Film der Woche: Auf der Wetterstation »Chodowaricha« am russischen Polarmeer beobachten die drei Meteorologen Sascha, Alexander und Wladimir in völliger Isolation das Wetter. Einmal im Jahr kommt ein Versorgungsschiff mit Vorräten vorbei. Der einzige Nachbar der Meteorologen ist der krebskranke Wassili, ein ehemaliger Funker. Selbst der Wetterhund Jack verschwindet eines Tages spurlos. Der Alltag in Chodowaricha ist so unaufgeregt wie der Film selbst: Messungen durchführen, Fischernetze einholen, kochen. In der Einfachheit dieses Lebens liegt eine Faszination, die die Kamera mit ruhigen Aufnahmen und langsamen Schnitten wirkungsvoll einfängt. Die Schönheit der sibirischen Tundra ist eigenwillig, doch gewaltig. Der spärlich dosierte Soundtrack stammt von dem putin-nahen Musiker Igor Matvienko. Es ist die Lieblingsmusik von Sascha und Alexander, die als Paar auf der Station leben. Das anfangs scheinbar harmonische Zusammenleben wird zunehmend kompliziert. Grund der Spannungen ist der schweigsame Wladimir, über dessen Vergangenheit düstere Andeutungen im Raum stehen. Überhaupt spielt die ruhige Erzählstimme durch den gesamten Film mit Andeutungen, doch die Geschichten dahinter bleiben im Dunkeln. Auf einen roten Faden, eine klassische Handlung wartet man vergeblich. Regisseur Stanislaw Mucha hat vielmehr ein eindrückliches, weil nahezu unkommentiertes Porträt des wohl einsamsten Arbeitsplatzes der Welt gedreht, wo der Wahnsinn an jeder Schwelle lauert. SARAH NÄGELE
»Wettermacher«: ab 18.8., Passage-Kinos
Weitere Filmtermine der Woche
7 Years of Lukas Graham
DK 2021, Dok, R: René Sascha Johannsen, 82 min
Langzeit-Doku über die dänische Band Lukas Graham.
Passage-Kinos, 18.08. 20:45 (»Musikkiste« inklusive Gin Tonic, OmU) 21.08. 13:30 (OmU)
Rise up!
D 2022, Dok, R: Marco Heinig, Luise Burchard, Steffen Maurer, Luca Vogel, 89 min
Der Dokumentarfilm sucht zusammen mit fünf außergewöhnlichen politischen Helden Antworten auf die Entwicklungen unserer Zeit. Preview, Start: 27. Oktober.
Open-Air-Kino in der Spinnerei, 19.08. 21:00 (Preview mit Besuch des Filmteams)
Gott existiert, ihr Name ist Petrunya
MAZ/B/F 2019, R: Teona Strugar Mitevska, D: Zorica Nusheva, Labina Mitevska, Simeon Moni Damevski, 100 min
Die religiöse Satire um eine junge Frau, die mit der Borniertheit der Einwohner ihrer Heimatstadt aufräumt, gewann den ökomenischen Filmpreis der Berlinale.
Pauluskirche Grünau, 19.08. 21:00
Der Waldmacher
D 2022, Dok, R: Volker Schlöndorff, 93 min
Volker Schlöndorff porträtiert den australischen Agrarwissenschaftler und Gewinner des alternativen Nobelpreises Tony Rinaudo, der die afrikanische Land- und Forstwirtschaft revolutionierte.
Ludwigs Garten, 19.08. 20:00 (10 Jahre Querbeet, Flimmergarten)
1001 Nights Apart
IRN 2022, Dok, R: Sarvnaz Alambeigi, 80 min
Im Iran ist das Tanzen verboten. Und doch leben viele Menschen hinter verschlossenen Türen ihre Leidenschaft aus.
Cineding, 25.08. 21:30 (OmU)26.08. 21:30 (OmU)
8. Kino-Datsche – Short Films Made in 72 h
Selbermachen: In nur wenigen Tagen durchlaufen Filmprojekte die Evolution von der Idee auf die Leinwand.
Westbahnhof, 20.08. 21:00, Open-Air-Kino in der Spinnerei, 24.08. 21:00
Black Faces in White? Space
D 2021, Dok, R: Thabo Thindi, 80 min
Die Dokumentation verschränkt die persönlichen Erfahrungen des Filmemachers, der dem Tod durch die deutsche Polizei nur knapp entkam, mit der Alltagsrealität von anderen schwarzen Einzelpersonen.
Cinémathèque in der Nato, 26.08. 19:00 (OmeU,mit Regiegespräch)
Der Kuaför aus der Keupstraße
D 2015, Dok, R: Andreas Maus, 97 min
Die Dokumentation spürt zum 10. Jahrestag des Nagelbomben-Anschlags in Köln dem Verbrechen und seinen Betroffenen nach.
Cinémathèque in der Nato, 23.08. 19:00 (OmU,mit Einführung und Diskussion)
Der laute Frühling
D 2022, Dok, R: Johanna Schellhagen, 62 min
Der Dokumentarfilm untersucht die Ursachen und Konsequenzen des menschengemachten Klimawandels.
Richard-Wagner-Hain, 25.08. 20:00 (Globale)
Evolution
HUN/D 2021, R: Kornél Mundruczó, D: Lili Monori, Annamária Láng, Goya Rego, 97 min
Der Spielfilm zeichnet drei Generationen einer Familie nach, von Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg bis zum heutigen Berlin. Gedreht zum Teil in Leipzig.
Passage-Kinos, 23.08. 20:00 (Premiere in Anwesenheit der Produzentin)
Girls Can't Surf
AUS 2020, Dok, R: Christopher Nelius, 108 min
Der Dokumentarfilm verfolgt die Reise einer Gruppe von abtrünnigen Surferinnen in den achtziger Jahren, die es mit der von Männern dominierten Welt des professionellen Surfens aufnehmen.
Sommerkino auf der Feinkost, 25.08. 21:00 (OF, Surffilmnacht)
Land – Eine Sinfonie der industrialisierten Landwirtschaft
D 2021, Dok, R: Timo Großpietsch, 76 min
Ein dokumentarischer Blick auf den ländlichen Raum, so wie er heute benutzt wird.
SoLaWi »Allerlei«, 26.08. 20:00 (Globale)
Namaste Himalaya
D 2022, Dok, R: Anna Baranowski, Michael Moritz, 93 min
Als die Corona-Pandemie ihren Anfang nimmt, stranden die Weltreisenden Anna und Michael in Nepal, einem der ärmsten Länder der Welt. Es herrscht Lockdown, die Städte sind abgeriegelt. Also begeben sich die beiden in die Berge.
Passage-Kinos, 24.08. 18:45 (in Anwesenheit der Filmemacherinnen)
Projekt A
D/E/GR/CH 2015, Dok, R: Moritz Springer, Marcel Seehuber, 78 min
Marcel Seehuber und Moritz Springer nehmen in ihrem Dokumentarfilm die politische Idee der Anarchie unter die Lupe und bereisen Europa, um die konkrete Umsetzung dieser Idee in unterschiedlichen Projekten kennenzulernen. Sie sind unter anderem zu Gast beim »Internationalen Anarchistischen Treffen« in der Schweiz, besuchen die Anti-Atom-Aktivistin Hanna Poddig und treffen Mitglieder der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft »Confederación General del Trabajo« in Barcelona.
Ludwigs Garten, 20.08. 20:00 (10 Jahre Querbeet, Flimmergarten)
Revision
D 2012, Dok, R: Philip Scheffner, 110 min
1992 starben zwei Männer nahe der deutsch-polnischen Grenze. Der Dokumentarfilm ergründet die Ursachen.
Cinémathèque in der Nato, 25.08. 19:00 (OmU,mit Einführung und Diskussion)
Süßes Gift – Hilfe als Geschäft
D/AT/NL 2012, Dok, R: Peter Heller, 91 min
Eine Dokumentation über das Für und Wider von finanzieller Entwicklungshilfe für den afrikanischen Kontinent.
Schönauer Park, 24.08. 20:00 (Globale)
Youth Unstoppable
CDN 2020, Dok, R: Slater Jewell-Kemker, 88 min
Im Alter von 15 Jahren nahm die Kanadierin Slater Jewell-Kemker als Jugenddelegierte an UN-Klimakonferenzen teil, mit der Kamera in der Hand, anfangs noch unsicher, aber bereit, etwas zu verändern. Was als individuelle Reise begann, entwickelte sich zu einem authentischen und herausfordernden Dokumentarfilm, der 12 Jahre lang hinter den Kulissen der Jugendklimabewegung gedreht wurde.
Ludwigs Garten, 20.08. 18:00 (10 Jahre Querbeet, Flimmergarten)
Titelbild: Filmstill aus »Wettermacher«, Copyright W-Film.