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Kultur

Pop unter widrigen Bedingungen

Das diesjährige Popfest in der Moritzbastei findet mit weniger Acts statt – dafür kostenlos

  Pop unter widrigen Bedingungen | Das diesjährige Popfest in der Moritzbastei findet mit weniger Acts statt – dafür kostenlos

Die Acts waren gebucht, die Vorfreude groß, das Bier stand kalt – aber dann fehlte das Personal. Das Leipzig Popfest 2022 in der Moritzbastei findet trotzdem statt, jedoch bloß mit der Hälfte der Künstlerinnen und auf nur einer Bühne. Zwölf Live-Acts auf drei Stages standen ursprünglich auf dem Zettel. Das Line-up kann sich noch immer sehen lassen, auch wenn es ein wenig schmaler geraten ist: Unter anderem Hallenser Rapperin Yung FSK18 (kreuzer 05/2021), die von Melancholie bis Ghettorap alles Nötige in petto hat, noch mehr Hiphop vom ehemaligen Thomaner HeXer, sowie zuckersüßer Indie-Pop der Chemnitzer Band Power Plush. Außerdem tritt der in Jerusalem geborene und zwischen Israel und Leipzig pendelnde Sänger und Songwriter Guy Aud mit seiner Band DeGuy auf, deren warmer, souliger Sound ganz fabelhaft auf die Open-Air-Bühne passt.

Angesagt ist also ein breites Spektrum dessen, was die regionale Musikszene aktuell zu bieten hat. Eben jene zu feiern und zu supporten ist seit 2019 die Idee des Popfestes. Neben Konzerten sind Freitag und Samstag Workshops und Panels zu diversen Themen der Musikindustrie geplant. Nachdem im letzten Jahr der Fokus auf FLINTA* in der Branche lag, wirft man heuer einen Blick auf Kultur zwischen urbanem und ländlichem Raum.

Bereits in der Vergangenheit mussten Veranstaltungen in den Gemäuern neben der Universität wegen zu wenig Personal an der Bar abgesagt werden, erzählt Moritzbastei-Booker Christoph Schirmer. »Dieses Wochenende finden parallel diverse Großveranstaltungen statt: Die Toten Hosen, die zweite Ausgabe vom Splash, der Christopher Street Day und noch ein Festival in Bitterfeld.« Das binde enorm viele Fachkräfte. Für das Popfest fehlte es vor allem an Technikpersonal, weshalb man sich entschied, das Event zu verkleinern.

Das Dilemma illustriert die aktuellen Herausforderungen von Veranstalterinnen recht eindrücklich. Nicht nur akuter Personalmangel in der Gastronomie und anderen Bereichen, sondern auch schleppende Vorverkaufszahlen machen den Spielstätten zu schaffen. Das liegt nicht etwa daran, dass die Veranstaltungen nicht interessieren, sondern an fehlender Planungssicherheit. Ein weiterer Grund ist das Überangebot an Kulturveranstaltungen: Noch immer stehen viele Nachholtermine an, dazu kommen neu geplante Auftritte und im Hinterkopf stets die Sorge, im Herbst alles wieder einstellen zu müssen. Dank der Förderung, unter anderem durch Kreatives Sachsen, war es möglich, das zweitägige Festival – in abgespeckter Form – kostenfrei zu ermöglichen. Ausreden gibt es also nicht.


Titelfoto: Chemnitzer Band Power Plush. Credits: Hannes Meier. 


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