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Kultur

»So ein bisschen wie Weihnachten für uns«

Die Leipziger Indie-Band Karl die Große ist diesmal Gast der Leipziger Big Band Spielvereinigung Sued

  »So ein bisschen wie Weihnachten für uns« | Die Leipziger Indie-Band Karl die Große ist diesmal Gast der Leipziger Big Band Spielvereinigung Sued

Wencke Wollny ist Kopf und Herz von Karl die Große, deren Alben »Was wenn keiner lacht« (2021) und »Dass ihr Superhelden immer übertreibt« (2017) sich übrigens exzellent unterm Weihnachtsbaum machen. Die Musikerin, die derzeit auch in »Die Räuber« im TdJW zu sehen und zu hören ist (kreuzer 11/22), ist kürzlich aufs Dorf an den Chiemsee gezogen, wo an einem Studio gebastelt wird: »Wenn du mich mal nicht verstehst, fährt hier grad ein Traktor vorbei.«

kreuzer: Spielvereinigung Sued feat. Karl die Große – heißt das, dass Karl doch nicht groß genug ist?

Wencke Wollny: Haha … Ähm … Gute Frage. Oder: Karl geht immer noch größer – vielleicht so. Wir kommen ja alle aus einem Jazz- oder auch Big-Band-Kontext, und da war jetzt der Gedanke naheliegend – auch weil viele Bands, die ich abfeiere, das schon gemacht haben. Und spätestens seit dem Album der Spielvereinigung mit der Brigade Futur III war klar, dass ich das machen möchte.
 

Und wer hat wen gefragt?

Die Spielvereinigung hat gefragt, und da ist schon ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen. Vielleicht hätte ich mich irgendwann auch mal getraut zu fragen.
 

So verschieden die beiden Bands sind, haben sie doch beide Leute an Tasten, Saiten und Fellen. Wer spielt denn da jetzt in der Nato eigentlich?

Da wir ja Gäste sind, wollten wir niemanden von der gastgebenden Spielvereinigung ausschließen. Deshalb kommen wir nur mit der halben Band – also Antonia (die ja in beiden Bands spielt) an der Posaune, Yoann an der Gitarre und mir an Gesangsmikro und Tasten, die ich, so gut ich kann, spiele.
 

Das heißt: Philipp und Philipp (Scholz und Rohmer) an Schlagzeug und Bass?

Philipp Scholz, ja, aber Bass spielt Paula Wünsch. Die Spielvereinigung macht das ja in den letzten Jahren ganz gut, dass da auch Musikerinnen in der Big Band auftauchen.
 

Was ist das Interessante an der Zusammenarbeit mit so einer großen Band?

Also für mich persönlich, dass die Lieder ein neues Gewand bekommen. Man hat als Band ja außer den Albumaufnahmen auch verschiedene Liveversionen von den eigenen Songs, aber hier sind ja jetzt schon noch mal viel mehr Menschen auf der Bühne, mit denen man orchestrale Momente schaffen kann. Und manche Melodien oder Linien werden auch einfach größer, als wenn man sie »nur« mit Posaune und Gitarre doppelt. Gewisse Momente können dann noch ganz anders strahlen – und vielleicht auch noch mal ein Stück näher dahin kommen, wo sie in meiner Vorstellung beim Schreiben waren. Einige Lieder – wie »1000 K« mit Maeckes – habe ich damals  schon sehr groß gedacht. Und dass wir es jetzt wirklich mal ausprobieren mit so vielen Bläsern, da freue ich mich total drauf. Außerdem ist für uns alle interessant, dass die Arrangements nicht aus einer Hand kommen, sondern bunt verteilt sind. Es ist für uns dann so ein bisschen wie Weihnachten, weil wir gar nicht wissen, was zum Beispiel Malte Schiller, Claudia Döffinger und Johannes Moritz aus unserer Musik gemacht haben. Ich wurde auch schon gefragt, wie viel an den Songs verändert werden darf – und da bin ich einfach total gespannt drauf. Einige Stücke arrangiere ich zusammen mit Johannes Moritz, zum Beispiel ein ganz neues. Antonia, Yoann und ich haben die Songs ausgesucht, es sind vor allem welche vom aktuellen Album, aber auch ein paar ältere Lieder, die wir lange nicht gespielt haben und in dieser Besetzung mal hören wollen. Wobei uns das bei noch viel mehr Stücken interessiert hätte … Es ist ja total spannend, so einen Abend zu gestalten: Wie viel Popmusik lässt man? Wie viel macht man auf für »jazztypische« Sachen wie Soli oder freie Parts oder zusätzliche Instrumentalteile? Für mich gibt es grad ein paar Songs, die mir inhaltlich wahnsinnig wichtig sind – egal von welcher Platte –, weil sie einfach zum Zeitgeschehen passen, und die wollte ich dabeihaben.
 

Wann stehen beide Bands denn dann erstmals für Proben gemeinsam auf der Bühne?

In der Woche vor den beiden Konzerten gibt es eine kleine Arbeitsphase. Vorher werde ich sicher in die Arrangements reinhören, falls da ’ne Strophe gestrichen wurde oder zusätzliche Musik da ist, die vielleicht noch Text verträgt – oder was auch immer.
 

Aber die Arrangeure und Arrangeurinnen sind bei den Proben und dem Konzert nicht dabei?

Bis auf Johannes und Patrick nicht.
 

Das heißt, wenn ihr Probleme habt, dann habt ihr die Probleme.

Ja, genau. Dann muss man mal gucken, was passiert. Oder wir rufen noch mal an. Aber ich bin total zuversichtlich.


> Spielvereinigung Sued feat. Wencke Wollny & Karl die Große, Fr/Sa 16./17.12., 20.30 Uhr, Nato


Titelfoto: Marco Sensche.


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