Für die einen ist PeterLicht gleichbedeutend mit »Sonnendeck«, diesem easy-going Elektro-Sommer-Hit von 2001, für die anderen eine Konstante in der Indie-Pop-Kunstwelt. Er ist der kopflose Künstler, spätestens seitdem er es zum Konzept erhoben hat, sich nur vom Hals abwärts fotografieren zu lassen oder mit Alltagsgegenständen vorm Gesicht. Aber der kopflose Künstler gilt als verkopft.
Wenn in den Texten so schwergewichtige Wörter wie Kapitalismus oder Arbeitgeberpräsident vorkommen, muss ja etwas dahinterstecken. Die ergänzenden Werke in anderen Kunstformen wie Buch und Theater liefern neue Einblicke und Ansätze, aber nicht zwingend Antworten. Und PeterLicht tut einen Teufel, Interpretationshilfe zu leisten. Möge das Publikum sich doch bitte den eigenen Kopf zerbrechen. Er hat ja keinen.
Und wenn es einmal dabei ist, kann es den Kopf bei Gelegenheit auch kurzzeitig wieder ausschalten und sich von den leichten, lockeren Rhythmen und Melodien verführen lassen oder sich einfach an den absurd-genialen Wortspielen erfreuen. Das geht wohl in Ordnung, wenn es hilft, die Sonnendeck-Fans mit den Philosophen-Fans zu vereinen. Auf beiden Seiten scheint PeterLicht sich wohlzufühlen.
Im vergangenen Jahr veröffentlichte PeterLicht »Wenn wir alle anders sind« und packte sich sogar selbst aufs Cover – bunt und verfremdet zwar, aber in voller Gänze. Und wieder geht es um den Kopf: »Ich versuchte neue Mützen, doch eigentlich suchte ich einen neuen Kopf«. Die Texte bleiben also existenziell-assoziativ. Mal absurd-dadaistisch, mal erstaunlich klar kritisch. Die Musik ist auch nach wie vor Pop, allerdings über die Alben breiter geworden. Mit Ausflügen in Folk, Low-Fi Synthie oder in klassischer Bandbesetzung. Richtig: Band. Mit der tritt er nämlich mittlerweile auf. Anfangs noch als die Band ohne Kopf bezeichnet, dürfte sie beim Auftritt in Leipzig aber durchaus Gesicht zeigen.