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Kultur

Mädchen mit Gitarre

Lyrikerin Amanda Gorman veröffentlicht ihr erstes Kinderbuch

  Mädchen mit Gitarre | Lyrikerin Amanda Gorman veröffentlicht ihr erstes Kinderbuch

Unzählige Bücher überfluten den Markt. Linn Penelope Micklitz und Josef Braun helfen einmal wöchentlich auf »kreuzer online« bei der Auswahl. Diesmal liest Familienredakteur Josef Braun »Change« des afroamerikanischen Nachwuchsstars Amanda Gorman. Ein Mutmachbuch, dass große Namen zitiert und mindestens ebenso große Visionen.

Als Joe Biden zum Präsidenten der USA gewählt wurde, war die Erleichterung vielerorts groß. Millionen warteten sehnsüchtig auf den Tag der Amtseinführung, an dem dann jedoch jemand ganz anderes im Mittelpunkt stand. Die 23-jährige afroamerikanische Lyrikerin Amanda Gorman trug während der Zeremonie ihr Gedicht »The Hill we Climb« vor und wurde über Nacht zum Literaturstar. Es folgten Veröffentlichungen in vielen Ländern, darunter in Deutschland, wo Gormans noch schmales Werk bei Hoffmann und Campe erscheint. So auch das Kinderbuch »Change«, im Untertitel als »Hymne« bezeichnet. Deren Verse werden von den ausgiebigen Illustrationen des Amerikaners Loren Long begleitet. Seine Bilder sind realistisch gehalten und führen in ihren Landschaften einmal quer durch die USA, von den Hochhäusern New Yorks bis zu den alten Baum- und Sumpflandschaften des amerikanischen Südens.

Cover von Change
Cover von Hoffmann und Campe

Protagonistin ist ein junges, namenloses schwarzes Mädchen. Allein sitzt es auf dem Boden, im Schneidersitz, die Arme um eine Gitarre gelegt, die zu groß ist. »Ich höre sie summen: Veränderung, höre ihr buntes Lied, ich fürchte mich nicht vor Veränderung und stimme ein, singe mit.« Nach dem Einstieg erzählt Gorman, wie das Mädchen aufbricht. Gleich die ersten Meter legt es vor einem großen Wandbild von Martin Luther King zurück. Das ist insofern interessant, weil »Change« sich ganz offensichtlich in die Tradition von dessen Reden und Songs wie Sam Cookes »A Change is gonna Come« stellt. Auf ihrem Weg schließen sich der jungen Protagonistin weitere Kinder an, was in den Bildern schön aufgegriffen wird, wenn jedes Kind ein eigenes Instrument erhält. Am Ende musizieren alle gemeinsam und singen vom Traum einer Gesellschaft, die niemanden ausgrenzt. »Change« ist ein schönes Bilderbuch, das auch in der deutschen Übersetzung von Joy Denalane und Daniela Seel überzeugt. Einziges Manko: Stellenweise wirkt es, als wären seine eigentlichen Adressaten die Eltern und nicht die Kinder.

Amanda Gorman (Text), Loren Long (Illustration). Change. Eine Hymne für alle Kinder. Hamburg: Hoffmann und Campe 2021. 48 S., 14 €, ab 5 J.

JOSEF BRAUN


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