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Politik

Demo gegen türkischen Angriff auf Kurdistan

In Leipzig demonstrieren verschiedene Gruppen für die Freiheit Kurdistans

  Demo gegen türkischen Angriff auf Kurdistan | In Leipzig demonstrieren verschiedene Gruppen für die Freiheit Kurdistans

Am Dienstag wurde von verschiedenen Kurdistan-solidarischen Gruppen in Leipzig zur sogenannten „Tag X-Demo“ aufgerufen. Und zwar als direkte Reaktion darauf, dass die Türkei in der Nacht vom 19. auf den 20. November eine weitere »Militärinvasion« gegen die kurdische Selbstverwaltung in Nordostsyrien und im kurdischen Teil des Irak gestartet hatte und gleichzeitig eine »Bodenoffensive« angekündigt habe, wie es im Aufruf zur Demo heißt.

»Jin, Jiyan, Azadî!« schallt es am Dienstagnachmittag durch die Straßen - »Frauen, Leben, Freiheit!«. Ein Ausruf, der zuletzt oft in Bezug auf die Freiheitskämpfe im Iran geteilt wurde, seinen Ursprung aber in der kurdischen Unabhängigkeitsbewegung hat. Knapp 250-300 Menschen waren auf dem Kurt-Masur Platz vor der Moritzbastei zusammengekommen. Sie alle sind dem Aufruf vom Rojava Soli Bündnis Leipzig, Gemeinsam Kämpfen Leipzig und der Jugendkommune Leipzig zur »Tag X-Demo« gefolgt. Doch was bedeutet »Tag X«?

»Tag X ist der Tag des Angriffskriegs von Seiten der Türkei auf Rojava«, erklärt Noah*, eine Person, die die Demo mitorganisiert hat. Das bedeute jedoch nicht, dass der Krieg gerade erst begonnen habe, dieser tobe schon seit Jahren »in Form eines Drohnenkriegs, Wirtschafts-, Wasser und Besatzungskriegs«. Nun sei jedoch eine weitere Eskalation zu beobachten, daher müsse man auf der Straße aktiv werden. Die Demo, die über den Wilhelm-Leuschner-Platz bis zum Amerikanischen Konsulat in der Wilhelm-Seyfferth-Straße führt, sei ein Beitrag dazu, Öffentlichkeit zu schaffen. Öffentlichkeit für Rojava und die kurdische Freiheitsbewegung, aber vor allem auch für die erneuten türkischen Angriffe. Verschiedenen Berichten zufolge sind bereits über 40 Menschen bei den Luftangriffen gestorben, Kämpferinnen aber auch Zivilistinnen. Die Angriffe richten sich dabei unter anderem auf die Städte Kobanê, Tel Rifat, Dêrik, Zirgan und Dirbesiyê, wo laut kurdischen Quellen auch zivile Infrastruktur wie Schulen oder Kliniken angegriffen werde. Die schon seit Monaten von Erdogan angekündigte Militäroffensive ist bereits die fünfte in den letzten sechs Jahren. Als Rechtfertigung bezieht sich die türkische Regierung auf den Anschlag in Istanbul vor anderthalb Wochen, den sie den Kurden zuschreiben. Die Kurdische Arbeiterpartei (PKK) hat sich jedoch direkt davon distanziert und der türkischen Regierung vorgeworfen, sie würden diesen Anschlag nur als Vorwand für weitere Angriffe auf die kurdische Region nutzen.

Die Demonstrantinnen in Leipzig wollen die Angriffe jedenfalls nicht kommentarlos hinnehmen. Esther*, eine der Anwesenden, verfolgt die Situation in Rojava und Kurdistan schon seit längerem und findet es »sehr bewundernswert was dort passiert und was vor allem die Frauen dort machen«. Daher sei die erneute Eskalation »erschütternd«. Dem schließt sich auch Noah an, denn die Angriffe des »Nato-Partners Türkei« würden sich gegen alle »Errungenschaften, die zum Beispiel gegen den IS hart erkämpft wurden«, richten. Dagegen müsse man sich wehren meint Noah, Rojava und die Autonome Selbstverwaltung in Nordostsyrien sei eine reale »Alternative, ein Beispiel und eine Hoffnung, auf ein System und Leben, das auf Grundwerten der Geschlechtergerechtigkeit, Ökologie und Demokratie baut«.

*Die Personen wollen anonym bleiben, deshalb wurden ihre Namen von der Redaktion geändert. 


Titelfoto: Tim Pawletta.


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