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Kultur

Auge um Auge

»Die Menschenscheuche«: Ein Rabe bekämpft Vogelscheuchen

  Auge um Auge | »Die Menschenscheuche«: Ein Rabe bekämpft Vogelscheuchen

Unzählige Bücher überfluten den Markt. Linn Penelope Micklitz und Josef Braun helfen einmal wöchentlich auf »kreuzer online« bei der Auswahl. Diesmal begegnet Familienredakteur Josef Braun in Stella Dreis und Michael Stavaričs »Die Menschenscheuche« einem Raben, der eine wichtige Lektion lernt.

Der kleine Rabe ist verärgert. Von seinem Platz in luftigen Höhen aus beobachtet er, wie Bauern Vogelscheuchen aufstellen, um seine Artgenossen und ihn zu erschrecken. Er sieht, wie Küken vor den Grimassen der Strohpuppen zurückweichen. Er »wuchs heran, bald schon war er der stärkste und klügste Rabenvogel weit und breit«, heißt es. Und: »Nur diese eine Sache ließ ihm keine Ruhe«. Aus Rache an den Menschen beschließt der gefiederte Held, selbst eine Scheuche zu errichten. Allerdings eine, die Zweibeiner vertreiben soll.

Die Menschenscheuche, die der Rabe baut, gibt dem Bilderbuch der Illustratorin Stella Dreis und des Autoren Michael Stavarič seinen Titel. In kraftvoller Sprache erzählt Stavarič darin die Geschichte eines Unrechts und vom Versuch gleiches mit gleichem zu vergelten. Viel Zeit nimmt sich das Autorenduo, den Raben bei der Ausführung seines Plans zu begleiten. Typisch für Bücher des Kunstanstifter Verlags, sind die Bildelemente knapp gehalten. Auf dem weißen Papier hat Dreis ihre Zeichnungen präzise gesetzt. Mit feinen Strichen und changierenden Farbtönen gelingt es ihr, ihren Protagonisten anmutig zur Geltung zu bringen. Über weite Strecken ergänzen sich Worte und Illustrationen in überzeugender Weise.

Klare Moral

Nachdem er sein Werk vollbracht hat, wartet der inzwischen erwachsene Rabe auf die ersten Menschen. Kurz darauf wandert eine Frau mit Säugling über das Feld. Beim Anblick der Scheuche, beginnt das Kind zu schreien. Sofort macht der Rabe sich daran, seine Konstruktion wieder zu zerstören, doch die Mutter und ihr Kleines kann er damit nicht beruhigen. Sie fliehen. Zurück bleibt die etwas platt formulierte Erkenntnis: »Wir alle, dachte er, Menschen und Tiere, müssen lernen, sorgsamer miteinander umzugehen«. Glücklicherweise geht die Geschichte danach noch weiter. Die letzte Seite verzichtet auf Worte. Die Illustration zeigt Farben und Blattwerk, sowie Blumen und darin: ein Rabe und ein Kind.


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