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Kultur

Tauchen und Theater

Überforderte Jugend: »Ringo, ich und ein komplett ahnungsloser Sommer«

  Tauchen und Theater | Überforderte Jugend: »Ringo, ich und ein komplett ahnungsloser Sommer«

Unzählige Bücher überfluten den Markt. Linn Penelope Micklitz und Josef Braun helfen einmal wöchentlich auf »kreuzer online« bei der Auswahl. Diesmal liest Familienredakteur Josef Braun »Ringo, ich und ein komplett ahnungsloser Sommer« von der Leipziger Autorin Judith Burger. Ein Buch, das dem alten Topos vom Sommer in der Jugend neues Leben einhaucht.

Asta freut sich auf den Urlaub. Wie sollte es auch anders sein? Seit sie denken kann, verbringt sie die schönste Zeit des Jahres im kleinen Ort Geschrey, wo ihre Eltern das jährliche Sommertheater veranstalten und sie mit ihrem besten Freund Ringo um die Häuser zieht. Dieses Mal soll sie darüber hinaus noch im Stück ihrer Mutter mitspielen. Besser kann es gar nicht werden, doch dann passt die Realität plötzlich nicht mehr zur Vorfreude. Bei Ringo zu Hause streiten die Eltern, während er ständig auf seine kleine Schwester Lucy aufpassen muss. Zudem hat Asta große Probleme, ihre Rolle zu spielen, auf der Bühne versagt ihr die Stimme oder sie vergisst ihren Text.

[caption id="attachment_123752" align="alignright" width="220"] Ringo, ich und ein komplett ahnungsloser Sommer, Cover: Gerstenberg Verlag[/caption]

Judith Burger lebt und arbeitet als Journalistin und Kinderbuchautorin in Leipzig. Für »Ringo, ich und ein komplett ahnungsloser Sommer« findet sie eine Sprache, die in vielem an Wolfgang Herrendorfs Roman »Tschick« erinnert. Sogartig zieht sie die Lesenden in die Atmosphäre des Örtchens Geschrey und seiner Bewohner. Dabei ist ihr hoch anzurechnen, dass sie ihre erwachsenen Figuren mit der gleichen Sorgfalt entwirft wie ihre jugendliche Ich-Erzählerin. So entsteht ein dichter Kosmos, vor dem Burger auf eindringliche Weise vom Aufwachsen erzählt. Von den Enttäuschungen, die es beinhaltet und von den Gefühlen, die plötzlich da sind, im Speziellen zwischen Asta und Ringo, deren Verhältnis im Laufe des Textes einige schwere Schläge aushalten muss. Am schlimmsten wohl der, dass Ringo viel talentierter im Theaterspielen ist als seine beste Freundin. Plötzlich steht er auf der Bühne während Asta überlegen muss, wie sie sich die Vormittage vertreibt. Hier öffnet der Roman einen neuen Strang, in dem das Mädchen aus der Stadt ihr Interesse fürs (Tiefsee)tauchen entdeckt und damit vielleicht auch eine Möglichkeit, den Ärger über Ringos Erfolge loszuwerden. Die Jugend ist eine komplizierte Sache. Selten, dass darüber so schön und ruhig erzählt wird wie in »Ringo, ich und ein komplett ahnungsloser Sommer«.


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