Pflegeeinrichtungen haben durch die Corona-Pandemie viele Probleme. Das St. Gertrud Altenpflegeheim in Leipzig-Engelsdorf hat nach einem Ausbruch des Virus im Haus einen Hilferuf verbreitet und nach Helfern gesucht. Ein Anruf bei Heimleiter Klaus Mildner.
kreuzer: Herr Mildner, wie ist die Situation in ihrem Heim?KLAUS MILDNER: Aktuell ist es die größte Herausforderung, die wir je hatten. Alle arbeiten am absoluten Limit. Am 13. Dezember ist das Virus erst bei einem Besucher und dann anschließend bei Bewohnern und Mitarbeitern festgestellt worden. Zurzeit sind von unseren 64 Mitarbeitern in der Pflege und Betreuung 25 erkrankt, darunter meistens Corona-Fälle. Dadurch wird es für uns zunehmend schwerer die Versorgung der Bewohner sicher zu stellen. Außerdem besteht die Gefahr, dass es zu weiteren Erkrankungen kommt und sich die Situation noch verschlimmert. Gerade können wir noch durch Organisation der Schichten hausübergreifend arbeiten, aber die Feiertage stehen ja bevor.
kreuzer: Sie haben dann einen Hilferuf verbreitet, in dem Sie Pflegekräfte, aber auch Haushaltshilfen, gesucht haben.MILDNER: Ich habe die Möglichkeit entweder auf ehrenamtlicher Basis oder mit sehr kurzen Verträgen, Helfer einzustellen, die entweder pflegen, also waschen und lagern, oder eben in der Küche oder und beim Bettenmachen helfen. Die haben wir über den Aufruf gesucht. Wir haben auch schon die ersten Angebote bekommen und inzwischen habe ich auch kurzfristig Mitarbeiter einstellen können.
kreuzer: Bekommen Sie denn noch anderweitig Unterstützung?MILDNER: Aktuell gibt es einen Krisenstab hier in Leipzig und es wird geprüft, ob wir so schnell wie möglich Unterstützung durch die Bundeswehr bekommen. Außerdem haben wir alle anderen Caritas-Einrichtungen abgegrast, seien es Kindergärten oder ambulante Pflegestellen. Aber die fahren auch auf Limit. Personalverleihfirmen haben auch keine Mitarbeiter zur Verfügung.
kreuzer: Wie geht es denn den Bewohnern?MILDNER: 70 Prozent unserer Bewohner sind dementiell erkrankt und das führt manchmal zu Problemen. Wer eine Lauftendenz hat, geht natürlich über die Station. Aber wir sperren niemanden ein, auch wenn Zimmerversorgung besser wäre. Außerdem haben wir einen Besuchsstopp, obwohl wir versuchen Begegnungen am Fenster oder im Park möglich zu machen.
kreuzer: Wie sieht es denn aus mit Impfungen?MILDNER: Die bevorstehenden Impfungen führen zu einem Riesenaufwand. Aktuell müssen wir nämlich auch noch alle Bewohner und Mitarbeiter erfassen, die geimpft werden wollen, was ja freiwillig ist. Das müssen wir dann ans Deutsche Rote Kreuz schicken.