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Kultur

Zwiebelwasser und Aloe vera

Im transkulturellen Schönheitssalon wird ein neuer und vielfältiger Umgang mit Schönheit geübt

  Zwiebelwasser und Aloe vera | Im transkulturellen Schönheitssalon wird ein neuer und vielfältiger Umgang mit Schönheit geübt

Für ein halbes Jahr gastiert der preisgekrönte Grand Beauty Salon im Grassi Museum und bietet Online- und Open-Air-Formate an. Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte teilen ihr Wissen zu Themen wie kollektive Selbstfürsorge, Mutterschaft, neue Männlichkeiten und Schönheitsvorstellungen weltweit. Langfristig soll so auch ein Aktionsraum in Leipzig entstehen.

Bei Haarausfall kann es hilfreich sein, über den Tellerrand der üblichen Pflegeprodukte zu schauen. Hengame Sadeghi konnte einigen Männern in Sachsen dabei bereits nützliche Tipps geben. Die 22-Jährige ist eine von sechs Beauty-Expertinnen im Grand Beauty Salon. Der transkulturelle Schönheitssalon tourte bereits 2018 und 2019 durch den Freistaat und gastiert jetzt mit dem Projekttitel Grand Beauty For You, ein halbes Jahr lang im Leipziger Grassi Museum.

»Ich hätte nie gedacht, dass sich so viele Menschen für dieses Wissen interessieren«, sagt Sadeghi. Faden-Epilation und Henna-Zeichnung habe sie im Iran gelernt, Pflegerezepte entwickelt sie gemeinsam mit ihren Freundinnen. Seit 2018 ist sie Teil des Teams. Gemeinsam mit Frauke Frech, der Initiatorin und künstlerischen Leitung des Grand Beauty Salons, gestaltet Sadeghi das Programm des Salons. Die Online-Formate bieten eine Kombination aus Körperarbeit, Rezept-Tipps und Dialog. Auf den Open-Air Veranstaltungen sollen zusätzlich Care-Praktiken geübt werden und auch dort wird es Gesprächsangebote zu den verschiedenen Themen geben.

Die Idee dazu entstand 2014 im Grandhotel Cosmopolis in Augsburg, einem Kulturzentrum und Wohnort von und für Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte. Als Performancekünstlerin lernte Frech dort viele Schönheitsexpertinnen kennen. Darunter eine Kosmetikerin aus Isfahan, ein Barbier aus Gambia und eine Friseurin aus Mazedonien. »Wegen Arbeitsverboten konnten sie hier nicht das machen, was sie lieben«, erzählt Frech. So entstand der erste transkulturelle Schönheitssalon. Erst im Grandhotel selbst, dann vermehrt in öffentlichen Räumen. »Wir bieten verschiedene Perspektiven auf den Körper, sprechen über Geschlechterrollen, erzeugen eine Verbundenheit und erleben eine gute Zeit zusammen«, erklärt Frech. »Das ist unser Erfolgsmix.«

Im Sommer 2018 und 2019 ging das Team auf große Sachsen-Tour. Mit einem mobilen Schönheitspavillon besuchten sie Orte wie Dresden, Aue, Bautzen, Hoyerswerda und Chemnitz. Dabei entwickelten die Macherinnen ein radikal ganzheitliches Schönheitskonzept. »Wir versuchen Oberflächlichkeiten aufzubrechen«, erklärt Frech. »Ein Besuch bei uns soll auch einen Erfahrungsaustausch und einen Zuwachs an Perspektiven ermöglichen.« Zentral sei dabei immer die Frage: Was macht Schönheit aus und wodurch entsteht sie?

»Schönheit bedeutet für mich auch, dass man sich wohlfühlen kann, egal wo man ist«, sagt Sadeghi. Im Grand Beauty Salon hätte sie viele nette Menschen kennengelernt. Doch angefeindet wurden Sadeghi und einige ihrer Kolleginnen auch: »Über diese Erfahrungen haben wir im Team gesprochen und sind dadurch stärker geworden.«

Weil es auch in Leipzig noch Ablehnung gegenüber zugewanderten Menschen gebe, sei ein Raum, in dem man vorurteilsfrei aufeinandertreffen kann, auch hier sehr wichtig, sagt Frech. Die große Herausforderung bei Online-Formaten sei es aber, mentale Nähe und Verbundenheit zu dem Projekt herzustellen. »Langfristig wollen wir deshalb einen festen Aktionsraum in Leipzig schaffen«, erklärt sie. »Die Kooperation mit dem Grassi Museen ist ein großer Schritt in die richtige Richtung.«

Wegen hoher Nachfrage wird es nun auch die Reihe »Sprechstunde für Männer* mit Haarproblemen« geben. Neben Beratung und Behandlung soll es darin auch um neue Männlichkeiten gehen. Einen Trick gegen Haarausfall verrät Sadeghi schon jetzt: »Zwiebelwasser und Aloe vera«, erklärt sie. Miteinander vermengt solle man beides in die Kopfhaut einmassieren. »Am besten hat man dann am Tag nichts mehr vor«, fügt sie hinzu, denn »der Geruch von Zwiebelwasser kann sehr unangenehm sein.«


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