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Kultur

»Ich konnte chaotisch und kreativ sein«

Leipzigerin Nina-Sophie Raach ist eine der Jahresgewinnerinnen des Bundeswettbewerbs für junge Lyrik

  »Ich konnte chaotisch und kreativ sein« | Leipzigerin Nina-Sophie Raach ist eine der Jahresgewinnerinnen des Bundeswettbewerbs für junge Lyrik

Der Bundeswettbewerb lyrix bietet Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 20 Jahren jeden Monat die Möglichkeit, Gedichte zu wechselnden Themen zu schreiben. Aus allen Einsendungen wählt eine Jury die besten Gedichte aus. Einmal im Jahr werden aus diesen monatlichen Gedichten die besten des Jahres gekürt. Die Gewinnerinnen werden zu einer fünftägigen Reise nach Berlin inklusive Schreibwerkstatt, professionellem Sprechtraining und weiterem literarischem Rahmenprogramm eingeladen. Am 17. Juni fand die öffentliche Preisverleihung im Rahmen des 23. poesiefestival berlin statt.

Unter den Ausgezeichneten befindet sich auch die Leipzigerin Nina-Sophie Raach, deren Gedicht »Fluchtwegkenntnisse« im April 2021 überzeugte. Die Studentin verrät im kreuzer-Interview, wie ihr Gewinner-Gedicht entstanden ist und worüber sie sonst so schreibt.

kreuzer: Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung, Nina-Sophie Raach. Was bedeutet der Preis für Sie?

Nina-Sophie Raach: Es kam sehr überraschend. Ich habe bei den monatlichen Einsendungen einmal gewonnen, dachte aber, dass das noch nicht reicht, um für den Jahrespreis in Frage zu kommen. Das ist natürlich eine Ehre. Am meisten freue ich mich auf den Workshop und darauf, die anderen Jungautor*innen zu treffen.

Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?

Ich kann gar keinen genauen Zeitpunkt nennen, wann ich damit angefangen habe. Es klingt sehr klischeehaft, aber ich habe eigentlich schon immer geschrieben. Mit dem kreativen Schreiben habe ich erst so richtig nach dem Abi angefangen. Ich hatte mehr Zeit und den Raum, das aufgabenorientierte Schreiben abzulegen und konnte chaotisch und kreativ sein, was im Rahmen der Schulbildung keinen Platz hatte.

Ihr Gedicht »Fluchtwegkenntnisse«, das laut Ausschreibung ein Zukunftsgedicht ist, hat einen eher traurigen, ernüchternden Ton. Was hat Sie dazu inspiriert?

Es ist sehr pessimistisch. Das sollte eigentlich gar nicht so sein, aber es sind eben viele Ängste von mir da reingeflossen. Von daher würde ich sagen, dass es keine wirkliche Inspiration gab. Ich bin in meiner Freizeit viel politisch, aktivistisch unterwegs und mache mir viele Sorgen um meine Zukunft wegen der Klimakrise. Dadurch ist auch das Gedicht entstanden. Gleichzeitig weiß ich auch, dass ich in der privilegierten Situation bin, die Auswirkungen der Klimakrise noch nicht so existenziell zu spüren zu bekommen, wie Menschen in anderen Regionen der Welt.

Als ich es geschrieben habe, habe ich nicht damit gerechnet, dass viele Leute es lesen würden. Ich bin aber froh, dass es ein politisches Gedicht von mir ist, was jetzt mehr Aufmerksamkeit bekommt.

Worüber schreiben Sie sonst so? Schreiben Sie ausschließlich Gedichte?

Ja, ich schreibe schon hauptsächlich Lyrik. Dass ich keine Prosa schreibe, ist aber vor allem eine Zeitfrage. Generell schreibe ich viel über Gefühle und vergangene Beziehungen. Dabei geht es nicht nur um romantische, sondern auch um freundschaftliche.

Wie geht es bei Ihnen persönlich weiter?

Gerade studiere ich Anglistik im 4. Semester, überlege aber, abzubrechen. Das klingt vielleicht blöd, aber ich fühle mich manchmal für den Studiengang nicht »nerdy« genug. Stattdessen würde ich gerne Theaterwissenschaften studieren.

Möchten Sie mit dem Schreiben einmal Geld verdienen?

Eigentlich nicht. Ich hätte Angst, dass mir dann die Lust daran vergeht. Aber ich sage es mal so: Wenn mir jemand Geld anbieten würde, würde ich nicht nein sagen. Aber ich habe auch keinen Stapel voller Romanideen zuhause rumzuliegen.

 

Das Gedicht von Nina-Sophie Raach sowie alle weiteren Gewinnerinnen und Gewinner finden Sie hier

Titelfoto: Nina-Sophie Raach (privat).


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