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Kultur

Ein richtiges Leben im Falschen

Die Kinostarts der Woche

  Ein richtiges Leben im Falschen | Die Kinostarts der Woche

Film der Woche: Mit seinen Krücken humpelt Lothar König in den voll besetzten Saal. »Die Parkplatzsituation ist hier ja genauso beschissen wie in Jena«, ruft er einem der Anzugträger entgegen. Sein Auftritt beim Erfurter Forum »Theologie im Dialog mit der Politik« ist typisch für den kleinen Mann mit dem Zauselbart. Er bereitet ihm die Bühne, sorgt dafür, dass man ihm zuhört. Lang und laut richtet er sich bei der Diskussion im Anschluss an die Erfurterinnen und Erfurter, fordert sie auf, es sich nicht gefallen zu lassen, wenn ein FDP-Politiker sich mit Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten von Thüringen wählen lässt.

Drei Jahre lang begleitete Tilman König seinen Vater, den Jenaer Jugendpfarrer Lothar König, bei seinem Eintritt in den Unruhestand. Er zeigt ihn bei seinen Predigten, den Demos, Punk-Konzerten im Jugendclub und dabei, wie er seine Habseligkeiten in Kisten verpackte und auf den seit Jahren leerstehenden Hof der Familie in Leimbach bei Nordhausen zog. Er war dabei, wenn es laut wurde und als die Stille einkehrte. Rund 70 Tage verbrachten sie miteinander und mit Tilmans Kamera. Der Sohn zeigt seinen Vater als streitbaren, unbequemen Menschen, der sein Umfeld stets herausfordert. In der DDR wurde er von der Stasi überwacht. Seit der Wende engagiert sich Lothar König gegen Rechtsextremismus und stand deswegen immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit und der Justiz, wurde von Faschisten verprügelt und wegen der Teilnahme an einer Demo gegen Faschismus in Dresden 2011 wegen schweren Landfriedensbruchs angeklagt. Als zahlreiche Videodokumente von polizeilicher Gewalt gegen Demonstranten ans Licht kamen, wurde die Anklage fallengelassen. Die nimmermüde politische Arbeit, seine Rolle als Jugendpfarrer in der Kirche und die Sozialarbeit mit Migranten gehört ebenso zu seiner Natur wie die Wut und das stete Nerven seines Umfelds. Ein vielschichtiges Porträt eines Aufrechten, der Vorbild sein sollte für uns alle.

»König hört auf«: 20.11., 18 Uhr, Kinobar Prager Frühling und 28.11., 18:45 Uhr, Passage-Kinos in Anwesenheit des Regisseurs,  weitere Vorstellung 19.11., 15:45 Uhr Kinobar Prager Frühling

 

 

Naledi trägt ihre Uniform mit Stolz, wenn sie am Grenzzaun des Kruger Nationalparks patrouilliert und Wilderer aufspürt. Das südafrikanische Wildschutzgebiet ist das Revier der »Black Mambas«, einer unbewaffneten Frauenbrigade, die sich dem Kampf gegen Wilderei verschrieben hat. Das alte Problem hat vor allem durch die Nashornjagd international für Empörung gesorgt. Das Nashorn wurde zum Symbol des Kampfes gegen Wilderer und die »Black Mambas« zu seinen Beschützerinnen. Die Frauen fordern das traditionelle Frauenbild ihres Landes heraus – was sie täglich selbst herausfordert.
Lena Karbes Dokumentarfilm zeigt die Kämpfe hinter dem Kampf gegen die Wilderei. Zwar sind Frauen wie Naledi der Arbeitslosigkeit ihrer Dörfer entkommen, doch das macht sie nicht unabhängig. Oft tragen sie als Alleinverdienerinnen der Familie mehr Verantwortung als zuvor. Die Arbeit im Park, die sie anfangs noch mit Stolz erfüllt, wird schnell monoton. Sie besteht hauptsächlich darin, die Befehle weißer Ausbilder auszuführen.
Craig Spencer, Gründer der Black Mambas, ist einer von ihnen. Er sorgt sich um die Zukunft der Frauen. Wer braucht die Black Mambas, wenn die Nashornjagd passé ist? Die Parkbetreiber seien Dinosaurier, die Parks die letzte Bastion des Kolonialismus. Doch erkennt er, dass er selbst Teil des strukturellen Problems ist? Karbe hat diese Verwebungen pointiert eingefangen. SARAH NÄGELE

»Black Mambas«: ab 17.11., Cinémathèque in der Nato

 

 

Weitere Filmtermine der Woche

Filmriss Filmquiz
Moritzbastei, 23.11. 19:30
Wie alt war Christian Bale, als er vor der Kamera von Steven Spielberg stand? Welche Farbe hat Freddy Kruegers Pulli? In wie vielen Marvel-Filmen stand Robert Downey Jr. als Tony Stark vor der Kamera? Egal ob Popcorn oder Arthouse – André Thätz und kreuzer-Redakteur Lars Tunçay quizzen sich mit euch durch die Filmgeschichte. Als Lohn gibts feine Preise.
Mehr Infos
 

27. Französische Filmtage
bis 23.11., Passage-Kinos, Schaubühne Lindenfels
Nachdem die Französischen Filmtage 2020 pandemiebedingt ausfallen mussten und im Jahr darauf vorzeitig beendet wurden, hoffen wir in diesem Jahr endlich wieder auf die ganze Bandbreite des frankophonen Kinos. Zu sehen gibt es mitunter den einfühlsamen belgischen »Close« von Lukas Dhont, das berührende Sterbe-Drama »Mehr denn je« von Emily Atef und Hommagen an Jean-Luc Godard, Claude Lelouche und Jean-Louis Trintignant.
 

Best of Kurzsuechtig 2022
Ost-Passage-Theater, 23.11. 20:00 (anschl. Publikumsgespräch)
Heute Abend gibt es noch einmal das Beste aus dem Programm des diesjährigen Kurzsuechtig Kurzfilmfestivals zu sehen.
 

Blindfold 
UKR 2020, R: Taras Dron, D: Maryna Koshkina, Oleg Shulga, Larisa Rusnak, 105 min
Die junge MMA‐Kämpferin Yuliya hat ihren Freund verloren. Er starb im Krieg in der Ost‐Ukraine. Sie beginnt eine neue Beziehung, damit es irgendwie weitergeht in ihrem Leben.
Kinobar Prager Frühling, 18.11. 18:00 (mit Einführung, OmeU)
 

Dark Glasses – Blinde Angst
I/D 2022, R: Dario Argento, D: Ilenia Pastorelli, Asia Argento, Xinyu Zhang, 86 min
Der neue Film von Altmeister Dario Argento ist klassischer Italo-Horror um eine brutale Mordserie im sommerlichen Rom.
Luru-Kino in der Spinnerei, 23.11. 20:00 (Horror-Doppel mit Donis, OmU, um 22 Uhr folgt »Stiefel,die den Tod bedeuten«)
 

Final Girls Berlin – Best of 2022
74 min
Das Final Girls Berlin Film Festival präsentiert Horror-Kurzfilmkino, in welchem Frauen Regie geführt haben, und Filme, die von Frauen geschrieben oder produziert wurden.
Cineding, 18.11. 19:00 (OmeU)19.11. 21:00 (OmeU)
 

Freeride Filmfestival
A/D/CH/NL 2022, Dok, 105 min
Filme über das Abenteuer Skifahren in freiem Gelände – mit starkem Fokus auf Klimaschutz.
Cineplex, 23.11. 20:00 (Outdoor-Special, OF)
 

Glass Onion – A Knives Out Mystery TIPP NEU
USA 2022, R: Rian Johnson, D: Daniel Craig, Janelle Monáe, Edward Norton, 139 min
Privatdetektiv Benoic Blanc ermittelt diesmal in einem Mordfall auf einer griechischen Ferieninsel.
Regina-Palast, 23.11. 14:30, 17:00, 20:00
Cinestar, 23.11. 16:40, 19:40

 

Grump 
FIN/D 2022, R: Mika Kaurismäki, D: Aake Kalliala, Heikki Kinnunen, Rosalie Thomass, 109 min
Grump ist Anfang 70 und eigentlich dauerhaft schlecht gelaunt. In Deutschland macht er sich auf die Suche nach einem 72er Ford Escort, denn seinen alten hat er zu Schrott gefahren.
Passage-Kinos, 23.11. 19:00 (in Anwesenheit von Regisseur Mika Kaurismäki, OmU)
 

Heimatkunde 
D 2021, Dok, R: Christian Bäucker, 89 min
Berichte vom Leben in der DDR und Erlebnisse aus dem DDR-Schulalltag. Im Anschluss Filmgespräch mit Regisseur Christian Bäucker.
Cineding, 24.11. 19:00, 25.11. 19:00

Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt 
D 1971, R: Rosa von Praunheim
Anlässlich des 80. Geburtstags von Rosa von Praunheim zeigen wir seinen Skandal-umwobenen Kult-Film von 1971, der die Geburtsstunde der modernen deutschen Schwulenbewegung einläutete.
Passage-Kinos, 25.11., 19:00
 

Echo
D 2022, R: Mareike Wegener
Premiere im Rahmen von "Junges Deutsches Kino": ECHO Echo Schuld und Trauma als Auslöser persönlicher und gesellschaftlicher „Echos“ bilden den Ausgangspunkt für Mareike Wegeners Langspielfilmdebüt über eine Kommissarin, die in die Provinz geschickt wird.
Passage-Kinos, 25.11., 20:30
 

Oeconomia 
D 2020 R: Carmen Losmann
Regisseurin Carmen Losmann setzt ihre eindringlichen Recherchen zu den zerstörerischen Grundlagen unseres Wirtschaftssystems fort und öffnet den Blick jenseits der gängigen Erklärungsmuster und Dogmen auf den Nucleus eines hochexplosiven Systems: Der Schuldner als zentraler Akteur.
Passage-Kinos, 24.11., 18:30
 

Inu-Oh 
J/CH 2022, R: Masaaki Yuasa, 98 min
Animierte Rock-Oper von Masaaki Yuasa (»Mindgame«) über die Freundschaft zwischen zwei ungewöhnlichen Künstlern, die jeweils mit körperlichen Behinderungen klarkommen müssen, gemeinsam aber Großes vollbringen.
Schauburg, 19.11. 17:00 (OmU), 22.11. 17:00 (OmU)
Luru-Kino in der Spinnerei, 19.11. 17:00 (OmU), 20.11. 19:30 (OmU)

 

Listy do M 5
PL 2022, R: Lukasz Jaworski, D: Piotr Adamczyk, Violetta Arlak, Mateusz Banasiuk, 113 min
5. Teil der polnischen Heiligabend-Geschichten.
Cineplex 19.11. 17:00 (OmeU, Polnische Filme)
 

Mad Heidi
CH 2022, R: Johannes Hartmann, D: Alice Lucy, Casper Van Dien, Max Rudlinger, 92 min
In der nahen Zukunft versinkt die Welt in Krieg und Chaos, aber die Schweiz hat sich als Insel der Reichen vom Rest des Planeten abgeschottet. Ein despotischer Käsemagnat regiert das Land mit eiserner Faust, bis Heidi dem ein Ende bereitet.
Cineplex, 24.11. 20:30 (Trash-Special)
 

Mascarpone
I 2021, R: Alessandro Guida, Matteo Pilati, D: Giancarlo Commare, Eduardo Valdarnini, Gianmarco Saurino, 100 min
Antonio wird von seinem Mann verlassen und muss sein Leben neu ordnen. Italienische Beziehungskomödie.
Cineplex, 21.11. 20:15 (OmU, Pride Night)
 

Precious – Das Leben ist kostbar
USA 2009, R: Lee Daniels, D: Gabourey Sidibe, Mo'Nique, Paula Patton, 110 min
Die 16-jährige Claireece, vom eigenen Vater zweifach geschwängert und von ihrer Mutter misshandelt, versucht mit Hilfe einer Lehrerin aus ihrem prekären sozialen Umfeld auszubrechen.
Bibliotheca Albertina, 22.11. 20:00 (Eintritt frei, Filmreihe »New York! New York!«)
 

Quantensprünge – Filmabend im Hörsaal 8
Mit zwei Filmen: »Geschichtlicher Rückblick zum URZ« und »Zwei schräge Vögel« im Rahmen der Ausstellung »Quantensprünge – Von Leibniz zu Qubits. Ausstellung zum 60. Jubiläum des Universitätsrechenzentrums«
Campus Augustusplatz, 22.11. 18:00
 

Soviet Hippies 
EST/D/FIN 2017, Dok, R: Terje Toomistu, 75 min
Der höchst unterhaltsame Dokumentarfilm porträtiert die Hippie-Bewegung im Sozialismus, Freigeister in einem restriktiven System. Preisgekrönt beim 60. Dok Leipzig.
Cinémathèque in der Nato, 23.11. 19:00 (OmeU, Screening Religion)
 

Und ruhig fließt der Rhein
D 2021, Dok, R: Oliver Matthes, Volker Klotzsch
Luru-Kino in der Spinnerei, 25.11. 19:00 (Internationaler Tag gegen Gewald an Frauen, mit Nachgespräch)
 

Waterman – The Life of Duke Kahanamoku
USA 2022, Dok, R: Isaac Halasima, 95 min
Der Hawaiianer Duke Kahanamoku war der Inbegriff des Aloha‐Spirits. Er begründete in den 1920ern den Beachboy‐Lifestyle an den Stränden Waikikis und brachte das Surfen nach Australien und Kalifornien.
Kinobar Prager Frühling, 19.11. 20:00 (OF, Surffilmnacht)
 

Widerstand
Doppelbödig, gespenstisch in der Inszenierung Enrico Lübbes, leider bleiben die Figuren oberflächlich, was an der Vorlage von Lukas Rietzschel liegt.
Foyer 1/Schauspielhaus, 23.11. 20:00 (Theaterfilm mit Nachgespräch mit Team und Autor Lukas Rietzschel)
 


Titelfoto: Filmstill »Black Mambas«. Copyright: jip Filmverleih.


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