Und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht…
Zum Jubiläum der Herbstrevolution 1989 gibt es sechs Wochen Film, Kultur und Angebote zum politischen Dialog, kostenfrei und täglich von 14 bis 23 Uhr, in Leipzigs Mitte. Im Pavillon auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz geht es um Flucht und Migration, Presse- und Kunstfreiheit, um Freiheitsbewegungen weltweit und die Situation von Menschen, die sich heute dem Unrecht entgegenstellen und einen hohen Preis dafür zahlen. Themen, die aktueller sind denn je.
Alle Filme und Programm auf: www.freiraum-sfr.de
Yoav ist ein hochgewachsener, junger Mann. Mit nichts als seinen Kleidern und einer Plastiktüte strandet er eines Abends in Paris. Dort finden ihn Caroline und Emile. Ein gelangweiltes junges Künstlerpärchen, das sich von den reichen Eltern aushalten lässt. Das Motiv des Fremden in einer Gesellschaft wird in Nadav Lapids Film zunächst überzeugend aufgegriffen. Yoav ist Israeli und will um keinen Preis zurück. Indem er immer neue französische Worte lernt und sich weigert hebräisch zu sprechen, glaubt er mit seiner Herkunft abschließen zu können. Doch das ist alles andere als einfach. Die jüdische Gemeinschaft in Paris ist gut vernetzt. Yoavs erste Arbeit führt ihn ausgerechnet in die israelische Botschaft. Dazu kommen die Erinnerungen. In langen Voice-Over Passagen werden sie über die ansprechenden Bilder des Films gelegt. Leider kippt dieser etwa nach der Hälfte, als aus der stringenten Handlung, zunehmend ein zielloses Mäandern wird. Ausführliche Kritik von Josef Braun im aktuellen kreuzer.
»Synonymes«: 4., 6., 8./9.9., Cinémathèque in der Nato, 8.9, Schaubühne Lindenfels
Die DDR am Abend der Wende im Herbst 1989. Die Mauer fällt und doch kann sich Antonia Berger (Alexandra Maria Lara) nicht freuen. Die Erinnerungen holen sie ein, an verlorene Ideale und eine Vergangenheit, die sie seit fast vier Jahrzehnten mit sich herum trägt. Wie ihr Mann erschossen wurde, der aus einem sowjetischen Gefangenenlager geflohen war, um ihre gemeinsame Tochter zu sehen. Wie sie aus der UdSSR in die DDR verfrachtet wurde und nie ein Wort über ihre wahre Geschichte verlieren durfte. Wie sie sich in den jungen Arzt Konrad (Robert Stadlober) verliebt und die Wahrheit droht ans Licht zu kommen. Die Geschichte eines Unrechtsstaates, die auf Erzählungen und Erinnerungen beruht und bis heute weitgehend verschwiegen wird. Regisseur Bernd Böhlich („Du bist nicht allein“) hat sie als großes Drama inszeniert, das Alexandra Maria Lara trägt, das mit seiner altbackenen Erzählweise aber bisweilen ziemlich hüftsteif wirkt.
»Und der Zukunft zugewandt«: ab 5.9., Regina Palast, Passage Kinos, am 5.9. um 20 Uhr in Anwesenheit des Regisseurs und des Produzenten
Oscarpreisträger Asaf Kapadia (»Amy«) zeichnet den gloriosen Aufstieg und den tiefen Fall eines der bekanntesten Fußballer des ausgehenden Zwanzigsten Jahrhunderts nach. Dabei konzentriert er sich auf seine Karriere beim SSC Neapel, den er 1987 zur Meisterschaft trug, ein Jahr nachdem er mit Argentinien die Weltmeisterschaft errungen hatte. Mit großkörnigen Archivaufnahmen und hunderten Stunden persönlicher Aufnahmen schuf Kapadia eine faszinierende Zeitreise und ein tragisches Porträt einer schillernden Persönlichkeit.
»Diego Maradona«: 5., 8.9., Cinestar, 7./8., 10.9., Regina Palast, 6., 8.9., Passage Kinos
Weitere Filmtermine der Woche
Der Turm
Das Fernsehdrama erzählt vom Schicksal einer Familie in der DDR. - im Rahmen der Filmreihe »Zeitgeschichte auf der Leinwand im Stasi-Kinosaal«5.9., 19 Uhr, Museum in der »Runden Ecke«
Polyloid-Filmfest
Homo BotanicusZwei Botaniker unterwegs durch den kolumbianischen Regenwald.5.9., 20.30 Uhr, Offener Garten Querbeet
DelicatessenMakabrer Klassiker aus Frankreich: In einer skurrilen Endzeitwelt gerät ein zurückhaltender Zirkusartist in das Haus eines Fleischers, der der Nahrungsmittelknappheit auf naheliegende Weise begegnet. Kultige, schwarzhumorige »Kannibalisten«-Komödie. - Polyloid-Filmfest6.9., 22.30 Uhr, Pöge-Haus (OmU)
Out of RosenheimEine Frau aus Bayern lässt mitten in der Wüste von Nevada ihren Mann fahren, nistet sich in einem Fernfahrer-Motel ein und bringt die Bewohner und sich selbst in Schwung. Die charmant-skurrile Komödie war der Überraschungshit 1988. - Filme mit Freunden meets Polyloid-Filmfest6.9., 20.30 Uhr, Pöge-Haus
Last ChanceTrudi, Carlos, Jennifer, Zaki und Alvaro suchen in Kanada Asyl, weil sie in ihren Ländern aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität verfolgt werden. Der Dokumentarfilm begleitet sie auf ihrem schweren Weg.7.9., 20.30 Uhr, Pöge-Haus
AntboyFantasievoller Kinder-Superheldenfilm aus Dänemark.8.9., 16 Uhr, Pöge-Haus
Laila at the Bridge
Früher hing sie selbst an der Nadel, heute versucht Afghanistans »Mutter der Süchtigen« Laila Haidarisie, das Drogenproblem in ihrer Heimat unter Kontrolle zu bekommen. Das Polyloid-Filmfest zeigt den bewegenden Dokumentarfilm von Elizabeth Mirzaei und Gulistan Mirzaei.8.9., 20.30 Uhr, Nebenan
Solo SunnySunny ist Schlagersängerin und tingelt mit ihrer Band durch Dörfer und Kleinstädte. Sie sehnt sich nach Glück und Anerkennung als Persönlichkeit, aber ihre Beziehungskisten sind kompliziert und selten dauerhaft. Nach einer Auseinandersetzung mit einem Musikerkollegen und dem widerlich-dummen Conferencier Benno Bohne fliegt sie schließlich aus der Band. Silberner Bär auf der Berlinale 1980.8.9., 18 Uhr, Seniorenbüro Ost
Tackling LifeDie Berlin Bruisers sind Deutschlands erstes rein schwules Rugby-Team - spielerisch jedoch die schlechteste Mannschaft weit und breit! Doch zum Glück geht es den Spielern der Bruisers nicht ums Gewinnen, sondern stattdessen vielmehr um ein Gefühl des Zusammenhalts und der Zugehörigkeit.12.9., 18 Uhr, Eisenbahnstraße, Brache
The Legend of Kaspar HauserModerne Interpretation der Waisenkind-Geschichte aus dem frühen 19. Jahrhundert.12.9., 20.30 Uhr, Eisenbahnstraße, Brache
Globale
Love and Revolution
Fast zehn Jahre EU-Austeritätspolitik gegen Griechenland. Liberalisierung, Privatisierung, Sozialkürzungen, Schleifung eines ganzen Landes, seiner Ökonomie und seiner Bevölkerung. Die Auswirkungen sind fatal und heute vielfältig sichtbar.5.9., 20 Uhr, Heizhaus
Goldrausch - Die Geschichte der Treuhand
Erschütternde Doku über den größten wirtschaftspolitischen Skandal im Nachkriegsdeutschland: den »Ausverkauf« der DDR.6.9., 18.30 Uhr, Freizeittreff Völkerfreundschaft
Unser Saatgut - Wir ernten, was wir säen
Das Geschäft mit dem Saatkorn ist millionenschwer und der Kampf um die Vorherrschaft entbehrungsreich. Die US-Filmer Taggart Siegel und Jon Betz decken Skandale auf, weisen aber auch Wege aus der Krise.11.9., 20 Uhr, Schaubühne Lindenfels
SPK Komplex
Werdegang des Sozialistischen Patientenkollektivs, das 1970 als Versuch einer Abwendung von der institutionalisierten Psychiatrie gegründet wurde.12.9., 20 Uhr, Schaubühne Lindenfels
Smallfilms: Emerging Artists
Eine Auswahl von »Contemporary Experimental Films and Video Art From Germany« der AG Kurzfilm in Kooperation mit dem DOK Leipzig. Seit 2013 präsentiert die Institution alle zwei Jahre ein Programm mit kurzen, experimentellen Arbeiten junger Nachwuchskünstler.5.9., 19 Uhr, Galerie für Zeitgenössische Kunst
Ein strahlendes Land
Radioaktive Strahlung ist in Deutschland viel verbreiteter, als wir glauben. Der Investigativjournalist Marvin Oppong ist mit einem Geigerzähler durch ganz Deutschland gereist auf der Suche nach radioaktiven Orten. Seine Reise führt ihn zu Nuklearanlagen, zu einem radioaktiv kontaminierten Einkaufscenter, auf Uranhalden in Ostdeutschland und zu einem strahlenden Bolzplatz neben einer Kita. - mit anschl. Filmgespräch mit Regisseur Marvin Oppong6.9., 19.30 Uhr, Cineding
La FlorArgentinisches Kino im Serienformat: Fast 14 Stunden lang zieht Regisseur Mariano Llinás durch verschiedene Genres und Geschichten. Eine außergewöhnliche Kinoerfahrung. (Akt 1&2, OmU)6.9., 19, 21 Uhr, Luru-Kino in der Spinnerei,
8.9., 17 Uhr, Interim der Cinémathèque
Anna, Asien und Ich. 250 Tage unterwegs
Die Filmemacherin Svetlana Bogdanova reiste mit ihrer Tochter 250 Tage lang durch Südostasien und hat die Eindrücke in einem Dokumentarfilm festgehalten.7.9., 18 Uhr, Kinobar Prager Frühling
ArealDer Dokumentarfilm zeigt die Geschichte des Gartens der Familie Hundt in Grünau, damit auch die Veränderungen des Viertels von 1981 bis 2016 und wesentlich das Lebenswerk der Hundts in sich wandelnden Jahreszeiten. - mit Musik-Programm, im Rahmen des Grünauer Kultursommers7.9., 17 Uhr, Grünfläche am Frankenheimer Weg 28
AstridDie Kindheit von Astrid Lindgren, die viel zu früh endet, als sie unerwartet schwanger wird. Berührendes Biopic, gedreht zum Teil in der Region. - open air im Rahmen des Grünauer Kultursommers7.9., 21 Uhr, Caritas-Familienzentrum Grünau
Frei Raum, Wilhelm-Leuschner-Platz
Mediterranea
In seinem intensiven Drama schildert Jonas Carpignano in semidokumentarischer Manier das Schicksal zweier Flüchtlinge, die aus Afrika nach Europa kommen und mit dem alltäglichen Rassismus des Kontinents konfrontiert werden. - Frei Raum7.9., 14 Uhr, 11.9., 20.30 Uhr
Kundschafter des Friedens
Eine Gruppe gealterter Spione will es noch mal wissen. Amüsante Altherrentour mit Charme.7.9., 21 Uhr
StyxEine Frau stellt sich selbstbewusst den Elementen. Als sie jedoch mit ihrer Segelyacht auf ein Flüchtlingsboot trifft, stößt sie an ihre Grenzen. Stark gespieltes, brandaktuelles Hochsee-Drama.7.9., 16 Uhr
Das schweigende Klassenzimmer
Bewegend und spannend inszenierte Adaption der Aufzeichnungen von Dietrich Garstka zum Aufstand einer Abitursklasse 1956, kurz vor Mauerbau.8.9., 15.45 Uhr, 12.9., 21 Uhr
Die Familie
In Stefan Weinerts Dokumentation zum 25-jährigen Jubiläum des Mauerfalls werden Schicksale von Hinterbliebenen der Menschen vorgestellt, die von Mauerschützen an der ehemaligen innerdeutschen Grenze erschossen wurden. Dabei werden die emotionalen Schilderungen der Angehörigen den kühlen, sachlichen Formulierungen in den Stasi-Akten gegenübergestellt.8.9., 14 Uhr
Das ist unser Land!Pauline ist Krankenpflegerin und kümmert sich nicht nur um ihre zwei Kinder und ihren Vater, sondern auch um ihre Patienten mit großer Hingabe. Weil sie so beliebt ist, bittet sie der charismatische Arzt Dr. Berthier im Auftrag einer aufstrebenden nationalistischen Partei, bei den nächsten Bürgermeisterwahlen zu kandidieren. Aber schon bald muss Pauline erkennen, dass sie von der skrupellosen Parteichefin nur als Aushängeschild benutzt werden soll.9.9., 21 Uhr
Frei Raum - Dokumentarfilmprogramm
Kostenfreies, wechselndes Dokumentarfilmprogramm im Rahmen von »Frei Raum für Demokratie und Dialog« (fast) täglich ab 14 Uhr im Pavillon auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz.
Jan PalachDas Biopic Jan Palach beleuchtet die letzten Monate im Leben des titelgebenden Studenten, der sich 1969 selbst in Flammen setzte, um gegen die sowjetische Invasion der damaligen Tschechoslowakei zu protestieren.10.9., 22 Uhr
Polityka
Patryk Vega schildert die Ereignisse, die in der polnischen Politik in den letzten Jahren stattgefunden haben. Begleitende Konsequenzen sowie die aktuelle politische Situation im Land. - Polnisches Kino7.9., 17 Uhr, 8.9., 20 Uhr, Cineplex (OmeU)
The Other Story
Auf Bitten seines Vaters kehrt Yonatan heim nach Israel, wo er gemeinsam mit ihm und seiner Ex-Gattin die Hochzeit seiner Tochter Anati mit dem Sänger Shacar verhindern soll. - Seret. Israelisches Filmfestival7.9., 19 Uhr, Schaubühne Lindenfels (OmU)
Die Neue Nationalgalerie
Ludwig Mies van der Rohe erschuf mit der Neuen Nationalgalerie einen Meilenstein der Architektur. 1968 wurde das berühmte Museum eröffnet, knapp 50 Jahre später begibt sich Ina Weisse auf Spurensuche rund um die Entstehung des Bauwerks.10.9., 18 Uhr, Grassi-Museum für Angewandte Kunst
Driving Europe
Mit dem Gefühl, Europa driftet auseinander, begeben sich Ina, Felix und Tim auf eine außergewöhnliche Reise. Sie verlegen ihre Hamburger WG in einen selbst ausgebauten Van. Ihr Ziel: in jedem EU-Land mit den unterschiedlichsten Menschen über deren Hoffnungen und Ängste hinsichtlich der Europäischen Union zu sprechen.10.9., 18 Uhr, Kinobar Prager Frühling, 11.9., 19 Uhr, Luru-Kino in der Spinnerei, im Anschluss Filmgespräch mit den Filmemacherinnen
Supa Modo
Jo träumt von einem Leben als unbesiegbare Superheldin. Das schwerkranke Mädchen lebt gemeinsam mit ihrer Familie in einem Dorf in Kenia. Die meiste Zeit verbringt sie allein zu Hause. Um sie glücklich zu machen, dreht ihre Schwester einen Superheldenfilm mit den Dorfbewohnern und Jo in der Hauptrolle. - anschl. Gespräch mit Frank Pasic (Funus Stiftung), im Rahmen der »Stadt der Sterblichen«10.9., 19 Uhr, Cinémathèque in der Nato
Das melancholische MädchenDie Schriftstellerin Susanne Heinrich lässt ihr melancholisches Mädchen durch eine skurrile Welt spazieren, die unserer nur allzu ähnlich ist. Ein absurdes Vergnügen. - Am 11. September in Anwesenheit von Regisseurin Susanne Heinrich im Ost-Passage Theater.11.9., 21 Uhr, Ost-Passage Theater
Kino-Abend in französischer Sprache
Welchen Film es heute Abend zu sehen gibt, erfahrt ihr zeitnah auf kreuzer-leipzig.de
11.9., 19 Uhr, Ost-Passage Theater