Das ehrenamtlich geführte Restaurant ist nicht nur für seine vegane Pizza bekannt, sondern bietet Kultur und Kunst einen Raum. Es erwirtschaftet aber nicht genug, um alle Vorgaben des Bauamts aus eigener Kraft umsetzen zu können und appelliert nun an die soziale Gemeinschaft.
Eine raue Stimme durchdringt den Raum. Deutlich tritt eine Ader am Hals des Sängers hervor. Während er auf der kleinen Bühne des Pizza Labs singt, unterstützen die Gäste des nicht-kommerziellen Restaurants seinen Gesang mit Kürbisrasseln und weiteren rhythmischen Instrumenten. Pizzaduft füllt den Raum. Dort ist kaum noch Platz neben den Gästen und der vierköpfigen Band. Der Kontrabass schwingt nur knapp unter der nackten Glühbirne, die gemeinsam mit einer Lichterkette den Auftritt beleuchtet.
»Das Pizza Lab ist ein gemeinschaftliches Projekt. Die erwirtschafteten Überschüsse spenden wir an lokale und soziale Projekte«, erklärt eine Tafel über dem Durchgang zur Theke. Überschüsse, die gespendet werden könnten, gibt es jedoch zurzeit nicht. Alle arbeiten hier ehrenamtlich und trotzdem steht das Pizza Lab auf der Kippe.
Auch ein nicht-kommerzielles Restaurant kostet Geld
20.000 Euro müssen her, bis zum 28. September, sonst muss das Restaurant schließen. Mit dem Geld müssen Umzugs- und Brandschutzkonzept umgesetzt werden, die das Bauamt verlangt, erklärt Johanna Gundermann. Sie ist im Vorstand und sitzt auf einer Couch im Tanzraum nebenan, der auch zum Lab gehört, aber nicht für den Restaurantbetrieb geöffnet ist. Die 20.000 Euro seien sogar relativ günstig. »Das Bauamt war sehr kulant«, sagt Gundermann und auch die Architekten seien dem Projekt mit ihren Angeboten entgegengekommen. Darum versucht sich das Lab mit einer Crowdfunding-Aktion zu retten.Im Schaufenster des Restaurants spielt ein Bildschirm in Dauerschleife ein Video. Es wirbt um Spenden. Beim ersten Dreh sind die Freiwilligen noch davon ausgegangen, dass 10.000 benötigt werden, erzählt Gundermann. Der kurze Film gibt einen Einblick in die Organisation und den Alltag des Ladens.
Das Pizzalabor
[caption id="attachment_80862" align="alignright" width="275"] Foto: David Muschenich[/caption]
Den ganzen Abend über kommen neue Gäste zur Tür herein, huschen zur Theke und bestellen. Jede Pizza ist vegan, den Teig gibt es klassisch auf Weizenbasis, aber auch als Dinkelvariante oder glutenfrei. Den Belag wählen die Besucherinnen und Besucher selbst. Die Karte zeigt ein Periodensystem, mit den wichtigsten Elementen des veganen Pizzabelags. Von Pilzen über veganes Gyros zu Bananen – jede Pizza ist ein persönliches Experiment.
Ein Erlenmeyerkolben im Logo und weitere, mit bunten Flüssigkeiten gefüllte Labor-Behälter im Restaurant setzen das Thema Pizzalabor fort. Das Konzept stammt von einer jungen Chemikerin, die als Volontärin im Haus arbeitete. Es handelt sich um eines von elf Hausprojekten in der Georg-Schwarz-Straße.
Mehr als ein Restaurant
[caption id="attachment_80863" align="alignleft" width="264"] Foto: Muschenich[/caption]
Ob Zeichenrunde, Masturbationskurse oder politische Plena, hier haben kreative Gruppen Platz. Das zeigt schon die Dekoration der Pizzeria. An den grüngestrichenen Wänden und über den Köpfen baumeln buntbemalte Pizzakartons. Am Nebentisch geben zwei junge Frauen ihrem Kunstwerk den letzten Schliff – vor ihnen: vielfältige Wasserfarben.
Damit das Crowdfunding erfolgreich läuft, müssen mindestens 20.000 Euro zusammenkommen, ansonsten geht alles zurück an die Spenderinnen und Spender und das Pizza Lab muss schließen. Bisher sind mehr als 18.000 im Topf (Stand: 24. September 2019). Sollten in den wenigen, verbleibenden Tagen sogar 25.000 Euro zusammenkommen, wollen die Freiwilligen ihr Pizza Lab energieeffizient ausstatten und in ein Schallschutzkonzept investieren.