255 Filme aus 55 Ländern in sechs Wettbewerben, dazu neue VR- und AR-Experiences im Neuland, Talks und Masterclasses und das alles in einer vollgepackten Woche. Wir haben erste Highlights in der Oktober-Ausgabe versammelt, sprechen mit Festivalchef Christoph Terhechte, stellen die Retrospektive über Dokumentarfilmerinnen der DDR und die Dok Spotters vor. Das komplette Programm gibt es auf dok-leipzig.de und im Online-Kalender und alles was lohnt wie immer im kreuzer Dok-Blog.
»65. Internationales Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm«: 17.–23.10., Cinémathèque in der Nato, Cine Star, Passage-Kinos, Regina-Palast, Schauburg, Schaubühne Lindenfels uvm.
In »Höhere Gewalt« zerlegte er das Männlichkeitsbild, in »The Square« gleich die ganze Kunstszene. Die Filme von Ruben Östlund sind ebenso clevere wie ätzende Gesellschaftskommentare. Nicht immer geht sein Konzept allerdings auf. Für »Triangle of Sadness« hat er sich nun das Modelbusiness vorgenommen und verteilt dabei im Vorbeigehen gleich eine Rundumbackpfeife an die vermeintlich Schönen und Reichen. Er bedient sich dabei einer Dreiaktstruktur. Zunächst begleiten wir das Modelpärchen Yaya und Carl bei ihrer verbalen Auseinandersetzung über Rollen- und Geschlechterklischees. Danach geht es auf eine Kreuzfahrt mit Dotcom-Milliardären, wohlhabenden Waffenmagnaten und russischen Oligarchen, die auf einer entlegenen Insel strandet. Hier kehrt sich das Kräfteverhältnis um, als es für alle ums Überleben geht. Setzt der Film mit seinem Blick in die Welt der Modeindustrie noch schwungvoll ein, ist die Metapher des Luxusliners mit seinen oberen und unteren Decks dann doch ganz schön vordergründig. Vor allem Woody Harrelson als dauerbetrunkener Kapitän hat jedoch sichtlich Spaß daran, lustvoll gegen das Kapital auszuteilen. Die Reise endet nach mehr als zwei Stunden dann ziemlich erwartungsgemäß. Wie schon »The Square« lässt auch »Triangle of Sadness« Struktur vermissen. Wären viele Szenen nicht endlos zerredet und redundant, wäre Östlunds Systemkritik sicherlich pointierter.
»Triangle of Sadness«: ab 14.10., Passage-Kinos, Schauburg
Weitere Filmtermine der Woche
Filmriss Filmquiz
Seit 2009 präsentiert kreuzer-Redakteur Lars Tunçay gemeinsam mit André Thaetz das Leipziger Filmquiz. Nach zweijähriger Pause ist es ab September monatlich in der Moritzbastei zu Hause. Wie gewohnt gibt es Fragen, Clips und Preise rund um Filmklassiker und aktuelle Kinohighlights.
Moritzbastei, 19.10. 19:30 Uhr
White Pop Jesus & Breakdance Sensation ’84
Musikalisches Italo-Doppel mit Donis: In »White Pop Jesus« (1980) kommt Disco-Jesus zurück auf die Erde und legt sich mit der Mafia an. In »Breakdance Sensation« (1984) reist eine Gruppe italienischer Tänzer zu einem Wettbewerb in New York.
Luru-Kino in der Spinnerei, 14.10., 19 Uhr (Italo-Musik-35mm Doppel, »Breakdance Sensation '84« in der DF, »White Pop Jesus« im OmeU)
Wrong Elements
F/B 2016, Dok, R: Jonathan Littell, 135 min
Die »Lord’s Resistance Army« (LRA) in Uganda entführte mehr als 60.000 Teenager über einen Zeitraum von 25 Jahren und bildete sie zu Soldaten aus. Weniger als die Hälfte von ihnen sind lebendig aus dem Busch zurückgekehrt.
Neues Schauspiel Leipzig, 14.10., 20 Uhr (Globale, OmU)
Zum Tod meiner Mutter
D 2022, R: Jessica Krummacher, D: Birte Schnoeink, Elsie de Brauw, Christian Löber, 135 min
Juliane, die immer ein enges Verhältnis zu ihrer Mutter Kerstin hatte, wird mit deren Wunsch konfrontiert, sterben zu dürfen. Denn Kerstin ist schwer krank und lebt deshalb in einem Pflegeheim – und in diesem Zustand will die 64-Jährige nicht mehr weiterleben.
Passage-Kinos, 13.10. 18 Uhr (Filme vom Abschied, mit anschließendem Gespräch)
When Two Worlds Collide
PER 2016, Dok, R: Heidi Brandenburg, Mathew Orzel, 103 min
Der Film dokumentiert eindrücklich eine der größten Protestbewegungen indigener Ureinwohner Südamerikas gegen einen übermächtigen Gegner.
HTWK Leipzig, 13.10. 20 Uhr (Globale, OmU)
The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit
USA/GB 2002, R: Stephen Daldry, D: Nicole Kidman, Julianne Moore, Meryl Streep, 114 min
Drei Frauenschicksale in den Jahren 1923, 1951 und 2001, dramaturgisch meisterlich verknüpft und bewegend inszeniert – ganz großes Kino, zudem perfekt besetzt mit Nicole Kidman, Julianne Moore und Meryl Streep.
Passage-Kinos, 14.10. 20 Uhr (mit einer psychoanalytischen Betrachtung durch Dr. Jochen Schade)
Unser Boden, unser Erbe
D 2020, Dok, R: Marc Uhlig, 79 min
Anhand von Gesprächen mit Wissenschaftlern und Landwirten zeigt Marc Uhlig, wie wichtig ein gesunder Boden ist für unser Überleben. Ein drängender Film.
Kinobar Prager Frühling, 16.10., 15 Uhr (zum Welternährungstag)
The Territory
BRA/DK/D 2022, Dok, R: Alex Pritz, 86 min
Im brasilianischen Regenwald kämpfen die indigenen Uru-eu-wau-wau um ihr Land und ihr Überleben.
Neues Schauspiel Leipzig, 15.10. 20 Uhr (Globale, OmU)
Delia’s Gone
USA 2022, R: Robert Budreau, D: Paul Walter Hauser, Travis Fimmel, Marisa Tomei, 90 min
Louis ist geistig behindert und saß fünf Jahre unschuldig im Gefängnis, für den Mord an seiner Schwester. Nach seiner Entlassung erhält er einen Hinweis darauf, wer die Tat in Wahrheit begangen haben könnte.
Cinestar, 17.10., 23:10 Uhr
Zwischen uns beiden
F 2021, R: Jude Bauman, D: Amandine Noworyta, Iris Jodorowsky, Jean-François Stévenin, 100 min
Laetitia und Elodie sind seit Jahren zusammen und wünschen sich ein gemeinsames Kind. Doch das Geld fehlt für einen weiteren Versuch. Der neue Untermieter Simon soll Zahlungsmittel in die Paarkasse bringen, doch Laetitia fühlt sich auf mysteriöse Weise auch körperlich zu dem attraktiven Zauberkünstler hingezogen. Die Beziehung der beiden Frauen steht vor der Zerreißprobe – erst recht, als Laetitia auf einmal schwanger ist.
Kinobar Prager Frühling, 17.10., 19 Uhr (Feministisches FLINTA‐Kultur‐ und Kunst‐Festival, OmU)
Der laute Frühling
D 2022, Dok, R: Johanna Schellhagen, 62 min
Der Dokumentarfilm untersucht die Ursachen und Konsequenzen des menschengemachten Klimawandels.
Ost-Passage-Theater, 19.10., 20 Uhr (anschl. Gespräch mit den Filmemachenden)
Cineding, 20.10., 19 Uhr (anschl. Gespräch mit den Filmemachenden)
European Outdoor Film Tour
Kurzfilmprogramm mit Outdoor- und Abenteuerdokus.
Werk 2, 17.10., 19:30 Uhr, 18.10., 19:30 Uhr
13. Lateinamerikanische Tage
Die Ruhe und Weite des argentinischen Films, das pulsierende Kino Brasiliens, Charakterdramen aus Chile, brachialer Sozialrealismus aus Mexiko – Das Kino aus Lateinamerika unter einen Festivalhut zu bringen, ist ein wahres Kunststück. Trotzdem stellt sich der Verein Sudaca seit fast zwei Jahrzehnten dieser Herausforderung – zuerst mit Cinebrasil und den Argentinischen Filmtagen, im Oktober zum 13. Mal mit den Lateinamerikanischen Tagen.
Cineding, Schaubühne Lindenfels, Mühlstraße 14, 5.–15.10.
Girls, Girls, Girls
FIN 2022, R: Alli Haapasalo, D: Aamu Milonoff, Eleonoora Kauhanen, Linnea Leino, 100 min
Drei junge Frauen machen sich auf Liebessuche und klären nebenbei noch die Frage, was im Leben eigentlich wirklich wichtig ist.
Kinobar Prager Frühling, 16.10., 19 Uhr (Feministisches FLINTA‐Kultur‐ und Kunst‐Festival, OmU)
Mariupolis 2
LIT/F/D 2022, Dok, R: Mantas Kvedaravičius, 112 min
Nachdem Russland in die Ukraine einmarschierte, kehrte der Filmemacher Mantas Kvedaravičius nach Mariupol zurück, die Stadt, die er 2015 für seinen Dokumentarfilm schon einmal bereiste.
Schaubühne Lindenfels, 15.10., 16:30 Uhr (OmeU) und 17.10., 19 Uhr (OmeU)
Oh Mercy!
F 2019, R: Arnaud Desplechin, D: Léa Seydoux, Sara Forestier, Roschdy Zem, 119 min
Ein Polizeichef in Nordfrankreich übernimmt die Ermittlungen in einem Mordfall: Eine alte Frau wurde brutal ermordet.
Institut Français, 17.10., 19 Uhr (OmeU)
One Piece Film: Red
J 2022, R: Goro Taniguchi, 115 min
Der neueste Anime zur unendlichen Piratensaga.
Cinestar, 13., 15., und 16. Oktober, jeweils 17 und 20 Uhr (OmU)
Cineplex, 13.10, 20 Uhr, 14.10., 19:45 Uhr, 15.10. 17:30 und 20:15 Uhr, und 16.10., 18 und 20:30 Uhr (alle OmU)
Piggy
E/F 2022, R: Carlota Pereda, D: Claudia Salas, Carmen Machi, Laura Galán, 90 min
Stets hat Sara mit dem Spott, den Urteilen und den Beschimpfungen der anderen Mädchen in ihrem Dorf zu kämpfen. Bis ein mysteriöser Unbekannter im Dorf auftaucht und ihre Peiniger entführt.
Kinobar Prager Frühling, 14.10., 21 Uhr (Feministisches FLINTA‐Kultur‐ und Kunst‐Festival, Horror-Preview, OmU)
Søjus1 plays »The Phantom Carriage«
S 1921, R: Victor Sjöström, D: Victor Sjöström, Hilda Borgström, Tore Svennberg, 107 min
»Der Fuhrmann des Todes« – einflussreicher Stummfilm nach dem Roman der Schriftstellerin Selma Lagerlöf mit Livebegleitung.
Cinémathèque in der Nato, 15.10., 21 Uhr
Foto: Filmstill aus »Triangle of Sadness«, Copyright Plattform-Produktion