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Stadtleben

»End Fossil: Occupy!« besetzte vier Tage das Audimax der Universität

Die Mitglieder der Gruppe protestierten so für mehr Klimaschutz

  »End Fossil: Occupy!« besetzte vier Tage das Audimax der Universität | Die Mitglieder der Gruppe protestierten so für mehr Klimaschutz

UPDATE vom 16. Dezember:  Am Donnerstagabend verkündete »End Fossil:Occupy Leipzig« über ihre Kanäle in den sozialen Medien das Ende der Hörsaalbesetzung. Die Universität Leipzig hätte sich in einer gemeinsamen Erklärung verpflichtet, sich für Klimaneutralität vor 2030 in allen Bereichen der Universität einzusetzen.
Laut Pressemitteilung von »End Fossil: Occupy Leipzig« sagt die Unilieitung außerdem zu, »sich in verschiedenen Gremien für die Integration weiterer Module zur Klimakrise in die Curricula der Fakultäten einzusetzen«. 
Zwar seien noch weitere, in der Pressemitteilung nicht weiter benannte Erfolge erzielt worden, »in einigen Bereichen ließe die Erklärung aber auch noch Wünsche offen«, sagte Helena Arweiler, Pressesprecherin der Ortsgruppe. Trotz der Erfolge sei man noch lange nicht am Ziel und werde »in den folgenden Monaten gespannt beobachten, wie die Uni die Erklärung umsetzt«.

 

In großen roten Buchstaben steht »Besetzt« an der Tafel des Audimax, des größten Hörsaales der Universität in Leipzig. Wo sonst tausende Studentinnen und Studenten lernen und dutzende Professorinnen und Professoren lehren, isst, schläft und protestiert derzeit die Ortsgruppe der Organisation »End Fossil: Occupy!«. Am Montag um 14:30 Uhr besetzten ungefähr 20 Aktivistinnen und Aktivisten kurz vor Ende einer Jura Vorlesung den Hörsaal. Ihre Forderungen sind klar: »Keine Profite mit Energieproduktion«, »Verkehrswende für alle« und »Klimaneutralität der Universität Leipzig bis 2030«, so steht es an der Tafel des Hörsaales. Sie fordern mehr als nur »Lippenbekenntnisse«, wie sie es nennen: sie fordern Taten, die nach Forderungen des Studierendenrates bisher ausblieben.

Am Ende einer Jura Vorlesung am Montag seien Mitglieder der Organisation mit Transparenten auf die Bühne des Hörsaales gestiegen und hätten in einer Rede die Besetzung des Audimaxes erklärt, wie Mitglieder von »End Fossil: Occupy!« berichten. Versuche, sie aufzuhalten gab es laut eigenen Aussagen nicht. Den Tag ließen die Aktivisten und Aktivistinnen mit Vorträgen und Gesprächen ausklingen.

Den nächsten Tag begannen sie mit einer für neun Uhr angesetzten Verhandlung mit der Leitung der Universität Leipzig. Teilnehmende waren dabei: Titus Werner, als Vertretung der Kanzlerin, Roger Gläser, Prorektor für Talententwicklung und Matthias Middell, Prorektor für Campusentwicklung aus dem Rektorat der Universität, sowie die Beauftragte studentischer Angelegenheiten Renate Baricz. »End Fossil: Occupy« entsandte sieben Personen in die Diskussion. Die Universitätsleitung zeigte sich einsichtig gegenüber den Forderungen der Organisation und betonten, dass sie alle auf der gleichen Seite stünden; es herrsche eine »ganz große Einigkeit«, erklärt Middell. Gleichzeitig betonte er, dass der Hörsaal so schnell wie möglich für die Lehre wieder zur Verfügung stehen solle und die Universität die wenigsten Forderungen sofort erfüllen könne, da diese Prozesse entweder mehr Zeit benötigten oder nicht in dem Einflussbereich der Universität lägen. Die Besetzenden gaben zu verstehen, dass ihnen dies durchaus bewusst sei, sie dennoch klare Zugeständnisse und Aussagen seitens der Universität erwarteten.

Ohne sich zu einigen, trennten sich die Parteien nach anderthalb Stunden, am Nachmittag wurden die Verhandlungen fortgesetzt. Am Ende des Tages ließ die Universität »End Fossil: Occupy« eine Erklärung zukommen, die die Anwesenden im Hörsaal jedoch ablehnten, da, so der Pressesprecher der Organisation, keine konkreten Zugeständnisse seitens des Rektorates gemacht worden seien. Die in der Erklärung präsentierten Lösungsvorschläge gingen den Aktivistinnen und Aktivisten nicht weit genug. »Die Verhandlungen laufen zäh« posteten sie dazu auf Social Media.

»Nachdem wir auf den Straßen waren und nicht die Resonanz bekommen haben, die wir eigentlich gebraucht hätten, war der nächste logische Schritt in die Unis zu gehen und diese zu besetzen“, erzählt Max, Mitglied von »End Fossil: Occupy«. Neben den klaren Forderungen sei auch ein Beweggrund für die Besetzung, »die Relevanz der Klimakrise in den Alltag zu tragen und sichtbar zu machen«. Für das Audimax habe man sich entschieden, da es durch seine zentrale Lage gut für alle Menschen erreichbar sei. Gerne würden sie auch jeden anderen Raum des alltäglichen Lebens besetzen, doch das sei auf realistischer Ebene einfach nicht möglich. Das Argument, dass sie mit ihrer Aktion viele Studierende vom Lernen abhielten, lässt Max nicht zählen: »wir verweisen immer darauf, dass nach über zwei Jahren Corona die Lehrenden eigentlich wissen sollten, wie man online Vorlesungen hält«.
Die Zeit im Hörsaal füllen die Aktivistinnen und Aktivisten mit Gesprächen, Vorträgen, Filmen und vielen weiteren Aktionen, die für alle Menschen zugänglich sind. Öffentlich hat sich bis Redaktionsschluss nur Stadtrat der Fraktion Bündnis 90/die Grünen mit den Besetzenden solidarisiert. Die Pressestelle der Universität Leipzig wollte sich gegenüber dem kreuzer nicht zum aktuellen Geschehen äußern.

»End Fossil: Occupy« ist eine Organisation, die durch viele Ortsgruppen über den Herbst schon mehrere Hörsäle verschiedener Universitäten besetzten, um ihre Forderungen durchzusetzen. Auf ihrer Webseite kündigen sie an, zwischen September und Dezember weltweit hunderte Universitäten und Schulen besetzen zu wollen.


Titelfoto: Audimax der Uni. Foto: Frank Vincentz. CC 3.0.


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