Auf dem freien Markt blockieren Spekulanten den Zugang zu Bauland. Die Stadt will es anders machen und vergibt nun zum zweiten Mal Grundstücke an soziale Konzepte.
Viele Grundstücke in Leipzig sind für die meisten Einwohner unerschwinglich. Grund sind die seit Jahren hohen Preise für Immobilien und Bauland. Damit junge Familien und Wohngruppen trotzdem eine Chance haben, sich ein Haus zu bauen, vergibt die Stadt Leipzig ihre Grundstücke nur noch im sogenannten Konzeptverfahren.
Statt an den Meistbietenden, vergibt die Stadt die Grundstücke an solche Interessenten, die soziale und ökologische Bedingungen erfüllen und mit einem Konzept überzeugen können. Erst dann kann auf dem Grundstück gebaut werden. Interessierte Gruppen müssen aus mindestens acht Parteien bestehen und später mindestens 70 Prozent der Fläche selbst bewohnen. Weitere Pluspunkte gibt es für besonders ökologische Konzepte oder die Integration von solchen Personen, die es auf dem Mietmarkt schwer haben, wie Menschen mit Handicap, Senioren und Familien. Im Rahmen dieses Verfahrens hat die Stadt jetzt neue Grundstücke vorgestellt, die an Bewerbergruppen vergeben werden sollen.
Die Stadt verkauft die Grundstücke aber nicht einfach. Wer sich im Verfahren durchsetzt, erhält einen Erbpachtvertrag und kann ein Grundstück langfristig, in der Regel über 100 Jahre, pachten. Wieviel die Pächtergemeinschaft bezahlt, orientiert sich dabei am Wert des Grundstücks.
[caption id="attachment_101251" align="alignright" width="392"] Grafik: Stadt Leipzig[/caption]
In Gohlis, in der Nähe des Zoos, können sich Gruppen um ein Eckgrundstrück an der Gothaer Straße bewerben. Es misst 580 Quadratmeter. Zwei Grundstücke in der Breitschuhstraße in Großzschocher liegen einander gegenüber, das eine hat 880, das andere 540 Quadratmeter. In der Wittenberger Straße in Eutritzsch ist das Grundstück 490 Quadratmeter groß, in der Braustraße im Zentrum-Süd stehen 500 Quadratmeter zur Verfügung. Daneben vergibt außerdem die städtische Wohnungsbaugenossenschaft LWB ein sechstes, mit 2620 Quadratmeter sehr großes Grundstück mit einem zweigeschossigen, unsanierten Wohnhaus.
Sechs Monate haben Interessenten jetzt Zeit, Mitstreiter zu finden und Konzepte vorzubereiten. Dabei können sie sich von Experten beim Netzwerk Leipziger Freiheit beraten lassen. Von Januar bis April kommendes Jahr sollen die Unterlagen dann eingereicht werden, eine Entscheidung will ein Auswahlgremium ab April 2021 treffen.
Bei einer ersten Runde des Konzeptverfahrens waren 2017 zwei Grundstücke im Leipziger Westen an Baugruppen vergeben worden. Eine davon plant ein Haus mit Eigentumswohnungen, die andere will etagenweise Wohngemeinschaften bauen und organisiert sich im Mietshäuser Syndikat. Die neue Runde wäre eine Chance, innovative Wohnkonzepte zu verwirklichen, beispielsweise Clusterwohnungen. Bei dieser Mixtur aus Wohngemeinschaft und Singlewohnungen teilen sich mehrere Parteien große Gemeinschaftsküchen, Wohn- oder Badezimmer, und haben zugleich noch eigene Teeküchen oder Duschen, um sich bei Bedarf zurückziehen zu können.
Detaillierte Infos zu Grundstücken und Bedingungen gibt es beim Netzwerk Leipziger Freiheit und bei der Stadt Leipzig. Außerdem lädt das Netzwerk Leipziger Freiheit am Donnerstag, 16. Juli zu einem Kolloqium im Innenhof des Tapeternwerks. Beginn ist 18 Uhr. Weitere Veranstaltungen sind für den 6. August, den 17. September, im Rahmen der Offenen Wohnprojektberatung des Netzwerks Leipziger Freiheit, sowie während der Wohnprojekttage am 27. und 28. November geplant.