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Freundschaft

Neue Betreiber der Suedbrause wollen Ort für Kunst und Kultur schaffen

  Freundschaft | Neue Betreiber der Suedbrause wollen Ort für Kunst und Kultur schaffen

In der Grünanlage zetert eine Amsel. Das Gelände gegenüber dem Rewe am Connewitzer Kreuz, das manche eher als Brache bezeichnen würden, ist eigentlich ein Park, der nun den Namen Park der Freundschaft trägt. Er gehört zur Suedbrause. Dort übernahmen im letzten Herbst neue Betreiber und die haben einige Pläne für das Gelände.

Zunächst einmal hat sich in den Räumlichkeiten einiges getan – und der Name wurde erweitert, Suedbrause bei Freunden sagt man jetzt. »Wir haben mit vielen Händen sechs Wochen renoviert, ausgemistet und alles neu eingerichtet«, erzählt Fabian Lange vom Team. Nun hat der unterteilte Raum mit Galerie tatsächlich einen wohnzimmerhaften Touch, und zwar im besten Sinne. Dies übersetzt sich in eine angenehme Kneipenatmosphäre, die weder plüschig oder funzlig-dämmrig noch trinkhallensteril daherkommt. Zwischen den Tischen mit Sofas, Sesseln und unterschiedlich gepolsterten Stühlen stehen Topfpflanzen, eine Stehlampe mit gefranstem Schirm grüßt aus vergangenen Jahrzehnten, die dunkelrot gestrichenen Wände nehmen das Licht aus der hohen Fensterfront auf. Stuck und Decke erstrahlen in Weiß, die dunkle Bar dominiert auf einladende Weise und unter Riesenlampen. Aus den Boxen kommen  bei unserem Besuch vor allem Gitarren aus den Siebzigern, Neunzigern oder aus dem letzten Jahrzehnt. Der Ort hat Historie: Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Gebäude als Brausebad – Brause wie Dusche – für die Bevölkerung eingerichtet.

Das alles funktioniert ohne Ironie. Mit Ernst geht auch das große Kollektiv der neuen Betreiber die Sache an: Lange spricht vom »kleinen Schmuckstück am Tor zu Connewitz«, preist die Lage zwischen HTWK und Werk 2 und am Kreuz. Die Gemeinschaft übernahm, nachdem die vorigen Betreiber sich zurückziehen wollten. »Die Idee hatte sich festgesetzt.« Teilweise gastronomieerfahren, ist der Zusatz »bei Freunden« mehr als Selbstbespiegelung. »Wir haben Raum für Leute mit Ideen, unsere Türen stehen immer offen«, so Lange. Neben Kunst gab es eine Lesung, Live-DJs und eine Impro-Band der Musikhochschule trat auf. Und der Park der Freundschaft soll nicht nur Biergarten werden. »Dort ist vieles denkbar: Konzerte, Open Airs, ein Wochenmarkt.« Zunächst muss die Fläche gestaltet werden, in Abstimmung mit der Denkmalpflege. Im Moment steht dort noch ein Testzentrum, bei dem die Mitarbeiter unterkommen konnten, als die von der Landesregierung beschränkten Öffnungszeiten eine Beschäftigung in Küche und Service unmöglich machten. Die Gewinne aus dem Testzentrum fließen in den Park.

Auch die Pläne für das gastronomische Konzept sind noch am Wachsen, dem Umstand geschuldet, dass seit Herbst noch nicht viel Saison und diese Zeit mit Einschränkungen versehen war. »Wir wollen die Gastronomie nicht nebenher laufen lassen, sondern einen Anspruch sowohl für die Gäste als auch für die Mitarbeiter erfüllen.« In der aktuellen Karte übersetzt sich der Qualitätsgedanke der Cafébar in einer Handvoll Gerichte, von denen nur der Pork-Wrap Fleisch verarbeitet. Der Seitanburger kommt in einem Körbchen, thronend auf einer Menge Pommes – außen knusprig, innen zart –, dazu gibt es Ketchup und einen sehr gut abgeschmeckten Skyr-Dip mit Koriander, Chili und Limette. In einer Vitrine gegenüber der Bar warten verschiedene Kuchen. Die Karte soll saisonal werden, mit einer Erweiterung der Öffnungszeiten ist auch eine Erweiterung auf Mittagstisch und Frühstück denkbar.

Für die gemütliche Runde am Abend gibt es unter anderem Freiberger Kellerbier oder das süffige Hausbier aus Hartmannsdorf, eine kleine Weinauswahl und einige Mixgetränke. Der Connewitz Sour, ein Gin Sour mit Rotwein und Eiweiß, klingt nach einem Wagnis und entpuppt sich als kleine Offenbarung. Die Ingredienzien im Tumbler sind schön geschichtet und von einer Schaumhaube gekrönt. Das Auge trinkt schließlich mit. Die fruchtigen Aromen der Zitrone vermählen sich mit dem Rotwein, das Eiweiß vermittelt, bis der Gin Tiefe beisteuert und das Ganze rund macht. Ein gutes Getränk.

FRANZISKA REIF

■ Suedbrause – bei Freunden, Karl-Liebknecht-Str. 154, 04277, Tel. 86 26 61 09, Do–So 16–20 Uhr, suedbrause-beifreunden.de, Hauptgerichte 6,50–12,90 €

Titelbild: Marcus Korzer


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