Mit »Otac – Vater« kommt ein erschütterndes Drama aus Serbien in die Kinos, produziert von der Leipziger Neue Mediopolis. Für die Dezember-Ausgabe hat der kreuzer mit deren Geschäftsführer Alexander Ris gesprochen. Jetzt ist der Film in Leipzig zu sehen.
Von einem Moment zum anderen verliert Nikola, ein Tagelöhner in der serbischen Provinz, alles. Seine Frau liegt stumm im Krankenhaus, seine Kinder hält das Sozialamt fest. Ohne einen Ausweg marschiert er los. Hunderte Kilometer von Süd-Serbien nach Belgrad, um für sein Recht zu kämpfen. Regisseur Srdan Golubović (»Klopka – Die Falle«) macht ehrliche Filme, mit denen er sich immer wieder gegen soziale Ungerechtigkeit einsetzt. In »Otac – Vater« gelingt ihm das absolut meisterhaft. Geholfen hat dabei die Leipziger Produktionsfirma Neue Mediopolis. Ein Gespräch mit deren Geschäftsführer Alexander Ris.
kreuzer: Seit 25 Jahren ist die Neue Mediopolis in Leipzig aktiv. Wie sieht die Struktur der Produktionsfirma aus?
Alexander Ris: Wir haben eine ganz schlanke Struktur und sind nur zu zweit, aus dem einfachen Grund, dass wir nur Spielfilm machen und kein Fernsehen. Wir haben uns auf Spiel- und Dokumentarfilm konzentriert, internationale Produktionen fürs Kino. Leipzig ist unser Hauptsitz. Ich mag die Stadt und wir haben uns hier etwas aufgebaut. Als wir angefangen haben, gab es niemanden, der qualifiziert war. Wir haben uns unsere Leute selbst ausgebildet. Unsere erste große internationale Produktion war »Der Klavierstimmer der Erdbeben« von den Gebrüdern Quaye, der in der Mediacity gedreht wurde.
Welchen Anspruch haben Sie an Filmprojekte?
Wir nehmen nichts an, was auch nur im Entferntesten nach Fernsehen riecht. Was nicht heißt, dass wir nicht mit Fernsehsendern zusammenarbeiten. Das sind in der Regel Arte und die Kinoredaktion des ZDF. Wir haben im Prinzip immer die gleichen Partner. Wir arbeiten etwa seit 15 Jahren mit Srdan Golubović zusammen, haben drei Spielfilme mit ihm zusammen gemacht und werden garantiert auch wieder den nächsten zusammen machen. Wir unterschreiben da keine Verträge, wir machen das einfach so, weil wir uns ziemlich gut kennen. Weitere Regisseure, mit denen wir regelmäßig zusammenarbeiten, sind Hüseyin Karabey in der Türkei und Stephan Komandarev in Bulgarien. Das sind die drei Eckpfeiler, die uns begleiten und deren Filme wir auch von der ersten Seite an begleiten. Wir verstehen uns als kreative Produzenten, das heißt, wir arbeiten auch am Buch mit. Ich bekomme immer schon die erste Idee und dann machen wir das gemeinsam von da an. Wir sind keine klassischen Geldgeber. Das zahlt sich aus. Alle unsere Filme sind realisiert worden, alle sind ins Kino gekommen. Wir haben dreimal in Cannes gewonnen, wir haben Preise in Sundance und mehrfach bei der Berlinale gewonnen – also an Preisen mangelt es nicht.
»Otac – Vater« hatte allerdings einen schwierigen Start …
Ja, wir hatten gerade noch den Panorama-Publikumspreis bei der Berlinale gewonnen und dann war Lockdown. Wir wollten »Otac« eigentlich danach ins Kino bringen. Doch dann war Schicht im Schacht. Zwei Jahre lang. Jetzt hoffen wir, dass wir den Anschluss schaffen und nicht der nächste Lockdown kommt. Wir wollen aber wirklich einen Kinostart, wir wollen kein Streaming.
25.–27.3., Cineding (OmU), am 26.3. mit einem Filmgespräch mit dem Produzenten Alexander Ris
Interview: Lars Tunçay
Foto: Barnsteiner Film