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Kultur

Recycling sagenhaft

Die umgekrempelte Jugendoper »König Artus« führt vom Thron zur Tafelrunde

  Recycling sagenhaft | Die umgekrempelte Jugendoper »König Artus« führt vom Thron zur Tafelrunde

Camelot, wir fahren nach Camelot! – Frei nach Barockmusiker Henry Purcell taucht »König Artus« in die Geschichte Britanniens ein. Regisseur Philipp Neumann entwickelte zusammen mit der Kinder- und Jugendchorleiterin Sophie Bauer an der Oper die Geschichte um die Tafelrunde neu. So erklingt im frisch entstandenen Musiktheater für alle ab acht Jahren mit Dialogszenen neben Purcell, Edward Elgar (»Land of Hope and Glory«) und elektronischen Sequenzen auch Chormusik von Georg Friedrich Händel. Gleich zu Beginn: Ausgehend von der prachtvollen Krönungszeremonie wird die Geschichte des jungen Königs bis zur Gründung des Runden Tischs erzählt.

»Thema ist einerseits eine Art früher Demokratiefindung, der Runde Tisch, den Artus erfunden haben soll, an dem alle ebenbürtig sitzen«, sagt Neumann. »Andererseits geht es um den Missbrauch von Landesführung und wie damit sehr viel Schaden angerichtet wird, nicht nur unter den Menschen, sondern auch in der Natur. Erstaunlicherweise greift schon Purcell das in seinem Artus auf.« Neumann verweist auf das musikalische Herzstück des Singspiels, Purcells ergreifende, sogenannte Frost-Arie »What Power Art Thou«. Mit marschartigen Akkorden friert hier nahezu lautmalerisch das Land ein, das durch schadhafte Führung beschädigt ist.

Verbunden mit dem Thema der Naturzerstörung entwickelte Nicola Minssen (auch Kostüme) ein Bühnenbild, welches sich selbst innerhalb des Stückes immer wieder transformiert. Fast alle seine Bestandteile hatten bereits ein anderes Vorleben. Chormitglied Marlene Richter, 17 Jahre alt, zeigt sich fasziniert von der Gegenwartsnähe: »Es geht um Klimawandel, Krieg und Egoismus, all diese Themen, die uns im Moment bewegen. Unsere Kostüme sehen wirklich besonders aus, wir sind komplett bunt auf der Bühne, denn alles, was wir anziehen, entstand aus recycelten Kleidungsstücken.« 

Philipp Neumann inszeniert häufig für Kinder und Jugendliche – und mit ihnen. Er habe das Gefühl, dass es ihnen »um mehr geht, als nur eine Rolle auf der Bühne darzustellen. Nicht selten geht es ›ums Ganze‹. Das sind existenzialistische Energien, die Unglaubliches hervorbringen können. Da kann man in den Theateraufführungen regelrechte Gefühlsexplosionen beobachten.« 

  • »König Artus«: 7.–9.2., 18 Uhr, 8.2., 11 Uhr, Kunstkraftwerk

Foto: Kirsten Nijhof


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