Es ist soweit, ich spiele »Red Dead Online« kaum noch. Das Western-Epos hat mir zweieinhalb Lockdowns lang die Zeit vertrieben, aber irgendwann ist halt auch mal gut. Zum Ende hin hatte ich so ziemlich alles erlebt, erreicht und errungen. Also setzte ich mich in Blackwater an den Pokertisch und spielte mit wildfremden Outlaws ein letztes Ründchen. Die Erinnerung traf mich wie ein Schlag.
Im halbwegs unbeschwerten Sommer 2020 verlebte in der echten Welt einen netten Abend im Casino im Petersbogen. Von dort aus kann man den Jura-Studenten winken, die noch in ihrer Bibliothek lernen, während man selbst schon leicht einen sitzen hat. Da ich erst zum zweiten Mal überhaupt in einer Spielbank war, ließ ich es sachte angehen und verzockte meine 50 Euro in 15-Cent-Schritten an den Automaten. Irgendwann war ich aber fast pleite, holte mit zwei Runden Roulette alles wieder rein und war sogar um fünf Euro reicher als zuvor.
Ich bekam es etwas mit der Angst zu tun. Was wenn mir das alles zu gut gefiel? Und ich von nun an Hab und Gut verzocken würde? Erleichtert stellte ich fest: dafür bin ich viel zu arm. Und geizig! Glück gehabt.
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