… und was sonst so Filmisches in der Stadt passiert.
Während Hollywood in dieser Woche nichts besseres einfällt, als die mittelprächtige 2016er Version des »Suicide Squad« durch eine blutige, aber immerhin angenehm selbstironische Neuauflage zu toppen, gibt es im Programmkino zwei spannende Zeitreisen zu entdecken. Eine davon entstand in Sachsen: Dominik Grafs Adaption von Erich Kästners »Fabian« wurde größtenteils in Görlitz gedreht. Mehr zu den Hintergründen und Dreharbeiten gibt’s im aktuellen kreuzer.
Film der Woche: Berlin in der Spätphase der Weimarer Republik: eine Zeit des Umbruchs. Jakob Fabian ist Schriftsteller, verdingt sich aber als Werbetexter, bis er seinen Job verliert. Zur Rettung kommt die Liebe: Als er Cornelia Battenberg trifft, ist es um den Lebemann geschehen. Doch schnell ist klar: Das große Glück soll den beiden Liebenden nicht beschieden sein. Es ist 1931, eine Zeit, in der die Welt aus den Fugen gerät. Erich Kästners Roman »Fabian« entstand und spielt unmittelbar vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Virtuos erweckt Dominik Graf diese Zeit zum Leben: Super8-Aufnahmen mischen sich mit Archivmaterial. Tom Schilling ist das pulsierende Herz der Erzählung, Saskia Rosendahl verkörpert Cornelia voller Lebenslust. Albrecht Schuchs Labude ist der Dritte im Bunde, geschlagen mit tiefer Melancholie. Dominik Grafs dreistündiges Werk ist gleichermaßen werkgetreu und zeitgemäß. Ein vibrierender Film.
»Fabian oder der Gang vor die Hunde«: ab 5.8., Passage Kinos
Mit wachsender Verzweiflung irrt Aida durch die Massen der ankommenden Flüchtlinge, rechts und links vertraute Gesichter, aber keine Spur von ihrem Mann und ihren Söhnen. Erst am Zaun findet sie die drei wieder – sie haben es nicht mehr auf das Gelände der UN geschafft, die Soldaten haben die Zugänge bereits geschlossen. Es ist Juli 1995: Bosnisch-serbische Einheiten haben Srebrenica besetzt, und Tausende flüchten aus der Stadt, um bei den UN-Truppen Schutz zu suchen. Doch diese sind völlig überfordert mit der Situation und können weder sanitäre Anlagen, noch genügend Verpflegung für die Menschenmassen zur Verfügung stellen. Aida vermittelt als Übersetzerin zwischen Einheimischen und den niederländischen UN-Truppen bei Verhandlungen, und auch bei der Versorgung von Verletzten. Nur mit großem Aufwand kann sie ihre Stellung ausnutzen und ihre Familie mit auf das Gelände holen, in die vermeintliche Sicherheit. Ohne Pathos oder übertriebene Dramatik erzählt die Regisseurin Jasmila Žbanić (»Esmas Geheimnis«) von den Tagen, die später als »Massaker von Srebrenica« einen unrühmlichen Einzug in die Geschichtsbücher fanden. Auf drastische Szenen verzichtet sie fast gänzlich, die Gewalttaten lassen sich nur erahnen, stehen aber gerade dadurch unmissverständlich im Raum. Eine nüchterne Beobachtung von Bedrohung und Ohnmacht, die mit einer Oscar-Nominierung für den besten fremdsprachigen Film belohnt wurde.
HANNE BIERMANN
»Quo Vadis, Aida?«: ab 5.8., Passage Kinos
Weitere Filmtermine der Woche
Jazz an einem Sommerabend
Luru-Kino in der Spinnerei
Donnerstag 05.08., um 21:15 Uhr
Miete essen Seele auf - Der Kampf um das Recht auf Stadt
Dokumentarfilm über die Mietergemeinschaft am Kottbusser Tor, Berlin. Filmvorführung und Diskussion
Kath. Pfarrei Schönefeld
Donnerstag 05.08., um 18:00 Uhr
Ammonite
Cineplex
Freitag 06.08., um 20:00 Uhr
Der Baader Meinhof Komplex
Bürgergarten Meißner Straße
Freitag 06.08., um 21:00 Uhr
Kommen Rührgeräte in den Himmel?
Dokumentarfilm über Nachhaltigkeit und die Wertschätzung unserer Besitztümer.
Wiese Ecke Kieler Str./Mockauer Str.
Freitag 06.08., um 20:00 Uhr
Schleierkante - Die Eleganz des Freikletterns
Zum 100. Geburtstag der Erstbegehung der Schleierkante – für viele die eleganteste Kletterei der gesamten Dolomiten – nimmt Reinhold Messner den Zuschauer mit in die Pala und gibt vorher eine persönliche Einführung bei den Filmnächten Scheibenholz.
Galopprennbahn Scheibenholz
Freitag 06.08., um 20:30 Uhr
7. Kino Datsche - Von Null auf Leinwand
Luru-Kino in der Spinnerei
Samstag 07.08., um 21:00 Uhr
Annalinde Obstgarten
Mittwoch 11.08., um 21:00 Uhr
Look Me Over - Liberace
Passage-Kinos
Sonntag 08.08., um 13:00 Uhr
Courage
Nikolaikirche
Montag 09.08., um 19:00 Uhr
Wem gehört mein Dorf?
Ein Dorf an der Ostsee wehrt sich gegen den Ausverkauf. In Anwesenheit des Regisseurs und der Protagonisten.
Passage-Kinos
Montag 09.08., um 20:00 Uhr
Anime Nights: Seven Days War
Am Tag vor den Sommerferien verschwindet eine Gruppe von Schülern spurlos.
Gemeinsam verstecken sie sich in einer verlassenen Fabrik am Fluss, während ihre
Heimatstadt in Aufruhr ist.
Cinestar
Dienstag 10.08., um 20:00 Uhr
Factories of Imaginaton
Ein Film über die Beziehung zwischen den Bauten der Industriekultur und den Menschen, die sie bespielen.
Panometer
Dienstag 10.08., um 21:15 Uhr
Grenzland
Der für seine Leipzig-Filme bekannte Andreas Voigt nimmt das Grenzgebiet zwischen Deutschland, Polen und Tschechien und die dort lebenden Personen in den Blick. Geschichten vom Rand, aber in der Mitte Europas.
Parkbühne im Clara-Zetkin-Park
Dienstag 10.08., um 20:00 Uhr
Holy Rights
Der Dokumentarfilm beschäftigt sich mit dem politisch hochsensiblen und in Indien äußerst umstrittenen Thema muslimischen Familienrechts, insbesondere der Praxis des triple talaq.
Cinémathèque in der Nato
Mittwoch 11.08., um 19:00 Uhr
Im Stillen laut
Erika und Tine sind beide 81 und seit über 40 Jahren ein Paar. Zusammen leben und arbeiten sie auf dem Kunsthof Lietzen in Brandenburg - und blicken auf ein bewegtes Stück gemeinsame Geschichte zurück. Am 11.8. mit anschließendem Publikumsgespräch mit der Regisseurin.
Hinterhof Dresdner Str. 82
Mittwoch 11.08., um 20:00 Uhr
The Blunder of Love
Der Regisseur macht sich daran, seinem verstorbenen Großvater und der Romanze seiner Großeltern ein dokumentarisches Denkmal zu setzen.
Parkbühne im Clara-Zetkin-Park
Mittwoch 11.08., um 20:00 Uhr
The New Corporation
Der Einfluss von Unternehmen auf jeden Aspekt unseres Lebens. Vorher Vortrag und Gespräch »Die Kapitalisten des 21. Jahrhunderts«.
Caracan. Bar & Grill
Mittwoch 11.08., um 19:00 Uhr