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Politik

Auto als Waffe

Statt heimzufahren, kollidiert ein »Ami go home«-Demonstrant mehrfach mit Gegendemonstranten

  Auto als Waffe | Statt heimzufahren, kollidiert ein »Ami go home«-Demonstrant mehrfach mit Gegendemonstranten

Ende November fand in Leipzig eine Demonstration unter dem Motto »Ami go home« statt. Gefordert wurde, die US-amerikanischen Truppen aus Deutschland abzuziehen. Statt der angemeldeten 15.000 Menschen nahmen etwa 1.200 an der Demonstration teil. Am Rande einer Sitzblockade kam es zu einem Vorfall, bei dem ein Gegendemonstrant von einem Autofahrer und mutmaßlichen »Ami go Home«-Demonstranten angefahren wurde. 

Nach der Demo berichtete der kreuzer online über diesen Vorfall an der Kreuzung Karl-Tauchnitz-/ Ecke Grassistraße: Eine Teilnehmerin der dortigen angemeldeten Sitzblockade berichtet dabei von einem Pkw vor der Versammlung: »Der Fahrer lässt den Motor aufheulen und fährt los – mit Vollgas.« Vor dem Auto steht eine Person, die nicht mehr ausweichen kann, weshalb sie auf die Motorhaube flüchtet und seitlich herunterfällt. Sie bleibt unverletzt. Der Autofahrer fährt davon. – Anwesende Polizisten hätten das Geschehen nur beobachtet. Sie sollen sich sowohl geweigert haben, Anzeigen aufzunehmen, als auch, sich als Zeugen zur Verfügung zu stellen.  
Nach dem Vorfall räumt der Altenburger Optiker Gebhard Berger auf LVZ-Nachfrage ein, dass er an der Stelle seinen roten Peugeot in Richtung der Straßenblockade gelenkt habe, »um durch eine größere Lücke zu fahren«. Die LVZ zitiert Berger mit den Worten: »Plötzlich fingen Leute von der Antifa an, das Auto zu schlagen, Türen wurden aufgerissen.« Weiter heißt es dort: »Er habe die Situation als bedrohlich erlebt und habe nur noch weg gewollt«. 
Doch nach der ersten kreuzer-Veröffentlichung gibt es Hinweise darauf, dass dies nicht der einzige Vorfall mit Berger am 26. November 2022 war. Laut mehreren Zeugen befand er sich im Anschluss an das Geschehen auf der Karl-Tauchnitz-Straße in einer polizeilichen Maßnahme am Kreisverkehr Herzliya-Platz. Statt danach den Heimweg anzutreten, soll er wiederholt die Nähe zum Gegenprotest gesucht haben.  

Als er in der Gustav-Mahler-Straße an einer Polizeiabsperrung zur Friedrich-Ebert-Straße wenden musste, liefen zwei Gegendemonstranten vor ihm her. Alex (Name von der Redaktion geändert) berichtet, dass Berger wiederholt Gas gegeben habe. Wieder habe sich eine Person »von der Motorhaube abrollen« müssen. Zwei weitere Personen – mit denen der kreuzer später sprach – haben daraufhin gegen das Auto getreten und geschrien. Als die Polizei in der Folge herbeieilte, ergriffen die beiden die Flucht. 
Statt danach sein Auto nach rechts aus dem Geschehen zu lenken, sei Berger nach links auf eine Spontandemonstration zugesteuert, die er kurz zuvor passiert hatte. »Hier griff die Polizei beherzt ein. Das muss man mal menschelnd so sagen«, sagt Alex. Er beobachtete, wie ein Beamter auf das Dach des Autos schlug. Als dieses noch immer nicht zum Stehen kam, riss der Beamte die Tür auf und griff ins Fahrzeug. Auf kreuzer-Anfrage bestätigt die Polizei das nicht konkret, aber »höchstwahrscheinlich« einen weiteren Vorfall sowie eine Maßnahme zur »Gefahrenabwehr« an dem Tag. 

Wir rekonstruieren Bergers Fahrt mithilfe von Social-Media-Veröffentlichungen und Aussagen von Augenzeuginnen und -zeugen. Den Link zum so entstandenen Video mailen wir Gebhard Berger zusammen mit mehreren Fragen. Diese bleiben unbeantwortet, telefonisch ist Berger nicht erreichbar. Seine Mitarbeiterin notiert unsere Nummer und kommentiert: »Sie schreiben sowieso nicht, was sie sollen.« 


Damit bleiben einige Fragen ungeklärt: Warum steuerte er das Fahrzeug nach dem Polizeikontakt im Kreisverkehr wieder in Richtung Versammlungsgeschehen? Warum stoppte er das Auto nicht, als sich wiederholt Leute davor befanden? Warum wurde das Fahrzeug im Anschluss in Richtung einer Spontandemonstration gelenkt, statt das Geschehen zu verlassen?  
Fragen, die derzeit die Polizei in ihren Ermittlungen beschäftigen. Sie bittet Zeugen des Geschehens darum, sich bei ihr zu melden. »Dass ein Polizist eingreift, wenn ein Fahrzeug, vor seinen Augen in eine Demonstration zu fahren droht, ist das Minimum«, sagt Zeuge Alex dem kreuzer. Er könne verstehen, dass bisher weder Zeugen noch Betroffene zur Sache ausgesagt haben: »Das verspielte Vertrauen hat sich die Polizei selbst zuzuschreiben.« Auch er sei nicht zur Polizei gegangen. Er denke aber darüber nach. 

 

 *In der Printversion steht, dass der rechte Publizist Jürgen Elsässer die Demonstration angemeldet habe. Dies stimmt nicht, Elsässer hatte lediglich für die Demonstration mobilisiert. Wir haben den Fehler korrigiert und bitten um Entschuldigung. 
 


Titelfoto: Marco Brás dos Santos.


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3 Kommentar(e)

Fragender 06.01.2023 | um 15:58 Uhr

Diese einheitliche, mit Einheitsmeinung und Einheitsstyle - auch im Alltag - ausgestattete schwarze Truppe da tipp ich auf höchstens Altersdurchschnitt 20...

Gegenfragender 10.01.2023 | um 20:02 Uhr

@Fragender: Warum ist das wichtig? Was hat Ihre Frage mit dem Hauptgegenstand des Artikels, das mutmaßlich vorsätzliche Angreifen von Sitzblockaden mit einem Pkw, zu tun?

Bea 12.01.2023 | um 10:28 Uhr

Wie schauts beim Kreuzer eigentlich mit Persönlichkeitsrechten und dem Datenschutz aus bei der Nennung des gesamten Namens in einem nicht abgeschlossenen Verfahren? Ist das juristisch korrekt und welche Rolle spielt nun der Kreuzer, wenn er in dieser Art schreibt. Ungeachtet der Tatsache, dass der Fahrer wahrscheinlich nicht korrekt gehandelt habe. Der Kreuzer ist wohl gemerkt lediglich ein Stadtmagazin. Ob Anzeige in dieser Sache auch schon gegen diese Veröffentlichung erstattet werden kann, ist zu erörtern. Der Angriff auf Sitzblockaden und klebende Personen auf geteerter Oberfläche muss auch juristisch geklärt sein.