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Kultur

Odyssee in Leipzig

Die Kinostarts der Woche

  Odyssee in Leipzig | Die Kinostarts der Woche

Im kreuzer 12/21 berichteten wir über die Entstehung, nächsten Donnerstag kommt »Die Odyssee« endlich in die Kinos. Die französische Regisseurin Florence Miailhe erzählt eine berührende, hochaktuelle Fluchtgeschichte, inspiriert vom Schicksal ihrer Großeltern. Ein bemerkenswerter Film, wundervoll animiert in einzelnen Ölbildern auf Glas, die zum Teil in Leipzig entstanden. Am 24. April sind die Animatorinnen Urte Zintler und Aline Helmcke, sowie Produzent Ralf Kukula von der Dresdner Balance Film zu Gast in den Passage Kinos.

»Die Odyssee«: 24.4., Premiere, ab 28.4., Passage Kinos

 

Film der Woche: Louis Wain ist ein komischer Kauz. Hochbegabt zeichnet er originalgetreu Mensch und Tier nur aus seiner Erinnerung, schreibt Opern und geht danach Boxen – beides eher schlecht als recht –, doch wenn es um soziale Interaktion geht, ist er verloren. Die ist aber überlebenswichtig im viktorianischen London um die Jahrhundertwende. Als er sich Hals über Kopf in die Gouvernante des Hauses, Emily Richardson, verliebt, wird dies von seinen fünf Schwestern argwöhnisch betrachtet und von der ältesten, Caroline, grundsätzlich abgelehnt. Gegen alle Widerstände heiraten Emily und Louis und seine Zeichnungen von Katzen ermöglichen ihnen ein Auskommen. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihnen.

Das Leben des Louis Wain ist der Stoff für eine Tragikomödie par excellence. Wain gehörte zu seiner Zeit zu den populärsten Malern Großbritanniens, aber reich wurde er davon nicht. Seine Psyche setzte ihm zeitlebens zu und er starb einsam in einer Nervenheilanstalt. Regisseur Will Sharpe lässt uns die Welt durch seine Augen betrachten. Die Bilder vibrieren, elektrische Spannungen, die Wain in allen lebenden Dingen entdeckte, flirren im klassischen Format 4:3 über die Leinwand, die Benedict Cumberbatch mit Spielfreude zum Leben erweckt. In satten Farben schuf Sharpe einen einzigartigen Film, der an die expressionistische Frühzeit des Kinos erinnert und gleichermaßen zum Lachen wie zum Heulen animiert.

»Die wundersame Welt des Louis Wain«: ab 21.4., Passage Kinos, Regina Palast

 

 

Die Liebesbeziehung zwischen der Comic-Zeichnerin Raf und der Verlegerin Julie geht gleich zu Beginn in die Brüche – so wie der Knochen in Julies Arm, die stürzt, als sie ihre Partnerin davon überzeugen möchte, bei ihr zu bleiben. Julie wird ins Krankenhaus eingeliefert, zeitgleich treffen dort nach gewaltvollen Auseinandersetzungen mit der Polizei immer mehr Teilnehmer an den Gelbwesten-Protesten ein. Lange Wartezeiten, eine überlastete Notaufnahme – das Krankenhaus dient als Schauplatz, an dem Raf und Julie aus der behäbigen Bourgeoisie auf den Demonstranten Yann treffen, von Beruf Lastwagenfahrer, der am Existenzminimum und immer noch bei seiner Mutter lebt. Die kriselnde Ehe, der Knochenbruch, die Splitter in Yanns Bein, Figuren, die sich gegenseitig ins Wort fallen und damit symptomatisch für eine gespaltene Gesellschaft stehen – denn vor allem durch diese zieht sich der Bruch (Originaltitel: »La fracture«). Der Film dreht sich um die große Frage: Emanuel Macron oder Marine Le Pen? In Anbetracht der anstehenden Präsidentschaftswahlen in Frankreich ist er somit wahnsinnig aktuell. Leider scheitert »In besten Händen« an der Umsetzung: Der Film scheint nervenaufreibend ohne größere Botschaft, es fehlt eine geschickt ineinander verwobene Motivik, die humoristischen Elemente wirken deplatziert und das Gesamtwerk überladen von der Metapher des Bruchs.

Michelle Schreiber

»In den besten Händen«: ab 21.4., Kinobar Prager Frühling

 

 

Weitere Filmtermine der Woche


Deutschland zu Fuß
D 2021, Dok, R: Enno Seifried
Auf 3.442 Kilometern zu Fuß durch Deutschland: vom nördlichsten zum südlichsten Punkt auf einer unvergesslichen Wanderung durchs eigene Land. Enno Seifried machte sich auf, um Deutschland ganz neu kennenzulernen. Abseits der Touristenmassen wanderte er in 160 Tagen durch das ganze Land.
KOMM-Haus, 22.04. 19 Uhr

Indigenes Kurzfilmprogramm: (Hi)Stories We Tell
CDN 2018-2020, R: Diverse, 94 min
Eine Auswahl von Kurzfilmen kanadischer Filmemacher und Filmemacherinnen, die indigene Perspektiven und Realitäten vermitteln.
Cinémathèque in der Nato, 22.04. 20 Uhr (alle OmU)

312 km – Die Linie durch das Land
D 2021, Dok, R: Eric Pawlitzky, 41 min
In seiner 40-minütigen poetischen Dokumentation vermengt der Fotograf Eric Pawlitzky als Teil einer Ausstellung Fotografien, Klänge und eigene Tagebuchtexte zu einem Gesamtbild – 312 Kilometer ging er 1981 möglichst entlang einer geraden Linie zu Fuß von Leipzig nach Schwerin, tauchte in die Landschaft ein und hatte interessante Begegnungen mit verschiedenen Menschen. Vierzig Jahre später machte er die Tour erneut, mit völlig anderen Eindrücken.
Kinobar Prager Frühling, 23.04. 19:00 (Premiere mit Regiegespräch)

Abschied und Ankunft
D 2021, Dok, R: Beate Kunath, 104 min
Rund 20 Jahre nach seinem Tod setzt sich der Dokumentarfilm von Beate Kunath mit dem Chemnitzer Autor Stefan Heym auseinander – mit dem Blick seiner Frau Inge Heym.
Cineding, 29.04. 19 Uhr (anschl. Filmgespräch mit Regisseurin Beate Kunath)

Fuoco sacro – Suche nach dem heiligen Feuer des Gesangs
D 2021, Dok, R: Jan Schmidt-Garre, 93 min
Doku über die Opernsängerinnen Ermonela Jaho, Barbara Hannigan und Asmik Grigorian und über die Kraft und das Herz von Opernmusik.
Cineplex, 24.04. 17:00 (OmU)

Mascarpone
I 2021, R: Alessandro Guida, Matteo Pilati, D: Giancarlo Commare, Eduardo Valdarnini, Gianmarco Saurino, 100 min
Antonio wird von seinem Mann verlassen und muss sein Leben neu ordnen. Italienische Beziehungskomödie.
Passage-Kinos, 27.04. 20:00 (Queerblick. Die queere Filmreihe)

Shorts Attack: Oscar Shorts: Animation
Eine Auswahl nominierter animierter Kurzfilme für den Academy Award 2022.
UT Connewitz, 21.04. 19:00 (alle OmU)22.04. 19:00 (alle OmU)

Shorts Attack: Oscar Shorts: Live Action
Eine Auswahl nominierter Kurzspielfilme für den Academy Award 2022.
UT Connewitz, 21.04. 21:00 (alle OmU)22.04. 21:00 (alle OmU)

Subverting the History: Sensory Visions, Micro-Histories – Kurzfilmprogramm NEU
UKR 2017-2021, 61 min
Zweiter Teil der solidarischen Filmprogrammreihe »Subverting the History«, initiiert von einem Künstler:innen-Netzwerk aus der Ukraine, Belarus, Russland und Europa. Gezeigt werden die Kurzfilme »Letter to a Turtledove«, »Responsibility«, »Diorama«, »F-Word«, »My Grandfather's Skin« und »Non-Binary«. Der Erlös wird an Organisationen gespendet, die Hilfe in der Ukraine leisten und die Menschen helfen, die vom Krieg vertrieben wurden.
Schaubühne Lindenfels, 25.04. 19:00 (OmeU)27.04. 19:00 (OmeU)

Tage im Mondschein
D 2021, Dok, R: Soniya Frotan, Viktoria Lukina, 30 min
Soniya Frotan war im Mai 2021 in Kabul und Parwan unterwegs und traf Frauen, die jedes Klischee sprengen und zahlreiche Widersprüche und Gegensätze leben und aushalten müssen.
Bethanienkirche, 22.04. 20:00 (anschl. Gespräch mit der Regisseurin Soniya Frotan

The Dark and the Wicked
USA 2019, R: Bryan Bertino, D: Marin Ireland, Michael Abbott Jr., Julie P. Oliver-Touchstone, 94 min
Die Geschwister Louise und Michael Straker kehren auf die Farm ihrer Familie zurück, nachdem der Vater gestorben ist. Sie wollen sich um ihre Mutter Virginia kümmern, doch bald beginnen unheimliche Dinge auf der alten Farm vorzufallen.
Luru-Kino in der Spinnerei, 26.04. 21:15 (OmU)

Vergiftete Wahrheit
USA 2019, R: Todd Haynes, D: Mark Ruffalo, Anne Hathaway, Tim Robbins, 126 min
Der Kampf von Rechtsanwalt Robert Bilott gegen das Chemieunternehmen DuPont. Regiemeister Todd Haynes schildert den unbeirrbaren Weg eines Mannes, der überzeugt ist, das Richtige zu tun.
Cinémathèque in der Nato, 24.04. 19:00 (anschl. Diskussion mit dem BUND Arbeitskreis Chemie und Umwelt, OmU)

Wood – Der geraubte Wald
A/D/RUM 2020, Dok, 96 min
Jedes Jahr werden in Rumänien 20 Millionen Kubikmeter Holz illegal aus den Wäldern geholt. Doch wo landen die Bäume – und wer verdient daran?
Kinobar Prager Frühling, 22.04. 13:45 (zum Tag der Erde)

 

Titelbild: Filmstill aus »Die wundersame Welt des Louis Wain«, STUDIOCANAL SAS / CHANNEL FOUR TELEVISION CORPORATION


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