Konzerte in Zeiten der Pandemie? Keine einfache Sache und definitiv anders: Ohne ausgetauschten Schweiß aus den Moshpits in vollgepackten Räumen, stattdessen Teilnehmerreduzierung und Tanzen mit Abstand. Doch die Band Blond weiß, wie man gute Stimmung in die coronakonformen Stahlkäfige des Outside auf der Leipziger Festwiese holt. Garantiert Indie, garantiert feministisch und garantiert cool.
Endlich wieder laute Musik, endlich wieder blendende Bühnenlichter. Wow, wie lange war ich nicht mehr bei einem Konzert! Dabei markiert der Herbstanfang normalerweise für mich nicht nur den Startpunkt einer langwierigen, kalten, mir-frieren-die-Füße-ab-Saison, sondern auch den Beginn vieler, wunderschöner Konzerte. Doch Corona schlägt Konzert-Liebhaberinnen wie mir dieses Jahr ein Schnippchen: Die meisten Künstlerinnen verlegten ihre Touren aufs Frühjahr. Umso schöner, solange es draußen temperaturbedingt noch möglich ist, von Gelegenheiten wie diesen zu profitieren.
Der Abend beginnt mit einem DJ-Set von Salwa Benz. Die Musikjournalistin, Radiomoderatorin sowie DJ aus Berlin ist ein Multitalent in Sachen Musik, ihre empowernden Auftritte laden ein zum Booty shaken; ihre Musikauswahl, bestehend vor allem aus weiblichen Rap-Künstlerinnen und antreibenden Disco-Mixen, bildet den perfekten Einstieg an einem Konzertabend wie heute. Dem vorwiegend jungen Publikum scheint es zu gefallen, dennoch bleiben die meisten Füße noch ruhig – es wird mitgewippt, die Energie aber scheinbar aufgespart für den Auftritt von Blond. Denn wer die Chemnitzer Band kennt, weiß, dass das Trio mit absoluter Sicherheit für Bewegung sorgt.
So auch an diesem Donnerstag. Im Laufe des Konzertes wird das Grinsen in meinem Gesicht beständig größer und ich merke, wie sehr ich das Tanzen und Mitgrölen (öffentlich und nicht nur unter der Dusche) vermisst habe. Dabei macht das gemeinsame Singen zu Texten von Blond besonders Spaß, denn Lyrics wie »Mein Leben ist grad ziemlich geil / Ich habe eine gute Zeit / Und genau dann kicken meine Tage rein« (Song: Es könnte grad nicht schöner sein) und » Schön, dass es dich gibt / Danke fürs Erklären« (Song: Thorsten) sind einfach sehr nachempfindbar.
In den stählernen, umzäunten Bereichen, von Blond liebevoll als Ställe bezeichnet, wird in kleiner Truppe gemosht, es wird geschrien, applaudiert und zahlreiche Plakate mit Sprüchen wie »BLOND ihr seid cool und sehr lustig!« oder »Geile Mucke!« in die Luft gehalten. Ein Witz der Schwestern Nina und Lotta Kummer jagt den nächsten und des verpassten Festivalsommers 2020 wegen, muss, beziehungsweise will, Bassist und Keyboarder Johann Bonitz am Ende des Konzerts noch trichtern. Ein ganzer Festivalsommer in einem Abend also – nur ohne Zelt und mit hygienischen Sanitäranlagen an Stelle von verdreckten Dixie-Klos. Auch nett.