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Kultur

Go Forth and Skank

Veteranentreffen zum 25. Geburtstag von »This Is Ska«

  Go Forth and Skank | Veteranentreffen zum 25. Geburtstag von »This Is Ska«

Mitte Juni findet in Roßlau wieder das »This Is Ska«-Festival statt. Veranstaltet vom Leipziger Jörg Folta, holt es in diesem Jahr zur 25. Ausgabe mehr Künstler auf seine Bühne als je zuvor.

Das sonst beklemmend ruhige Örtchen Roßlau lockt vom 16. bis 18. Juni zu einem Event mit Seltenheitswert: das Festival »This Is Ska« in der Wasserburg. Das Reiseziel der Pilgerfahrt für überzeugte Ska-Fans fordert zum Pogen und Skanken heraus. Die Genese des Roßlauer Formats ist eine Geschichte ohne selbstgefällige Schnörkel, denn die Subkultur in Dessau-Roßlau liegt schon länger im Sterben. Resiliente Konzepte sind selten geworden. Kulturschaffende wenden sich resigniert ab und ziehen nach Leipzig. In den Neunzigern blitzten die vielseitigen Szenen von Breakdance über EBM zu Ska dort nochmal auf, um danach trotz gelegentlichem Flackern von Tekk, Hardcore und Metal bis heute immer zaghafter zu dämmern.

»Das Festival war der Nukleus für alles, was später kam«, beschreibt es Jörg Folta, dessen Umtriebe ihn 2014 zum Leipziger Felsenkeller führten. Der Veranstalter und sein Team begannen 1997 mit dem ersten »This Is Ska«, betrieben später auch das Alternative Jugendzentrum in Dessau und erst 2001, als das Festival fest im Sattel saß, kam der Beatclub in Dessau als Hotspot der regionalen Subkultur hinzu. Für den war es 2018 nach langem Hadern dann vorbei. Die Gründe, zu gehen, sind oft mannigfaltig, aber die Burg selbst blieb stehen. »Wir kommen einmal im Jahr dahin zurück, wo alles anfing«, spricht Folta in seine Freisprechanlage im Auto von Dessau nach Leipzig.

»Wo alles anfing« ist kein kleiner Geheimtipp mehr. Die europaweit verstreuten Anhängerinnen der stilistischen Nische freuen sich auf das Wochenende im romanischen Gebäude mit Renaissance- und Barock-Umbauten und auf die grüne Umgebung der weitläufigen Elbaue. Doch geht es bei dieser Ankündigung nicht um den vielerorts mantrahaft wiederholten Aufruf, auch mal vor der eigenen Tür in den Urlaub zu fahren, sondern um das Innere des Gemäuers: Eines der größten Ska-Events Europas ist dort für knapp 50 Euro pro Ticket um Längen preiswerter als das Groß der offiziellen Festivallandschaft. Hier versammeln die Strippenzieher internationale Größen des von Japan bis Jamaika peu à peu verschwindenden Genres. The Valkyrians aus Finnland, die Berliner Oxo 86 oder das Rudeboy Soundsystem aus Chemnitz zeigen Präsenz. Dem Jubiläum soll mit einem größeren Line-up als zuvor gedacht werden, für das auch größere Summen in die Hand genommen werden. Dort kommen Bands zusammen, die sich all die Jahre auf dem Roster angesammelt haben und teilweise schon 1997 auf dem Festival gespielt haben, wofür sich Die Tornados sogar wiedervereinen. Förmlich als »This is Ska Allstars« sei das diesjährige Wiedersehen zu verstehen, sagt Folta. Präsentiert wird ein ausgewogener musikalischer Mix aus traditionellem Ska, 2-Tone und 3rd-Wave, um dem ganzen Spektrum des schwarz-weiß karierten Stils gerecht zu werden.

Ein ganz anderes Spektrum ist das Politische. In den Slogan »Stay Rude - Stay Rebel« lässt sich einiges hineinlesen. Was gelegentliche Einschätzungen betrifft, der in Roßlau versammelten Szene rechte Tendenzen zu unterstellen, verkenne die Internationalität und den erst jamaikanischen und später britisch-postmigrantischen Urspung des Genres, sagt Folta: »Wir kommen aus der Dessauer Antifa-Hausbesetzer Szene.«

This Is Ska: 16.–18.6., Wasserburg Dessau, https://this-is-ska.weebly.com/

Foto von Amory Salzmann / Roy Ellis und Dr. Ring-Ding


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