Für die angekündigte Corona-Leugner-Demo am 7. November in Leipzig suchen viele Teilnehmerinnen noch Schlafplätze – und finden sie bei der Hotelkette MotelOne.
In den Telegramgruppen der Querdenken-Fans herrscht großes Durcheinander. Alle suchen nach Schlafplätzen, weil sie von überall nach Leipzig kommen. Einige berichten von Hotel-Stornierungen und erhoffen sich Tipps. Zuvor hatten die Querdenker, also der Name unter der sich Corona-Leugnerinnen, vermeintliche Systemkritikerinnen und Verschwörungsmystikerinnen gegen die Corona-Maßnahmen vereinen, zu einer Demonstration am 7. November aufgerufen.
Schnell gibt es einen Favoriten für die Teilnehmerinnen der Demonstration: Die Hotelkette MotelOne habe die Buchungen nicht storniert und würde die Demonstrantinnen unterstützen. Man solle bei der Anmeldung einfach angeben, man wäre wegen der Demonstration in Leipzig. »Die sind sehr freundlich und machen das ohne Diskussion« schreibt eine in der Telegramgruppe. Und weiter: »Lasst uns aus Dankbarkeit das Hotel vollmachen«.
Die Empfehlung verbreitet sich schnell in zwei Filterblasen: Die Querdenker feiern die Münchner Hotelkette, die Gegnerinnen der Verschwörungsmystikerinnen eher nicht so. Mal abgesehen von der Gefährdung durch die Masken-Verweigerung, mischen sich unter die Demonstrantinnen immer wieder Rechtsextremistinnen, welche die Corona-Krise ausnutzen. Reichsflaggen, Neonazi-Shirts und antisemitische Sprüche sind immer wieder auf den Demos zu beobachten und zu hören.
Ein Anruf beim Motel One am Augustusplatz. Dort wird sich am 7. November die Hauptbühne der Querdenker-Demo befinden – und einige der Teilnehmerinnen übernachten im Hotel am Platz. Man sei sich der Diskussionen in den sozialen Netzwerken bewusst. Im Übrigen verweise man auf eine angekündigte Pressemitteilung aus der Zentrale der Kette. Wie man generell Reisende behandeln würde? Die sächsische Corona-Verordnung verbiete keine privaten Reisen, sondern gebe nur eine »dringende Empfehlung« ab. Das lasse man sich von allen Gästen gegenzeichnen. Also auch den Teilnehmerinnen der Demonstration. Dadurch sei man bürokratisch auf sicherem Boden.
In der Corona-Verordnung steht allerdings auch: »Verboten sind die Öffnung und das Betreiben mit Ausnahme zulässiger Onlineangebote von Busreisen und Übernachtungsangeboten für touristische Zwecke sowie Schulfahrten.« Für das Problem hat ein Mitglied der Telegramgruppe schnell eine Lösung gefunden. Man solle einfach Interesse an einem Gebrauchtwagen in Leipzig anmelden. »Und schon ist es nicht mehr ›touristisch‹ motiviert.«
Nachtrag 17.45 Uhr: Die Hotelkette hat sich über Twitter zu Wort gemeldet. In einem kurzen Statement heißt es: "Wir bei Motel One halten uns an die aktuellen Corona-Maßnahmen und werden diese in keiner Weise umgehen. Anreisen sind akt. nur bei Vorliegen geschäftlicher Gründe möglich - die Teilnahme an einer Demonstration erkennen wir nicht als geschäftlichen Reisegrund an."
Nachtrag 3.11, 15.30 Uhr: Es wird zur Demonstration am 7.11 keine Übernachtungen in den Hotels von MotelOne geben. Die Kette gab in einem weiteren Tweet bekannt: Aufgrund der Größe und räumlichen Nähe der Veranstaltung zu unseren Hotels haben wir uns dazu entschlossen, alle Beherbergungsverträge mit Anreisedatum 06.11.2020 und/oder 07.11.2020 zu kündigen. Die Sicherheit unserer Gäste & Mitarbeiter steht an 1. Stelle