Begonnen hat alles mit einer Crowdfundingaktion am Institut für Kunstpädagogik. Vor zwei Jahren erschien die erste Ausgabe von Das Erotik Magazin in Leipzig. Nun wurde die dritte Ausgabe veröffentlicht. Auf dem Cover prangt die Kirche einer christlichen Gemeinde in Minnesota, USA. Eine erotische Assoziation? Vermutlich nicht auf Anhieb. Doch genau darum geht es.
Das Erotik Magazin wird kuratiert von einem Leipziger Kollektiv, bestehend aus zehn Frauen. Am 20. November erschien nun die dritte Ausgabe. Das Thema: Erotik und Struktur. Normalerweise wird das mit einer Ausstellung, Auktion, Release-Party, Schnaps und vielen Menschen gefeiert. Das Kunstmagazin kann man dann für eine Spendenempfehlung erstehen. Diesmal finden stattdessen bis in den Dezember hinein Radio-Talks, Online-Workshops und Performances zu Lust und Stimulation statt. Auch eine sogenannte »Silent Auction« wird es wieder geben. »Eine Art Erotik-Adventskalender« nennt es Theresa Sowka, die mit dem kreuzer über das neue Heft sprach.
Die Idee für das Projekt ist am Institut für Kunstpädagogik entstanden – da, wo feministische Themen aufgrund eher konservativer Strukturen wenig Platz fanden. Ein Crowdfunding finanzierte die erste Ausgabe, die vor zwei Jahren erschien. Seitdem gibt es regelmäßig einen offenen Aufruf an Künstlerinnen und Künstler, ihre Werke zum Thema Erotik einzureichen. Entschieden wird dann im Kollektiv, welche davon gedruckt werden. Anfangs wollten die Frauen in dem Heft vor allem ihre eigenen Positionen präsentieren, merkten jedoch schnell, dass das gar nicht reicht. »Es ist ein Teil unserer Arbeit neue Blickwinkel in diesem Feld kennenzulernen und zu zeigen«, findet Theresa, »inzwischen bekommen wir zum Teil auch Zusendungen aus dem Ausland.«
Dass das Magazin nicht nur ein künstlerisches, sondern auch politisches Vorhaben ist, liegt in der Natur der Sache. Weibliche oder queere Nacktheit und Sexualität sind in der breiten Öffentlichkeit noch immer randständig. Gesellschaftlichen Normen soll eine subjektive und selbstbestimmtere Art von Erotik entgegengesetzt werden. Die Inhalte mögen nicht in erster Linie Lust erzeugen, zeigen jedoch individuelle und vielfältige Auseinandersetzungen mit dem Thema. Das sind Fotografien, Illustrationen, Malereien und Collagen. Auch gibt es diesmal einen erweiterten redaktionellen Teil. Das Erotik Magazin ist schließlich auch eine Plattform für junge Kunstschaffende, die bisher nicht oder wenig veröffentlicht haben. Diese wächst stetig und bringt neue Konzepte hervor. Unter dem Titel »Mütter der Moderne« veröffentlichen vier Mitglieder des Kernteams beispielsweise aktuelle Kunstkritiken beim Leipziger Sphere Radio. Dort besprechen sie Ausstellungen aus dem deutschsprachigen Raum aus einer feministischen Perspektive.
Alternative Zeitschrift mit lokalem Bezug oder Expansion und hoch hinaus? Wie die Zukunft aussehen soll, beschäftigt auch die Mitstreiterinnen. »Für den Zeit- und Arbeitsaufwand, den wir betreiben, müsste das eigentlich unser Beruf sein«, sagt Sowka. Fördermittel erhielten sie bisher nur in geringem Ausmaß. Anfang nächsten Jahres wird das Kollektiv gemeinsam reflektieren und sich im wöchentlichen Plenum über zukünftige Ausgaben austauschen.