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Film

Fast wie früher

Die Kinostarts der Woche im Überblick

  Fast wie früher | Die Kinostarts der Woche im Überblick

… und was sonst so Filmisches in der Stadt passiert.

Mit Xavier Dolans »Matthias & Maxime« startet nun auch die Cinémathèque in der Nato in die Kinosaison. Das 2cl-Open-Air-Kino auf Conne Island flimmert ja bereits einige Wochen, nun beginnt auch wieder der Spielbetrieb im Haus auf der Karli. Damit fehlen nur noch Schauburg und Cineding in der Leipziger Kinolandschaft. Beide Häuser spielen ab August endlich wieder regelmäßig.

Film der Woche: Der 12-jährige Amra lebt mit seiner Familie in der mongolischen Steppe. Die Nomaden leben im Einklang mit der Natur. Die westlichen Konzerne beuten das Land jedoch immer weiter aus und die Bagger fressen sich in das fruchtbare Land. Die Sucht nach Gold hat auch einige der Einwohner erfasst. Viele sehen in der traditionellen Lebensweise keine Zukunft mehr. Erdene, Amras Vater, ist ein Idealist. Mit seiner selbstgebauten Limousine fährt er stolz durch die Steppe und versucht die anderen Familienoberhäupter davon zu überzeugen, gegen den Raubbau vorzugehen. Amra träumt derweil von einem Auftritt bei »Mongolia‘s Got Talent«. Doch die Träume beider Männer finden ein jähes Ende, als es zu einer Tragödie kommt. Mit ihren halbdokumentarischen Werken hat die mongolische Regisseurin Byambasuren Davaa (»Die Geschichte vom weinenden Kamel«, »Die Höhle des gelben Hundes«) die Geschichten und Traditionen ihrer Heimat in den Westen gebracht. Mit »Die Adern der Welt« stößt sie nun ein Jahrzehnt später einen Hilfeschrei aus. Rund ein Fünftel der Fläche ihres Heimatlands sind bereits durch den Bergbau zerstört. Internationale Konzerne bauen offenbar ohne Kontrollen und Regulierung die Rohstoffe ab und hinterlassen ein Ödland. Die berührende Geschichte von Amra und seiner Familie fühlt sich drängend real an und wird von Davaa mit kompromissloser Vision vorangetrieben. Die Regisseurin drehte mit Schauspielern in realer Umgebung. So fängt sie die Lebenswelt des Nomadenvolks und die Krater der Industrie in (alb)traumhaften Bildern für die Leinwand ein. »Die Adern der Welt« berührt so all jene, die sich durch die Filme Davaas nach einem Leben in Einklang mit der Natur sehnten und konfrontiert sie mit der Realität, deren Teil wir alle sind. Einzig die deutsche Synchronisation trübt diesen Eindruck.

»Die Adern der Welt«: ab 29.7., Passage Kinos

Seit ihrer frühesten Kindheit sind Matthias und Maxime die besten Freunde, daran hat sich nun, da beide erwachsen sind, auch nichts geändert. Gemeinsam mit weiteren Freunden verbringen sie ein Wochenende an einem abgelegenen See, bei dem es zu einer folgenschweren Wette kommt. Die jüngere Schwester eines Kumpels will mit den beiden einen Kurzfilm drehen, in dem diese ein Liebespaar spielen sollen. Der dafür notwendige Kuss vor laufender Kamera wirbelt das Gefühlsleben der beiden jungen Männer daraufhin gehörig durcheinander. Auch in seinem neuesten Film bleibt das kanadische Allround-Talent Xavier Dolan (»Mommy«) seinen Themenkomplexen treu. Er spielt erneut seine homosexuelle Hauptfigur selbst, und auch das Verhältnis mit seiner Filmmutter (Anne Dorval wiederholt ihren Part aus Dolans Debütfilm »I Killed My Mother«) nimmt wieder einen großen Stellenwert ein. Den alles ins Rollen bringenden Kuss zeigt er gar nicht im Bild, und auch sonst gelingt es ihm wieder vorzüglich, mit ähnlichen Kunstkniffen die Spannung beim Publikum zu schüren. Alles läuft dabei auf zwei gleichermaßen stark inszenierte Schlusspunkte zu, die kaum jemanden emotional kalt lassen dürften. Wie von Dolan bislang nicht anders gewohnt, hat er sein Darstellerensemble auch in »Matthias & Maxime« wieder wunderbar im Griff und steuert selbst eine grandiose Performance bei.

FRANK BRENNER

»Matthias & Maxime«: ab 29.7., Cinémathèque in der Nato, 2.8., Passage-Kinos

Marvin Hacks hat als junger Mann im Drogenrausch eine Frau getötet. Siebzehn Jahre später wird er geläutert aus dem Gefängnis entlassen. Er kehrt zurück nach Newhall, in sein altes Zuhause, wo er niemanden mehr hat als seine Mutter Bernadette, eine schroffe Kettenraucherin mit Lungenkrebs im Endstadium. Äußerlich ist Marvin eine auffällige Gestalt, aber auch so hätte das kollektive Gedächtnis der heimatlichen Kleinstadt ihn nicht vergessen. Während er seinen Mitmenschen gegenüber höflich und bedächtig auftritt, feinden viele ihn an, allen voran die Enkelkinder seines Opfers. Die deutsche Schauspielerin Franka Potente, die nach ihrem Durchbruch mit »Lola rennt« mit Filmen wie »Blow« und »Die Bourne Identität« auch international bekannt wurde, lebt und dreht inzwischen vor allem in den USA. Das Prekariats-Szenario ihres unaufgeregten Regiedebüts ist dann auch ein typisch amerikanisches, die Themen sind allerdings universell: Es geht um Vergangenheitsbewältigung, Menschlichkeit, Reue und Vergebung, was Potente mit zugänglichen Charakterzeichnungen und sogar gelegentlichem Humor auslotet. Der hauptsächlich aus der FBI-Serie »Quantico« bekannte Hauptdarsteller Jake McLaughlin empfiehlt sich dabei mit seiner zurückgenommenen, aber trotzdem präsenten Darstellung für größere Produktionen und Kathy Bates ist in der ihr auf den Leib geschriebenen Rolle der Bernadette ohnehin eine sichere Bank.

PETER HOCH

»Home«: ab 29.7., Regina Palast

1981 gründete Wau Holland den Chaos Computer Club – bis heute ein Haufen Genies, Verrückter und Menschen, die die Welt ein wenig besser machen wollen. Der Dokumentarfilm von Klaus Maeck und Tanja Schwerdorf erzählt die Geschichte der Aktivisten und Zeitgeist-Pioniere, deren Weitblick für die Gegenwart entscheidend sein kann. Am 30.7. in Anwesenheit der Regisseure in der Kinobar.

»Alles ist Eins. Außer der 0.«: ab 30.7., Kinobar Prager Frühling, Passage Kinos

Weitere Filmtermine der Woche

Dear Future Children

Dokumentation über drei junge Aktivistinnen, die in drei verschiedenen Ländern dafür kämpfen, dass die Welt in Zukunft besser ist. In Anwesenheit des Regisseurs.

Kinobar Prager Frühling Donnerstag 29.07., um 19:00 Uhr Sommerkino auf der Feinkost Donnerstag 29.07., um 21:30 Uhr

Julia muss sterben

Das Regiedebüt des Leipzigers Marco Gadge ist eine politisch unkorrekte Culture-Clash-Komödie.

Luru-Kino in der Spinnerei Donnerstag 29.07., um 21:30 Uhr Freitag 30.07., um 21:30 Uhr

Nackte Tiere

Bemerkenswertes Debüt um eine Gruppe von Jugendlichen und ihr Leben in einer Plattenbausiedlung, das den Max Ophüls Preis 2020 gewann und nun im Sommerprogramm des Ost-Passage-Theaters gezeigt wird.

Hinterhof Dresdner Str. 82 Donnerstag 29.07., um 20:00 Uhr

Frau im Mond

Fritz Langs Expedition zum Mond ist einer der letzten großen Stummfilme der UFA. Neu vertont von Jeff Mills läuft er auf der Sommerbühne am Panometer von Werk 2 und UT Connewitz.

Panometer Freitag 30.07., um 20:00 Uhr

Dirty Dancing

Eine Tochter aus gutem Hause verliebt sich in einem Ferienhotel in den sechziger Jahren in einen Tänzer. Rythmische Romanze, die inzwischen ebenso Kultstatus genießt wie ihr Soundtrack.

Filmnächte Scheibenholz Samstag 31.07., um 21:00 Uhr

Panometer Samstag 31.07., um 21:15 Uhr

Verwundene Fäden / Die Pferde des Rittmeisters

In Anwesenheit der Regisseure Deborah Jeromin und Clemens von Wedemeyer - im Rahmen der Exkursionsreihe »Auslaufende Umwelten« des Kunstraums D21.

Luru-Kino in der Spinnerei Samstag 31.07., um 21:30 Uhr

Victoria

Eine atemlose Nacht in Berlin, gedreht in einem Take. Vielfach ausgezeichnetes Bravourstück des deutschen Kinos, das im Sommerkino der Schaubühne Lindenfels läuft.

Markthalle Plagwitz Samstag 31.07., um 21:30 Uhr

New Order - Die neue Weltordnung

In dem dystopischen Drama gerät eine verschwenderische Hochzeit der Oberschicht durch einen unerwarteten Aufstand des Klassenkampfes, der in einen gewaltsamen Staatsstreich mündet, aus den Fugen. Großer Preis der Jury in Venedig.

Sommerkino auf der Feinkost Montag 02.08., um 21:00 Uhr

Mali Blues

Der Film erzählt die Geschichten von vier Musikern, die Hass, Misstrauen und Gewalt in ihrem Land und eine radikale Auslegung des Islam nicht akzeptieren wollen.

2cl - Sommerkino auf Conne Island Dienstag 03.08., um 21:30 Uhr

Ratatouille

Der Pixar-Klassiker erzählt die kulinarischen Abenteuer der Ratte Remis in Paris.

LVZ Sommerkino Mittwoch 04.08., um 21:30 Uhr


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