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Wahlwerbung

Kolumne: Eine Saison mit Rasenballsport Leipzig

  Wahlwerbung | Kolumne: Eine Saison mit Rasenballsport Leipzig

Im sechsten Teil ihrer Kolumne beschäftigt sich das Blogkollektiv Zwangsbeglückt mit der Leipziger Oberbürgermeisterwahl und dem Verhältnis der Kandidaten zu RB Leipzig

Was bei aller Euphorie um die Tabellenführung der Betriebssportgemeinschaft Fuschl am See auch interessant ist: In Leipzig steht die Wahl eines Oberbürgermeisters an. Zwar läge es in der Logik des Vereins, wenn auch hier einfach jemand transferiert würde; etwa Harald »Harry« Preuner, der zur Zeit in Salzburg Bürgermeister ist. Aber nun, die Sächsische Gemeindeordnung sieht es vor, dass die Stimmberechtigten über dieses Amt entscheiden, derzeit rund 470.000 Personen. Und so stehen am 2. Februar acht Kandidatinnen auf der Liste, über die spätestens am 1. März in einer Stichwahl entschieden wird. Was lag nun näher, als einige davon mal zu ihrer Sicht auf RB zu befragen? Unsere Fragen waren natürlich tendenziös, das aber mit Nachdruck. Kurzfassung: Sie reichten von einem »Wie halten Sie es mit RB?« bis hin zur Frage nach der Vorfreude auf die Meisterfeier im Mai.

Realistischerweise schätzen einige der Angefragten ihre OBM-Chancen als niedrig ein und verzichten schon vorab auf die Teilnahme an unserer Befragung. Dies gilt etwa für Sebastian Gemkow, der vermutlich lieber Minister in Dresden bleiben und vorher in Leipzig mit Scheindebatten um linken Terrorismus die Stimmung anheizen will. Und auch Franziska Riekewald von der Linken hielt sich bedeckt. Marcus Viefeld von der FDP hatten wir gar nicht erst angeschrieben. Seine plakatierte Losung »Unternehmer ins Rathaus!« akzeptierten wir als Vorab-Antwort auf die Frage nach dem Verhältnis zu RB. Vermutlich plant Viefeld eine RB-Lounge im Ratssaal, Mateschitz-Denkmal im Foyer und Red Bull-Ausschank in der Kantine.

So hatten wir das Vergnügen, uns umso intensiver mit den Reaktionen von Katharina Krefft (Bündnis 90/Grüne), Burkhard Jung (SPD) und Ute Elisabeth Gabelmann (Piraten, Humanisten, ÖDP & Demokratie in Bewegung) zu befassen. Das Ergebnis vorab: Die Unterschiede sind nicht riesig, aber fein.

Die beste Nachricht für den Vorstand im Cottaweg-Container: So richtig was gegen RB hat niemand. Wobei das bei Jung sicherlich untertrieben ist: Man tut ihm nicht Unrecht, ihn als ausgesprochenen RB-Ultra zu bezeichnen. Immerhin erinnerte (oder ergoogelte) er sich an unsere schon vor einiger Zeit aufgeschriebene Einschätzung, er sei »im Liebestaumel mit dem heilsbringenden Gebieter« – und so ganz scheint ihm das nach wie vor nicht zu missfallen. Katharina Krefft ist hier zwar etwas distanzierter und sieht in RB ein »ein gut geschmiertes Unternehmen«, will dabei aber auch keine großen Unterschiede zu anderen Bundesliga-Clubs erkennen. Und Gabelmann räumt immerhin mit der Legende auf, dass RB ein Mäzen der Stadt sei.

Stärkere Differenzen gibt es an anderen Stellen. Beim Verhältnis von Rathaus und RB ist der aktuelle OBM ganz auf Appeasement aus und betont, wie aus einer HHL-Studie zitierend, dass Leipzig »sehr« von RB profitiere. Die wohl beschwichtigend gemeinte Formulierung, dass er »RB nicht aus seinen Pflichten gegenüber der Stadt« entlassen wolle, kann man auch verstehen als ein: »Wo es nur geht, komme ich Euch entgegen.« Krefft lässt hier schon stärker eine eigene Position erkennen, empfiehlt eine stärkere Öffnung des Vereins gegenüber seinen Fans und erwartet »bei einem Verein, in dessen Reihen viele Ausländer spielen, eine klare Kante gegen Rassismus und Hass«. Ute Elisabeth Gabelmann geht in die gleiche Richtung: »Ich habe mir mal notiert, dass die Führungsebene von RB zu meinen ersten Bürgerkonferenzen geladen wird. Als OBM hat man schließlich Vorbildwirkung.«

Ganz konkret wird man diese Differenzen bei den absehbaren Konflikten zum Stadionumfeld sehen. Jung bezeichnet dies als eines seiner Schwerpunktprojekte, bleibt dabei aber herzlich unverbindlich (»Gestaltung des Stadionumfelds inklusive Sportmuseum, Mobilität etc.«). Ganz anders Katharina Krefft, die deutlich städtische und RB-Interessen unterscheidet und weiterhin auf dem Ausbau des ÖPNV (den Begriff der »Feuerbachschleife« sollte man sich merken) und einem Sportmuseum besteht, wohl wissend, dass RB vor allem eine Geschäftsstelle, Fanshop und massig Parkplätze wolle. Mehr, so vermutet sie, weiß nur der OBM, dem sie vorwirft, »am Stadtrat vorbei seit Monaten Geheimverhandlungen« zu führen. Endlich mal ein echter Dissens!

Der ist jedoch bei der (unterstellten) Meisterfeier wieder vorbei. Am Ende werden wir sie wohl alle dort sehen, sei es wegen echter Liebe (Jung) oder wegen des Umstandes, dass es gerade die Grünen waren, die die Rathausfassade inklusive Balkon renovieren ließen (Krefft).Bei allen Differenzen geben wir aber gern zu, dass die eleganteste Antwort von Burkhard Jung kam. Auf die Frage nach der Vorbildwirkung von RB in Bezug auf Mitbestimmung und politisches Engagement antwortete er so lapidar wie vielsagend: »Die Stärken von RB liegen auf anderen Feldern.«

In diesem Sinne: Wir wünschen eine gute Wahl!


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