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Kultur

Sound of Summer

Die Kinostarts der Woche

  Sound of Summer | Die Kinostarts der Woche

»Die Magnetischen«, eine liebevoll erzählte Erinnerung an die Achtziger mit viel Musik, feierte seine Premiere in der Reihe »Un Certain Regard« beim Filmfestival in Cannes im vergangenen Jahr. Nun ist die Coming-of-Age-Geschichte in den Leipziger Kinos zu sehen – und kehrt damit zurück nach Hause: Die Geschichte des Teenagers Philippe, der sich in einer Zeit des Umbruchs zurechtfinden muss, wurde zum Teil auch in Leipzig gedreht. In unserem Film-Aufmacher im Juli erzählt die Leipziger Produzentin Tanja Georgieva-Waldhauer von den Dreharbeiten und wie der Film in die Region kam.

Film der Woche: Reden ist nicht unbedingt die Stärke des Teenagers Philippe. Das überlässt er seinem großen Bruder Jerôme. Der ist Moderator beim Piratensender in der Provinz und Frauenheld. Der schüchterne Philippe flüchtet sich in die Audiowelten seiner Aufnahmegeräte und Tonbänder – bis er auf Marianne trifft. Die ist eigentlich Jerômes Freundin, aber Philippe gewinnt auf kreative Art ihr Herz. Doch dann wird er zum Militärdienst nach West-Berlin eingezogen. Es sind die frühen Achtziger. Die Welt steht ihm offen, aber Philippe zieht es zurück in die französische Provinz. Zu Marianne. Mit viel Musik und Liebe erzählt Vincent Maël Cardona sein Spielfilmdebüt. Dabei gelingt ihm eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit einer Zeit des Umbruchs. Für Hauptdarsteller Thimoté Robart war es die erste Hauptrolle, für die er gleich mit dem César als bester Nachwuchsdarsteller ausgezeichnet wurde.

»Die Magnetischen«: ab 28. Juli, Passage-Kinos

 

Die einen nennen es Body-Horror, die anderen schlicht Pubertät. Tinja ist zwölf und latent genervt von ihrer sterilen Spießerfamilie. Ihr Bruder ist eine kleine Petze, ihr Vater ein grinsender Duckmäuser und ihre Mutter eine jener überambitionierten Helikopter-Mamis, die ihre Töchter zu kleinen Wunderkindern dressieren wollen. Die Gymnastikwettkämpfe, für die Tinja so hart trainieren muss, dienen auch nicht der Selbstverwirklichung, sondern dem Prestigegewinn. Statt zu rebellieren, kümmert sich die sensible Tochter aber lieber um ihr neues unheimliches Haustier namens Alli. Alli ist einem Vogelei entschlüpft, das Tinja selbst ausgebrütet hat, und lebt nun unter ihrem Bett versteckt - eine monströse Kreatur, die beunruhigend schnell wächst und einen immer größeren Appetit entwickelt. Auch wer seine eigene Jugend schon etwas länger hinter sich hat, findet sich schnell in der Gefühlswelt von Hanna Bergholms Debütfilm zurecht. Steif und unecht wirken die Kulissen der Kindheit darin, wild und bedrohlich der nächste Lebensabschnitt, mit Alli als hässlichem Schutzengel. Auf Eltern kann die Metamorphose ihrer Kinder irritierend wirken, aber »Hatching« schlägt sich mit seiner Perspektive auf die Seite der Pubertierenden. Dort liegen gegensätzliche Empfindungen so nah beieinander wie sonst nur bei gespaltenen Persönlichkeiten. Oder in Horrorfilmen, die eklig und zärtlich zugleich sind. MARKUS HOCKENBRINK

»Hatching«: ab 28. Juli, Luru-Kino in der Spinnerei und am 1. August 20:45 Uhr in den Passage-Kinos

 

Weitere Filmtermine der Woche

Dirty Dancing
USA 1987, R: Emile Ardolino, D: Patrick Swayze, Jennifer Grey, Cynthia Rhodes, 97 min
Eine Tochter aus gutem Hause verliebt sich in einem Ferienhotel in den sechziger Jahren in einen Tänzer. Rhythmische Romanze, die ebenso Kultstatus genießt wie ihr Soundtrack.
Galopprennbahn Scheibenholz, 30.7., 21:30 Uhr

Facing Down Under
D 2020, R: Chris Hartung, 84 min
Ein 19-jähriger Abiturient reist als Backpacker durch Australien und begleitet sein Abenteuer mit einer Kamera.
Kinobar Prager Frühling, 29.7., 19 Uhr (Preview in Anwes. des Regisseurs)
Sommerkino auf der Feinkost, 29.7., 21:30 Uhr (Preview in Anwes. des Regisseurs)

Ilse Fuskova
ARG 2021, Dok, R: Liliana Furió, Lucas Santa Ana, 89 min
Porträt von Ilse Fuskova, Künstlerin, Fotografin und die erste Frau, die sich in Argentinien öffentlich als Lesbe outete und den ersten Pride March organisierte.
Cineding, 5.8., 19:30 Uhr (Filmgespräch mit der Regisseurin im Anschluss)

Love, Spells And All That 
TRK 2019, R: Ümit Ünal, D: Aysenil Samlioglu, Damla Ersan, 96 min
Inselromantik, Homophobie und magische Liebeszauber – ein glaubhaftes Porträt von zwei Frauen, die für ihr Lebensglück vieles aufgeben mussten, weil die Gesellschaft es ihnen nicht zugestehen will.
Cinémathèque in der Nato, 30.7., 20 Uhr (OmU)

Reality Must Be Addressed
D 2021, Dok, R: Johanna Seggelke, 53 min
Die Reise zweier junger Frauen durch Südafrika. Deutscher Wettbewerb Dok Leipzig 2021.
Open-Air-Kino in der Spinnerei, 4.8., 21 Uhr (Dok-Sommerkino)

Sing a Bit of Harmony
J 2022, R: Yasuhiro Yoshiura, 108 min
Die schüchterne Einzelgängerin Satomi trifft auf Shion, die für ordentlich Chaos in der Klasse sorgt, damit aber selbst Satomi aus der Reserve lockt.
Passage-Kinos, 31.7., 11 Uhr (Anime Special) und 1.8., 20:45 Uhr (Anime Special, OmU)

Sir! No Sir! 
USA 2005, Dok, R: David Zeiger, 85 min
Dokumentarfilm über die Anti-Kriegs-Bewegung innerhalb der US-Truppen im Vietnamkrieg.
Musikpavillon im Clara-Zetkin-Park, 4.8., 20 Uhr (OmU, Globale)

Tiger & Dragon
CHN/TW/HK 2000, R: Ang Lee, D: Ziyi Zhang, Michelle Yeoh, Chow Yun-Fat, 120 min
Ang Lee inszenierte ein fantasievolles, rasantes Martial-Arts-Abenteuer rund um einen alternden Outlaw und sein legendäres Schwert.
Cinestar, 2.8., 19:30 Uhr
Regina-Palast, 2.8., 20 Uhr
Cineplex, 2.8., 20 Uhr
Passage-Kinos, 4.8., 20:30 Uhr

Walter Kaufmann – Welch ein Leben!
D 2021, Dok, R: Karin Kaper, Dirk Szuszies, 102 min
Im Leben des im April im Alter von 97 Jahren gestorbenen jüdischen Schriftstellers Walter Kaufmann spiegeln sich die Ereignisse, Katastrophen, Erschütterungen des vergangenen Jahrhunderts, die bis in unsere Gegenwart wirken. Karin Kaper und Dirk Szuszies haben ihm einen berührenden Film gewidmet.
Caracan. Bar & Grill, 3.8., 20 Uhr

Wir sind jung. Wir sind stark. 
D 2015, R: Burhan Qurbani, D: Devid Striesow, Jonas Nay, Joel Basman, 123 min
Die Ereignisse um den Brand eines Asylbewerberwohnheims in Rostock im August 1992 gibt dieses Drama packend und inhaltlich leider höchst aktuell wieder.
Zeitgeschichtliches Forum, 1.8., 19 Uhr

Titelbild: Filmstill aus »Die Magnetischen«, Copyright Steffen Junghans / Port au Prince Pictures


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