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Kultur

Bildungsfragen

»Was wäre wenn« – Peter Bichsels Einsatz für junge Leser

  Bildungsfragen | »Was wäre wenn« – Peter Bichsels Einsatz für junge Leser

Unzählige Bücher überfluten den Markt. Linn Penelope Micklitz und Josef Braun helfen einmal wöchentlich auf »kreuzer online« bei der Auswahl. Diesmal entdeckt Familienredakteur Josef Braun in Peter Bichsels »Was wäre wenn« eine Fundgrube an originellen Ideen zu Bildung und Kindererziehung.

2014 hörte Peter Bichsel auf zu schreiben. Seitdem gibt es keine neuen Werke mehr von dem Schweizer Autor, der mit dem Kurzgeschichtenband »Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennenlernen«, einst den großen Durchbruch feierte. Anschließend wurden seine Erzählungen in vielen Schulen zur Pflichtlektüre; darunter die berühmte Geschichte »Ein Tisch ist ein Tisch«, in der der Erzähler, kindliche Denkmuster übernimmt. Im Jahr 2018 führte die Journalistin Sieglinde Geisel ein mehrtägiges Gespräch mit dem Autor im Ruhestand. Der Kampa-Verlag hat es in seiner sehr empfehlenswerten »Salon«-Reihe abgedruckt.

»Was wäre, wenn?« zeigt Bichsel als klugen Beobachter. Abseits des alltäglichen Lebens und gezeichnet vom Tod seiner Frau, sinniert er über die Schweiz, den Sinn von Literatur aber eben auch über Bildungsfragen. Und hier vertritt Bichsel Thesen, die einer Astrid Lindgren würdig wären. So sagt er über Erziehung: »Ich finde es fürchterlich, wenn es Eltern gibt, die glauben, sie hätten ihre Kinder zu erziehen. Die muss man nicht erziehen, mit denen kann man doch zusammenleben.« In seiner nachdenklichen, oft tastenden Art macht sich Bichsel für die Kinder stark. Für ihren Blick aufs Leben. Selbstkritisch hinterfragt der einstige Lehrer die Rolle von Pädagogen in der Biografie eines Menschen – und plädiert dafür das Abschreiben in der Schule zu erlauben.

Eine Lobby fürs Lesen

Es mag seltsam sein, einen Gesprächsband als Kinderbuch zu empfehlen, doch Bichsel hat viel zu sagen. Seine Überlegungen stellen althergebrachte Einstellungen in Frage und regen zur Reflexion an. Nach Studien aus dem letzten Jahr kann knapp ein Fünftel der Zehnjährigen in Deutschland nicht so lesen, dass das Gelesene auch verstanden wird. Autorin Kirsten Boie hat diese Zahl zum Anlass genommen und eine Lobby fürs Lesen gegründet. Warum es eine solche braucht und was das Besondere am (Vor-)lesen ist, darüber lässt sich in Bichsels Ausführungen einiges lernen. Sie zeigen den Schriftsteller als leidenschaftlichen Verfechter von Kinderrechten und Kindergedanken.


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2 Kommentar(e)

Christian 29.01.2020 | um 13:35 Uhr

»… ein mehrtägiges Gespräch mit dem Autoren im Ruhestand« Der Dativ von Autor lautet: dem Autor.

Onlineredaktion 03.02.2020 | um 10:38 Uhr

Lieber Christian, dankeschön! Wir haben die beiden Fehler im Text berichtigt.