Das Haus in der Ludwigstraße 71 ist seit mehreren Tagen besetzt, bisher ist die Lage friedlich gewesen. Denn eigentlich war ein Gespräch mit dem Eigentümer geplant. Doch daraus wird nun doch nichts. Die Besetzerinnen bereiten sich vor.
Seit dem 21. August ist das Haus in der Ludwigstraße 71 im Leipziger Osten nun schon besetzt. Wie es weiter geht, bleibt unklar, die Besetzerinnen rechnen allerdings mit einer baldigen Räumung. Ein Aktivist der Initiative Leipzig Besetzen erklärt: »Die Menschen im Haus bereiten sich vor.« Kampfloses Aufgeben kommt für die Besetzerinnen nicht in Frage. »Das ist unser Haus und wir lassen es uns nicht so einfach wieder wegnehmen«, heißt es auf dem Twitter-Account von Leipzig Besetzen. Offen für Gespräche mit dem anonymen Eigentümer wollen sie trotzdem bleiben.
Ein Gespräch auf Augenhöhe – so lautete das Ziel der Aktivistinnen. Zu Beginn der Besetzung schien das auch möglich: Noch am selben Tag der Besetzung erfolgte die öffentliche Kundgebung. Es folgten Solidaritätsbekundungen, eine Debatte um bezahlbaren Wohnraum sowie die Legitimität von Hausbesetzungen, zwei sich solidarisch zeigende Hausbesetzungen – allerdings kein Gespräch zwischen Besetzerinnen und Eigentümer des Hauses. Der soll laut Angaben des MDR bereits am 22. August von der Polizei ermittelt worden sein und bereit gewesen, mit den Besetzerinnen zu sprechen.
Doch am 25. August kippt der Plan: Die Aktivistinnen teilen mit, der Eigentümer habe das Gespräch platzen lassen. Und auch die Stadt ist nicht bereit, sich auf Gespräche einzulassen. Frank Amey, Leiter des Amtes für Wohnungsbau und Stadterneuerung, erklärt auf Anfrage des kreuzers: »Wir wollen ja gerne alternative Projekte unterstützen, das geht allerdings nur im legalen Bereich. Aber die Jugend darf und muss der älteren Generation auch Missstände aufzeigen«. Amey weiß, dass das Haus in der Ludwigstraße 71 einen »städtebaulichen Missstand« darstelle und dass Leerstand und Verfall eigentlich nicht sein sollten, betont aber dennoch seine neutrale Beratungsfunktion. Man könne dem Besitzer des Hauses zwar Ratschläge geben, aber die letztendliche Entscheidung obliege dem Eigentümer, betont Amey.
Diese Entscheidung scheint nun gefallen. So sei den Aktivistinnen von Leipzig Besetzen mitgeteilt worden, dass der Eigentümer weiterhin anonym bleiben will und sich mittlerweile entschieden hat, das Haus privat nutzen zu wollen. Auch Amtsleiter Amey erklärt im Telefongespräch mit den Besetzerinnen seine Mediatorenrolle für beendet, er sei »amtlich und sachlich raus«.
Die Umsetzung der Idee der Aktivistinnen von Leipzig Besetzen, aus dem Haus ein solidarisches Hausprojekt mit Café, Veranstaltungsraum, selbstorganisierten Wohnformen und nachbarschaftlichen Gemeinschaftsgarten zu machen, scheint ungewiss. »Die Stimmung ist angespannt. Bis jetzt ist die Polizei noch nicht da, aber wir bleiben wachsam«, sagt ein Aktivist von Leipzig Besetzen. Unverständnis und Resignation herrscht auch unter den Unterstützerinnen vor dem Gebäude. Ein Nachbar bemerkt: »Die letzten Tage gab es eigentlich immer gutes Feedback, heute Morgen wurden sogar noch Pancakes vorbeigebracht. Nun passiert hier wohl dasselbe wie immer bisher. Naja, beim nächsten Haus dann.«
Nachtrag: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, die Stadt würde nun versuchen, zu vermitteln. Dies weist Pressesprecher Matthias Hasberg zurück.