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Kultur

Feministische Perspektiven

Die Kinostarts der Woche

  Feministische Perspektiven | Die Kinostarts der Woche

Heute endet eine bunte feministische Streikwoche mit vielen Aktionen, Vorträgen und Workshops von unterschiedlichen Gruppen und Initiativen aus Leipzig. Im Linxxnet findet zum Abschluss eine Filmvorführung von »Born in Flames« statt, jener legendären Mockumentary von 1983, in der sich eine Gruppe Schwarzer und lesbischer Feministinnen radikalisiert. Bei Pedro Almodóvar geht es vielleicht nicht ganz so kämpferisch zu, aber mit »Parallele Mütter« hat er abermals einen Film mit starken Frauenfiguren inszeniert, deren Perspektive den Blick der Kamera lenkt.

»Born in Flames« mit anschließendem Barabend: 11.3., 20 Uhr, Linxxnet

Film der Woche: Die Fotografin Janis lernt während eines Shootings den forensischen Archäologen Arturo kennen. Beide verstehen sich gut und Janis bringt ein Anliegen zur Sprache: Vor ihrem Heimatdorf soll sich ein Massengrab befinden, in dem sie die Gebeine ihres Urgroßvaters vermutet, neben denen vieler anderer Menschen, die im spanischen Bürgerkrieg ermordet wurden. Die Organisation, für die Arturo arbeitet, hätte die Mittel, die Toten zu bergen, sodass sie würdevoll bestattet werden und die Angehörigen einen Abschluss finden könnten. Arturo will sich darum kümmern, die beiden verbringen die Nacht miteinander – und Janis wird schwanger. Neun Monate später teilt die Mittvierzigerin das Krankenhauszimmer mit der deutlich jüngeren Ana, die ebenfalls ein Baby erwartet. Nach der Geburt der Kinder schläft die Bekanntschaft zunächst ein, bis Janis etwas erfährt, das ihre Welt auf den Kopf stellt. Kaum ein Regisseur beherrscht die Kunst des Melodrams besser als Pedro Almodóvar. Diesmal verknüpft er sein Leib- und Magengenre mit einem historischen Nebenplot, was bisweilen etwas zu viel auf einmal ist. Da der Fokus aber auf der Handlung um die gewohnt starken Frauenfiguren liegt, grandios verkörpert von Stammschauspielerin Penélope Cruz und Newcomerin Milena Smit, ist der jüngste Almodóvar zwar nicht der beste, aber immer noch ein gelungener, zutiefst menschlicher Film, in dem vieles anders kommt, als man denkt.

PETER HOCH

»Parallele Mütter«: ab 10.3., Passage Kinos, Kinobar Prager Frühling

 

Ugyen möchte raus aus Bhutan, dem kleinen Königreich am Rande des Himalayas. Am liebsten nach Australien, wo es breite Strände gibt und er eine Karriere als Musiker starten könnte. Die glitzernden Lichter des Westens locken, in der Realität jedoch wird er als Lehrer nach Lunana versetzt. Das kleine Dorf existiert wirklich, derzeit zählt es sechsundfünfzig Einwohner, die an der Grenze zwischen Tibet und Bhutan mitten in den Bergen wohnen. Elektrizität gibt es dort keine, die meisten der Dörfler haben ihre Heimat noch nie verlassen. Abgeschieden leben sie im Einklang mit der Natur.

Die Faszination für seinen Schauplatz merkt man Regisseur Pawo Choyning Dorji deutlich an. Er und seine Crew drehten in den Bergen, mit Solarbatterien und einer Besetzung, die zu großen Teilen aus den Bewohnern von Lunana besteht. Das geht einerseits auf Kosten der Handlung, die nur schleppend voranschreitet, führt andererseits jedoch zu dokumentarisch eindrucksvollen Bildern. Als Stellvertreter für die Zuschauer entdeckt Ugyen Lunana. Die Kamera von Jigme Tenzing fängt dabei Rituale, Gesänge, spielende Kinder und die Zubereitung von Mahlzeiten ein und immer wieder die majestätische Landschaft, grüne Hügel vor weißen Bergketten. Aufnahmen, die auch die diesjährige Oscarjury beeindruckt haben. Mit »Lunana« nominierte sie zum ersten Mal überhaupt ein bhutanisches Werk in der Kategorie bester internationaler Film.

JOSEF BRAUN

»Lunana«: ab 10.3., Luru Kino in der Spinnerei

 

Weitere Filmtermine der Woche

Augen auf zum Klänge sehen – Töne kommen und gehen 
D 2022, R: Atonor
Film des Ensembles Atonor mit den Objekten des Klangkünstlers Erwin Stache. Am 11. März mit Vorfilm und Performance.
Schaubühne Lindenfels, 11. März, 19 Uhr

Shorts Attack: Familienkoller
Die liebe Familie als Erlebnispark, in dem es rundgeht. 9 Filme in 85 Minuten.
UT Connewitz, 11. März, 20 Uhr

New Female Voices
Kurzfilmrolle der drei jungen Regisseurinnen Sofia Bost, Leonor Teles und Mariana Gaivão, den »New Female Voices from Portugal«.
Schaubühne Lindenfels, 11. März, 21:15 Uhr (Bem-Vindos! Das zeitgenössische portugiesische Kino, OmU)

Horse Money
POR 2014, R: Pedro Costa, D: Ventura, Vitalina Varela, Tito Furtado, 103 min
Grandios bebilderte Reise durch die Erinnerungslandschaft des schon aus früheren Filmen Costas bekannten Protagonisten Ventura.
Schaubühne Lindenfels, 11. März, 19 Uhr und 13. März, 16:30 Uhr (Bem-Vindos! Das zeitgenössische portugiesische Kino, OmU)

Das Erbe des Dr. Heine
D 2021, Dok, R: Tilo Esche
Der Film betrachtet das Wirken Carl Heines und die damit verbundene Entwicklung der Stadt Leipzig, besonders des Leipziger Westens. Er spannt einen Bogen von 1816, als sich Carl Heines Vater in Leipzig niederließ, bis heute.
KOMM-Haus, 11. März, 19 Uhr

Antirassistischer Filmabend
Zwei Filme der Leipziger Filmemacher Anna und Ruben Sabel, die sich auf sehr unterschiedliche Weise den Themen Rassismuserfahrung, Identität und Zusammenhalt widmen.
Cinémathèque in der Nato, 15.03. 19:00 (mit Gästen und Diskussion, Internationale Wochen gegen Rassismus Leipzig)

Between God and I
MOZ 2018, Dok, R: Yara Costa, 60 min
Karen ist eine muslimische, unabhängige junge Frau, die sich auf der Ilha de Moçambique für die Scharia einsetzt, aber voller Zweifel und Widersprüche in Bezug auf ihre Identität und die Gemeinschaft ist, in der sie lebt.
Cinémathèque in der Nato, 16. März, 19 Uhr (OmeU, anschl. Diskussion, Screening Religion)

Start Wearing Purple
D 2021, Dok, R: Müge Süer, Hendrik Kintscher, 74 min
Dokfilm der Initiative »Vernetzung Süd« über die Kampagne »Deutsche Wohnen & Co. enteignen«.
Cinémathèque in der Nato, 13.03. 19:00 (mit anschl. Gespräch, OmeU)

The Other Side of the River
D/FIN 2021, Dok, R: Antonia Kilian, 98 min
Die 19-jährige Hala flieht aus Syrien und schließt sich dem kurdischen Militär an. Nach ihrer Ausbildung kehrt sie zurück in ihren Heimatort Manbidsch und arbeitet dort als Polizistin.
Luru-Kino in der Spinnerei, 17.03. 20:00 (OmU)

Trouble Every Day
F/D/J 2001, R: Claire Denis, D: Vincent Gallo, Alex Descas, Béatrice Dalle, 97 min
Ein wortkarges existenzielles Drama, in dem Emotionen, Blicke, atmosphärisch dichte Bilder die Geschichte in der Verpackung eines grausam schönen Thrillers erzählen.
Luru-Kino in der Spinnerei, 16. März, 21 Uhr (OmU)

Der Pate
USA 1972, R: Francis Ford Coppola, D: Marlon Brando, Al Pacino, James Caan, 175 min
Wiederaufführung von Francis Ford Coppolas Klassiker zum 50. Geburtstag.
Cineplex, 15. März, 19:30 Uhr

Ein toller Sommer
S 2000, R: Ulf Malmros, D: Kjell Bergqvist, Anastasios Soulis, Rebecca Scheja, 87 min
Zwei Waisenkinder möchten einen Bestatter mit einer Dorflehrerin verkuppeln. Keine leichte Aufgabe.
UT Connewitz, 13.03. 14:00 (Kinder-Kino-Klub)

Endo gut, alles gut – Der Film 
D 2022, Dok
Nadine Grotjahn hat einen langen Leidensweg hinter sich. Um auf das Thema Endometriose in der Öffentlichkeit aufmerksam zu machen, entschloss sie sich, einen Dokumentarfilm zu drehen. Im Anschluss an die Film-Premiere am 12. März in der Kinobar Gespräch mit der Regisseurin und mit der Endometriose-Expertin Prof. Dr. Sylvia Mechsner.
Kinobar Prager Frühling, 13.03. 11:00 (Premiere mit Gästen)

Kogel Mogel 4 
PL 2022, R: Anna Wieczur-Bluszcz, D: Nikodem Rozbicki, Aleksandra Hamkalo, Grazyna Blecka-Kolska, 96 min
Vierter Teil der polnischen Liebeskomödienreihe.
Cineplex, 12. März, 17 Uhr (OmeU, Polnisches Kino)

Lisbon Story 
D/POR 1995, R: Wim Wenders, D: Rüdiger Vogler, Patrick Bauchau, 96 min
Ein Toningenieur fährt nach Lissabon, um einem alten Freund zu helfen. Hommage an Lissabon von Wim Wenders zum 100-jährigen Kino-Jubiläum.
Schaubühne Lindenfels, 13. März, 18:45 Uhr und 15. März, 18:45 Uhr (Bem-Vindos! Das zeitgenössische portugiesische Kino, OmU)

Parasite
COR 2019, R: Bong Joon-ho, D: Kang-Ho Song, Woo-sik Choi, Park So-Dam, 132 min
Ki-woo und seine Familie nisten sich bei einer reichen Sippe parasitär ein. Der Gewinner von Cannes bietet einmal mehr clever inszeniertes und stets überraschendes Kino aus Korea.
Kinobar Prager Frühling, 17. März, 19:30 Uhr (Horror im März)

Preisgekrönte Kurzfilme der Region
R: Diverse, 90 min
Die Gewinnerfilme des mitteldeutschen Kurzfilmfestivals Kurzsuechtig 2021. Dokumentarisch, fiktiv und animiert widmen sich die sechs Kurzfilme bekannten und unbekannten, schönen und schauerlichen Geschichten des Lebens.
Ost-Passage-Theater, 16. März, 20 Uhr

Bloody Nose, Empty Pockets
Die Schattenseite der Glitzerwelt von Las Vegas: Die Bar Roaring 20’s steht kurz vor der Schließung. Gezeigt werden die letzten 24 Stunden in und um die Bar, wo man sich gegenseitig zur Seite steht und sich verstanden fühlt.
Cineding, 10. März, 20 Uhr, 11. März, 20 Uhr, 12. März, 20 Uhr

 

Titelfoto: Filmstill aus »Parallele Mütter«, Copyright El Deseo


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