert TV- und Kinostoffe. Im vergangenen Jahr eröffnete man dann ein Produktionsbüro in Leipzig. Martin Rohé ist seitdem für die Produktionen in Sachsen zuständig. Derzeit arbeitet er an »Bergman Island«, einer schwedischen Produktion mit Mia Wasikowska und Tim Roth, für die die Leipziger ihr Team mit auf die Färöer-Inseln brachten: »Das war nicht leicht, dort starke Leute für die Produktion zu bekommen, die dem gewachsen sind. Und da sind wir in Mitteldeutschland fündig geworden.« »Bergman Island« soll noch dieses Jahr in die Kinos kommen.