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Kultur

Die Bären sind vergeben

Die Kinostarts der Woche

  Die Bären sind vergeben | Die Kinostarts der Woche

Bereits am Mittwoch wurden die Gewinner der 72. Berlinale bekannt gegeben. Der Goldene Bär geht nach Spanien: In »Alcàrras« erzählt Regisseurin Carla Simón die bewegende Geschichte einer katalanischen Familie, die ihr Land vor dem Ausverkauf bewahren will. Mit zwei Bären – für Hauptdarstellerin Meltem Kaptan und an Laila Stieler für das Drehbuch – wurde Andreas Dresens »Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush« (Start Ende April) geehrt. Claire Denis und Hong Sang-Soo nahmen ebenfalls Preise mit nach Hause. Ein guter Jahrgang, bei dem Kino aus aller Welt endlich wieder den Weg nach Berlin fand. Hier finden Sie eine Übersicht der Preisträger.

Film der Woche: Gudrun mag keine Feiern. Und doch sorgt sie akribisch dafür, dass für ihren 60. Geburtstag alles perfekt ist. Die Rede, die ihre Tochter Lara halten wird, schreibt sie lieber selbst. Und auch ihr Mann Werner darf keinen Finger rühren. Die Tische stehen längst gedeckt in Reih und Glied im alten Herrenhaus, das einst ihr Zuhause war, ein Kinderheim, damals in der DDR. Doch das ist zehn Jahre her und das Haus steht lange leer. Als Bürgermeister Jens ihr gesteht, dass es an einen Investor aus dem Westen verkauft werden soll, geht Gudrun auf die Barrikaden. Mit »Das Mädchen mit den goldenen Händen« schrieb und inszenierte die Schauspielerin Katharina Marie Schubert ihr bemerkenswertes Langfilmdebüt. Sie, die in Niedersachsen aufwuchs, erzählt von geplatzten Träumen und Enttäuschungen der Nachwendezeit. Sie wählte die unverarbeitete Geschichte der Wende als Hintergrund. Ein Thema, das bis in die Gegenwart reicht. Die Annäherung zwischen der kontrollsüchtigen Mutter und der Halt suchenden Tochter, davon erzählt Schubert in Szenen, die immer wieder überraschen. Getragen wird ihr Film von einer hervorragenden Besetzung: Von der überragenden Corinna Harfouch, deren Strenge ebenso überzeugt wie die zunehmende Überforderung, bis hin zu einem überzeugend aufspielenden Kleinstadtensemble, zu dem Jörg Schüttauf, Gabriela Maria Schmeide und Ulrike Krumbiegel gehören. Gedreht wurde »Das Mädchen mit den goldenen Händen« in Zeitz, Berlin und Leipzig, kurz bevor die Pandemie das Land zum Stillstand brachte. Ausführliche Vorstellung des Films im Märzkreuzer.

»Das Mädchen mit den goldenen Händen«: ab 17.2., Passage Kinos, Regina Palast, Schauburg

 

Zwei Sattelschlepper rollen durch die Nacht, Zentimeter für Zentimeter im fahlen Licht der Scheinwerfer. Sie schleppen einen stillen Riesen, der mehr als 100 Jahre zählt, ein gigantischer Baum, gezähmt durch Menschenhand. Hintendrein sorgt ein Bagger mit seinen Stahlzähnen dafür, dass die kostbare Fracht nicht den Abhang herunter rauscht. In den Wipfeln der Bäume ringsum knackt und knarzt es, als sich der Riese seinen Weg durch die Schneise schlägt. Drumherum stehen zahlreiche Menschen, auf deren Gesichtern Ehrfurcht, Wut und Trauer auszumachen ist. Ehrfurcht vor dem Schauspiel, Trauer über die mutwillige Entwurzelung des in vielen Augen Totgeweihten und Wut dem gegenüber, der all das zu verantworten hat. Der ehemalige Premierminister von Georgien, ein Milliardär, der die fixe Idee hatte, einen Nationalpark zu errichten und aus jeder Ecke des Landes Bäume und Tiere herbeizuschaffen. Eine Demonstration der Macht und ein absurdes Schauspiel, das die Regisseurin Salomé Jashi eindrucksvoll mit ihrer Kamera einfing. Die Reise der Bäume erzählt ohne jedweden Kommentar viel über die soziale Ungerechtigkeit im Land.

»Die Zähmung der Bäume«: ab 17.2., Luru Kino in der Spinnerei

 

Weitere Filmtermine der Woche

1985

USA 2018, R: Yen Tan, D: Cory Michael Smith, Michael Chiklis, Virginia Madsen, 85 min
Der HIV-infizierte Adrian verlässt New York und reist nach Texas, um seiner Familie von seiner Situation zu erzählen. Doch dort angekommen ist es kein Leichtes, seinen konservativen Eltern die schlechte Nachricht mitzuteilen.
Passage-Kinos, 23.02. 19:30 (Queerblick)

Adams Äpfel

DK 2004, D: Mads Mikkelsen, Ulrich Thomsen, Nikolaj Lie Kaas, 94 min
Ein Pfarrer kümmert sich in idyllischer Umgebung um ehemalige Straftäter. Als ein Neonazi in seine Kirche kommt, stößt er an die Grenzen seiner Therapie. Moderne Interpretation des Buch Hiobs aus der Bibel mit Mads Mikkelsen in der Hauptrolle als unerschütterlicher Priester.
Kinobar Prager Frühling, 18.02. 20:15 (Nordische Filmreihe special Mads Mikkelsen)

Dänische Delikatessen

DK 2003, R: Anders Thomas Jensen, D: Nikolaj Lie Kaas, Mads Mikkelsen, Line Kruse, 100 min
Makabere Kanibalen-Komödie von Anders Thomas Jensen.
Kinobar Prager Frühling, 20.02. 19:15 (Nordische Filmreihe special Mads Mikkelsen)

Helden der Wahrscheinlichkeit

DK 2020, R: Anders Thomas Jensen, D: Mads Mikkelsen, Nikolaj Lie Kaas, Andrea Heick Gadeberg, 116 min
Anders Thomas Jensen, Autor und Regisseur von so wunderbar schwarzhumorigen Werken wie »Adams Äpfel« und »Flickering Lights«, legt nach und versammelt wieder einige der besten Schauspieler des skandinavischen Kinos vor der Kamera.
Kinobar Prager Frühling, 19.02. 20:15 (Nordische Filmreihe special Mads Mikkelsen, OmU)

Men & Chicken

DK 2015, R: Anders Thomas Jensen, D: David Dencik, Mads Mikkelsen, Nikolaj Lie Kaas, 104 min
Gabriel und Elias gehen auf die Suche nach ihrem Vater. Ihn finden sie nicht, dafür aber ihre drei derangierten Brüder. Es entspinnt sich ein Wahnsinn aus Sodomie und Genexperimenten.
Kinobar Prager Frühling, 22.02. 19:45 (Nordische Filmreihe special Mads Mikkelsen)

Mitgefühl

DK/D 2021, Dok, R: Louise Detlefsen, 91 min
Ein Pflegeheim in Dänemark praktiziert das Konzept der »Umsorgung«: Ein Rezept aus Umarmungen, Gesprächen, Augenkontakt, Kuchen und Cocktails.
Kinobar Prager Frühling, 23.02. 17:00 (Nordische Filmreihe)

Tove

FIN/SWE 2020, R: Zaida Bergroth, D: Alma Pöysti, Krista Kosonen, Shanti Roney, 116 min
Porträt der finnisch-schwedischen Schriftstellerin und Malerin Tove Jansson, Erfinderin der »Mumins«.
Kinobar Prager Frühling, 19.02. 18:15 (Nordische Filmreihe, Preview)

Kurzfilmprogramm Nordische Filmreihe

Eine Auswahl von skandinavischen Kurzfilmen: »Tienminutengesprek – School's Out« (NL2018), »Poke – The Bouncer« (FIN 2020), »Magnus is a sexist« (SWE 2020), »Get Ready With Me« (SWE 2020) und »Animals« (DK 2019).
Kinobar Prager Frühling, 23.02. 19:00 (Nordische Filmreihe, OmU)

Die fabelhafte Reise der Marona

RUM/F/B 2019, R: Anca Damian, 92 min
Eine rumänische Mischlings-Straßenhündin erzählt in diesem Animationsfilm aus ihrem entbehrungsreichen Leben.
Schaubühne Lindenfels, 19.02. 14:30

Indigenes Kurzfilmprogramm: (Hi)Sories we tell

CDN 2018-2020, R: Diverse, 94 min
Eine Auswahl von Kurzfilmen kanadischer Filmemacher und Filmemacherinnen, die indigene Perspektiven und Realitäten vermitteln.
Cinémathèque in der Nato, 20.02. 19:00 (OmU)

Shorts Attack: Golden Shorts

8 Filme in 85 Minuten: Die Kurzfilmrolle »Golden Shorts 2021« versammelt die internationalen Highlights der letzten Ausgabe des Interfilm Berlin-Festivals.
UT Connewitz, 19.02. 20:00 (OmU)

 

Titelbild: Filmstill aus »Das Mädchen mit den goldenen Händen«, Copyright Wildbunch Germany


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