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Stadtleben

Legida 2.0 verhindern – Leipzig nimmt Platz ruft zur Demonstration auf

Nach tätlichen Angriffen auf Jugendliche soll gegen »Montagsdemonstration« demonstriert werden

  Legida 2.0 verhindern – Leipzig nimmt Platz ruft zur Demonstration auf | Nach tätlichen Angriffen auf Jugendliche soll gegen »Montagsdemonstration« demonstriert werden

Am vergangenen Montag wurden jugendliche Gegenprotestierende aus der sich selbst als »Montagsdemonstration« bezeichnenden Versammlung angegriffen. Als Reaktion darauf organisiert Leipzig nimmt Platz eine groß angelegte Demonstration am 3.Oktober.

Am 26. September um 18:45 Uhr begann Leipzig Schwurbelfrei den Abend mit einer Kundgebung auf dem Augustusplatz. Den circa 50-60 antifaschistischen Gegenprotestierenden standen über 2.200 Friedenstauben- und Sachsenfahnen-schwingende Demonstrierende aus der rechten und querdenkenden Szene gegenüber. Trotz der gewaltigen Überzahl versuchte der Gegenprotest, den Demonstrationszug, so wie jeden Montag, zu begleiten. Doch schon nach kurzer Zeit löste sich der Gegenprotest auf und zersplitterte in kleinere Grüppchen. Von der Polizei immer wieder blockiert, versuchten die Teilnehmenden des Gegenprotestes wieder zusammen und auf den Augustusplatz zu finden.

Währenddessen griffen Demonstrierenden aus der am Augustusplatz beendeten Demonstration heraus mehrere Gegenprotestierende an. Augenzeuginnen und Opfern zufolge standen mehrere Jugendliche am Rand und beobachteten das Vorgehen, als sich mehrere Personen aus der »Montagsdemonstration« in Richtung des Hotels Radisson bewegten. Sie gingen auf die Jugendlichen zu und fragten, ob sie Stress wollten. Danach griffen sie an. Insgesamt wurden sieben Personen verletzt, vier davon so schwer, dass diese mit Prellungen und Zahnabsplitterungen in ein Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Nach der Pressemitteilung von dem Aktionsnetzwerk Leipzig nimmt Platz, bedrängte die Polizei außerdem nicht nur die zu Hilfe eilenden Antifaschistinnen, sondern fertigte auch Anzeigen gegen einige der Opfer »wegen angeblichem Landfriedensbruch« an. Ermittelt werde wegen einer »gegenseitigen Auseinandersetzung«. Das Verhalten der Polizei vor Ort beschreibt Jurist und Grünen-Stadtrat Jürgen Kasek als »kritikwürdig«. Den Demonstrationen, die als Proteste gegen die Corona-Maßnahmen begannen, würden nun auch Rechtsextreme und Hooligans beiwohnen. Die gestellten Forderungen der sogenannten »Montagsdemonstrationen« beschreibt Kasek als »worst of der letzten 20 Jahre«.

Als Reaktion auf diese Vorfälle organisiert Leipzig nimmt Platz eine groß angelegte Demonstration am 03.Oktober. Das Netzwerk ruft »alle demokratischen Kräfte dazu auf, am Montag klar Stellung zu beziehen« und möchte damit die gesamte Zivilgesellschaft ansprechen. Die erste Demonstration beginnt um 14:30 Uhr auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz und zieht um den Ring, da für 15:00 Uhr die Demonstration des rechten Spektrums angemeldet ist. Um 13:30 Uhr startet die Zubringerdemo vom Connewitz Kreuz und um 17:00 Uhr eine Kundgebung auf dem Augustusplatz mit Redebeiträgen von Fridaysforfuture, der Partei die Partei und der antifaschistischen Kirche. Auch die Band 100 Kilo Herz wird auftreten. Die anschließende Demonstration führt ebenfalls um den Ring.

Gerüchten zufolge gibt es in den rechten Netzwerken einen Aufruf zu einer Demonstration um 19:00 Uhr, bei der Versammlungsbehörde angemeldet ist jedoch nichts. Zudem soll es eine Mahnwache an der Haltestelle Augustusplatz geben, an der die Angriffe geschehen sind. Das Aktionsnetzwerk Leipzig nimmt Platz hat für den gesamten Tag 3.000 Teilnehmende angemeldet. Sie erwarteten eine dynamische Lage und stünden in Kontakt mit der Polizei, sagte Pressesprecherin Irena Rudolph-Kokot. Nach einem klärenden Gespräch bezüglich der Vorfälle des letzten Montags gehe sie von einer Lernfähigkeit und einer Vorbereitung von Seiten der Polizei für den 3.Oktober aus. Man habe das Gefühl, dass die Probleme nun gesehen werden.

Das Aktionsnetzwerk ruft in den sozialen Medien dazu auf, zahlreich zu kommen und postet regelmäßig Informations-Updates. Auch Organisationen wie die Stiftung Friedliche Revolution unterstützen den Gegenprotest und somit auch »die ganzen jungen Leute, die ihren Kopf hinhalten«, so Gesine Oldmanns. 

>> Hier geht es zum Aufruf von Leipzig nimmt Platz.

>> Für Opfer von rechter oder rassistischer Gewalt bietet die RAA Leipzig Beratung an. Telefonisch erreicht man sie unter 0341 2618647, per E-Mail an opferberatung@raa-leipzig.de oder persönlich in der Kochstraße 14.


Titelfoto: Bild von der letzten Anti-Legida Demonstration 2017. Tim Wagner.


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