Lara und Fabian, die ihre Nachnamen lieber nicht in einem Magazin lesen möchten, sind Pommes-Influencer: Gemeinsam bewerten sie Pommes auf dem Instagram-Account @pommesleipzig. Im Mai 2020 eröffneten sie den Account, jetzt ist er über 1.600 Abonnenten stark. Wir treffen sie in der Frau Krause, einer alten Connewitzer Kneipe, auf eine Pfeffer-Pommes. Das Interview aus der Januar-Ausgabe des kreuzer 01/21.
kreuzer: Wie kams zu dem Account?LARA: Wir sprachen darüber, dass wir nicht wussten, wo es in Leipzig gute Pommes gibt. In der Leipziger Telegram-Gruppe »Sharing is caring« haben wir mit der Frage eine heiße Diskussion losgetreten. Als jemand fragte: »Wo bleibt der Pommesblog?«, hatten wir schon die ersten drei Posts auf unserem Instagram-Account als Antwort parat.FABIAN: Für uns ist das auch eine Ausrede, die Stadt zu erkunden. Wir leben erst seit ein paar Jahren in Leipzig. »Pommesleipzig« soll auch ein abstraktes Stadtporträt sein. In die Pommesbewertungen fließen oft Themen und Erlebnisse mit ein, die uns beschäftigen.
kreuzer: Wie lange braucht man, bis man in Leipzig alle Pommesbuden bewertet hat?LARA: Ewig. Es gibt in fast jedem Restaurant Pommes. Am Anfang hatten wir eine Liste und dachten, das wären alle Läden in Leipzig. Aber jetzt haben wir einen besseren Überblick, weil wir die Stadt durch eine Pommesbrille betrachten.
kreuzer: Ist »Pommesleipzig« Ihr einziges gemeinsames Projekt?FABIAN: Wir planen gerade gemeinsam mit anderen ein Hostel-Projekt im Osten. Es wird ein Stadtteilzentrum, ein Kulturort. Nicht nur für Reisende, sondern auch für Menschen aus Leipzig.LARA: Wir sind eine Crew von acht Menschen und sind zurzeit auf der Suche nach einer Immobilie.
Es ist schwer, weil wir keinen Wohnraum nutzen dürfen. Das ist total bescheuert, denn es gibt kein Hostel im Osten, der Bedarf ist aber da. So wird »Airbnb« Raum geschaffen, was mehr Verdrängung der Wohnräume verursacht als ein Hostel.
kreuzer: Wie ist Ihr Verhältnis zu den sozialen Netzwerken?LARA: Es ist irgendwo zwischen Schmerz und Faszination. Instagram ist eine krasse Selbstdarstellungsplattform, dort wird oft nur eine halbe Realität dargestellt. Es ist trotzdem wichtig, weil es niedrigschwellig ist. Aber da bewegt sich gerade etwas, Instagram wird immer politischer.FABIAN: Ich halte Social Media auch für Fluch und Segen. Ich merke, dass viele Menschen sich über Instagram informieren. Aber das ist manchmal sehr oberflächlich oder man macht sich nur gegenseitig fertig. Vieles ist nicht konstruktiv oder effektiv.
kreuzer: Betrifft die Oberflächlichkeit von Instagram auch Ihren Blog?LARA: Nein, wir stellen keine Schönheitsstandards für Pommes dar. Für uns sind alle Pommes schön.
kreuzer: Die Social-Media-Plattformen funktionieren ja so, dass Likes und neue Follows wie Belohnung wahrgenommen werden. Gleichzeitig werden Accounts kleiner, wenn sie nicht regelmäßig liefern. Setzt Sie das unter Druck?FABIAN: Ja, manchmal esse ich Pommes nur, damit ich drüber posten kann.
kreuzer: Bleiben Ihre Pommesbewertungen nur online?FABIAN: Nein! Wir haben vier Medaillen vorbereitet für West, Süd, Ost und Zentrum und wollen die jeweils dem besten Imbiss der Stadtteile überreichen. Wir verteilen die im Dezember an einem Tag: dem Leipziger Tour des Frites. Wir müssen nur überlegen, wie wir es mit dem Lockdown vereinbaren.