Am Montagabend stellten sich am Augustusplatz 300 Menschen den angekündigten Corona-Leugnerinnen entgegen. Das Aktionsnetzwerk »Leipzig nimmt Platz« hatte Pflegekräfte, Medizinerinnen und Medizin-Studierende zum Protest aufgerufen. Es ging auch darum, Solidarität mit den Dresdener Medizin-Studis zu zeigen.
»Haltung zeigen!« hieß es im Aufruf des Aktionsnetzwerks Leipzig nimmt Platz, in dem für die Kundgebung und einen Fahrradaufzug aus Connewitz mobilisiert wurde. Wie so oft an Montagen in den vergangenen Monaten hatten sich Corona-»Spaziergängerinnen« angekündigt, tatsächlich gekommen waren in der Innenstadt nur ein paar vereinzelte Gruppen. Weitaus größer vertreten war der antifaschistische Gegenprotest am Augustusplatz, wo sich etwa 300 Demonstrierende versammelten und genau das taten, wozu aufgerufen war: Haltung zeigen. Und zwar gegen die »Spaziergänge«, in deren Reihen sich oft auch Pandemie-Leugnerinnen und Neonazis befinden. Am gestrigen Abend konnten sie jedoch nicht laufen, weil sich die anwesenden Antifaschistinnen ihnen konsequent entgegenstellten. Der Demoverlauf war wie in den letzten Wochen relativ mobil, insgesamt aber ohne besondere Vorkommnisse.
Der Aufruf richtete sich diese Woche explizit an Medizinerinnen, Pflegekräfte und Medizin-Studierende, die in Kitteln oder ihrer Arbeitskleidung zur Kundgebung kommen sollten. Dem folgten auch einige, denn die Aktion galt auch als Solidaritätsbekundung für die Medizin-Studierenden in Dresden. Diese hatten sich vergangenen Donnerstag vor dem Uniklinikum versammelt, um sich dem dort geplanten Protest der Corona Leugner entgegenzustellen. Von rund 2.000 Leugnerinnen wird berichtet, die an dem Demozug zur Uniklinik teilgenommen haben – mit dazu aufgerufen hatte die rechtsextreme Gruppierung »Freie Sachsen», der sogenannte Spaziergang bestand dementsprechend zu Teilen aus Neonazis. Die Medizin-Studierenden und Krankenpflegerinnen wollten mit ihrer Aktion symbolisch das Uniklinikum vor genau diesen Menschen schützen, wurden dann jedoch von der Polizei festgesetzt.
Als Reaktion hagelte es Kritik für die Polizei Sachsen: Dass der Gegenprotest der Studierenden eingekesselt und Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen diese eingeleitet wurden, wurde stark verurteilt. Dieses Vorgehen sei »empörend« so Rico Gebhardt von der Linksfraktion, der eine Erklärung des Innenministers einforderte.
Ähnlich reagierte Marco Rietzschel, Teil des Aktionsnetzwerks Leipzig nimmt Platz. Er sei schockiert über den Vorfall in Dresden, erzählt er am Montagabend. »Da haben Leute mit Abstand, mit Maske und in Rücksprache mit der Versammlungsbehörde Protest gemacht. Die haben sich solidarisch ums Krankenhaus gestellt«. Natürlich würden Regeln für alle gelten, aber dass »man nun ausgerechnet die Leute mit Ordnungswidrigkeiten überziehen muss, die Abstand halten, die Maske tragen und die für eine solidarische Gesellschaft auf die Straße gehen«, da habe er kein Verständnis für.
Ähnlich äußerte sich einer der Medizinstudierenden, der gestern an der Kundgebung teilgenommen hat. Er sagt, es sei »ein Unding, dass die sogenannten Spaziergänger laufen können und dann bei Medizinstudenten, die sich vor ihre Klinik stellen, plötzlich die Maßnahmen so umgesetzt werden sollen«. Daher sei er aus Solidarität mit Dresden da.
Auch die anderen Teilnehmenden der Kundgebung zeigten sich solidarisch. »Weil mich das besorgt, so als Bürgerin«, antwortete eine Demonstrantin auf die Frage, warum sie heute hier sei. »Und heute insbesondere wegen der Vorfälle in Dresden. Also ich find es kann nicht sein, dass Medizinstudenten da so stark von der Polizei in Maßnahmen genommen werden und die „Spaziergänger“ dürfen laufen«, sagt sie. Es sei für sie eine emotionale Geschichte, die ihr auch Angst mache. Da könne man nicht zu Hause bleiben und hoffen, dass es vorbei geht, findet die Teilnehmerin.
Titelbild: Tim Pawletta