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Kultur

Kraut

Die Kinostarts der Woche

  Kraut | Die Kinostarts der Woche

Im Uniontheater Connewitz gibt es kommende Woche ein krautiges Double-Feature mit Lesung und Film. Die Lese-Show »FUTURE SOUNDS. Wie ein paar Krautrocker die Popwelt revolutionierten« mit Christoph Dallach & Andreas Dorau bietet Oral History über moderne Rockmusik, die über die einzelnen Bandgeschichten weit hinausweist: einerseits in die Vergangenheit, zu Nazilehrern, Nachkriegselternhäusern, Freejazz, Terrorismus, LSD und äußerst langen Haaren; genauso aber in die Zukunft, zu globaler Anerkennung, Mythenbildung, Techno oder Postrock. Der Film »CAN & Me« von Michael P. Aust, Tessa Knapp bietet zuvor ein Porträt des letzten noch lebenden CAN-Gründungsmitglieds Irmin Schmidt und zeichnet seinen Weg vom klassischen Dirigenten über seine Lehre bei Stockhausen bis hin zu CAN und darüber hinaus nach.

UT Connewitz, 10.03. 19 Uhr

Film der Woche: Die Zeit ist ungewiss in der kargen Provinz Gaotai im Nordwesten Chinas, unweit der Wüste Gobi. Es könnte ein Tag vor etlichen Jahrhunderten sein oder ein Moment im Heute. Armut kennt keinen Fortschritt. Fernab der Metropolen Shanghai und Peking leben die mittellosen Familien der Bauern seit Generationen mit dem Wenigen, was die Erde ihnen gibt. So auch die Familie von Ma. Er, der vierte Bruder, soll eine Frau finden und wird verheiratet mit Guiyang, die von den Schlägen ihrer Brüder gelähmt und inkontinent ist. Gemeinsam bauen sie sich in harter Arbeit ein einfaches Leben auf, das auch Momente des Glücks bereit hält, wenn sie mit ihrem Esel in das selbst gebaute Haus ziehen, den Weizen ernten oder ihre Hühner großziehen. Doch die Regierung treibt den Fortschritt unaufhaltsam voran und bald werden auch die Bauern von ihrem Land verdrängt. Ehrlich und einfühlsam erzählt Regisseur Li Ruiyun sein Drama und legt dabei wenig Wert auf Sentimentalitäten. Gedreht hat er es vornehmlich mit den lokalen Familien in seinem Heimatort. Sein Film hat ein Herz für die einfachen Leute und ihr entbehrungsreiches Leben. Behutsam erzählt und in starke Bilder gefasst zeigt er eine mitreißende Geschichte einer schwindenden Welt, die in seiner Heimat unerzählt bleibt. Dort wurde »Return to Dust« kurz nach der Veröffentlichung aus dem Programm aller Streaming-Anbieter gestrichen.

»Return to Dust«: ab 2.3., Luru-Kino in der Spinnerei

Der deutsche Filmemacher Jens Meurer studierte in Oxford und verbracht drei Jahre mit den Architekten des Wahnsinns, Boris Johnson und Michael Gove. Aber statt zu jammern oder gar Schadenfreude zu empfinden, hat er die Flucht nach vorne angetreten und auf 16mm eine Hommage an den wunderbarsten, britischsten Ort, den er kannte, gedreht – die Cromer Pier End-Of-The-Pier-Show. »Seaside Special« ist so etwas wie ein europäischer Liebesbrief an unsere exzentrischen Nachbarn. Der Film zeigt höchst unterhaltsam einen scheinbar aus der Zeit gefallenen Ort voller Typen, die britischer nicht sein könnten. Der Cast und das Team des Theaters, aber auch die Local Heroes aus der Stadt, die irgendwie mit dem Riss, der auch durch ihre Gemeinschaft geht, umgehen müssen. Das Gegengift ist die Show selbst. Um sie dreht sich in Cromer alles. Mit ihrer authentischen, menschlichen Art, mit künstlerischer Handarbeit und jeder Menge britischem Humor bringt sie Menschen zusammen. Niemand wird hier berühmt; niemand wird hier jemals viral gehen. Aber was Gemeinschaft und Werte, bedeuten können, das sehen wir hier, und was wir an unseren britischen Cousins, samt ihres Humors, ihrer Originalität und ihrer Spleens – als Europäer schmerzlich missen.
»Seaside Special«: ab 2.3., Cineding

 

Weitere Filmtermine der Woche

 

Roses. Film-Cabaret 
UA 2021, Dok, R: Irena Stetsenko, 77 min
Cinémathèque in der Nato, 02.03. 19:30 (anschließend Podcast »Fremdgehen«, Film & Podcast)
In dem tragikomischen Filmkonzert über das Musik- und Theaterkollektiv Dakh Daughters aus Kyiv wird die Kunst zu einem Weg, die Revolution der Würde und den Krieg im Osten des Landes zu verstehen.

Acht Berge
I/B/F 2022, R: Charlotte Vandermeersch, Felix van Groeningen, D: Luca Marinelli, Alessandro Borghi, Filippo Timi, 147 min
Regina-Palast, 05.03. 17:00 (Der Sonntagsfilm um 5)
Die Freundschaft zwischen zwei Jungs, die inmitten der majestätischen Bergkulisse zu Männern heranwachsen und auseinanderdriften, kraftvoll und wahrhaftig erzählt.

Alle wollen geliebt werden
D 2022, R: Katharina Woll, D: Anne Ratte-Polle, Lea Drinda, Jonas Hien, 84 min
Passage-Kinos, 08.03. 19:30 (anschl. digitales Live-Q&A mit Anne Ratte-Polle, Frauentagsspecial)
Ein brütend heißer Sommertag. Die Psychotherapeutin Ina merkt, etwas stimmt nicht mit ihr. Doch sie hat keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen: In der Praxis warten die Patienten und Patientinnen, ihre Tochter droht, zum Vater zu ziehen, ihr Freund will nach Finnland auswandern und ihre egozentrische Mutter feiert den 70. Geburtstag. Ina will es allen recht machen. Doch dann kommt alles anders.

Apocalypse Now
USA 1979, R: Francis Ford Coppola, D: Martin Sheen, Marlon Brando, Dennis Hopper, 183 min
Regina-Palast, Cinestar, Cineplex, 07.03. 19:30 (Best of Cinema)
Francis Ford Coppolas Albtraum Vietnam in der neuen, restaurierten Schnittfassung.

Blätterdach
D 2021, Dok, R: Anna Caroline Arndt, 105 min
Cinémathèque in der Nato, 05.03. 19:30 (in Anwesenheit des Filmteams und der Protagonisten)
Das Langfilm-Debüt von Anna Caroline Arndt begleitet drei Menschen, die in Leipzig in einer polyamoren Beziehung leben, dabei, mit den Gefühlen der anderen umzugehen.

Blue Jasmine
USA 2013, R: Woody Allen, D: Cate Blanchett, Alec Baldwin, Sally Hawkins, 98 min
Passage-Kinos, 05.03. 20:45 (OmU, Oscar-Special)
Nachdem ihr Ehemann Hal wegen Betrugs festgenommen und das gemeinsame Vermögen beschlagnahmt wurde, sieht sich Jasmine gezwungen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Jack
D 2014, R: Edward Berger, D: Ivo Pietzcker, Georg Arms, Luise Heyer, 103 min
Passage-Kinos, 08.03. 18:30 (Oscar-Special)
Als sie von ihrer Mutter im Stich gelassen werden, beginnt für zwei Jungs eine Odyssee durch Berlin.

CAN and me 
D 2022, Dok, R: Michael P. Aust, Tessa Knapp, 84 min
UT Connewitz
08.03. 20:0009.03. 20:0010.03. 19:00
Porträt des letzten noch lebenden CAN-Gründungsmitglieds Irmin Schmidt und sein Weg vom klassischen Dirigenten über den Schüler von Stockhausen zu CAN, weiter über Filmmusik für Wim Wenders und Roland Klick, Oper bis zur elektronischen Clubmusik.

Demon Slayer: Kimetsu No Yaiba – To The Swordsmith Village
J 2023, R: Haruo Sotozaki, 110 min
Regina-Palast, 07.03. 17:00 (Anime-Night, OmU), 21:00 (Anime-Night, OmU)
Cinestar, 07.03. 17:10 (Anime-Night, OmU), 20:00 (Anime-Night, OmU)
Cineplex, 07.03. 20:00 (Anime-Night, OmU)
Drei Episoden der Anime-Serie in Spielfilmform zusammengefasst.

Der Junge muss an die frische Luft
D 2018, R: Caroline Link, D: Julius Weckauf, Luise Heyer, Joachim Król, 100 min
Schaubühne Lindenfels, 07.03. 18:30
Gelungene Adaption von Hape Kerkelings autobiografischem, tragikomischem Buch.

Dora – Flucht in die Musik
D/KRO 2022, Dok, R: Kyra Steckeweh, Tim van Beveren, 121 min
Gewandhaus, 05.03. 20:00
Dokumentarisches Porträt der kroatischen Komponistin Dora Pejačević.

Eolomea
DDR 1972, R: Herrmann Zschoche, D: Cox Habbema, Iwan Andonow, Rolf Hoppe, 82 min
Zeitgeschichtliches Forum
06.03. 19:00 (Zu den Sternen – Science Fiction in der DDR)
Acht Raumschiffe verschwinden in der Nähe der Raumstation »Margo«. Rätselhafte verschlüsselte Morsezeichen aus dem viele Lichtjahre entfernten Sternbild Cygnus erreichen die Erde. Ihre Entschlüsselung ergibt das Wort »Eolomea«. Es scheint sich dabei um einen Planeten zu handeln.

Fun Shorts Programms
Kinobar Prager Frühling, 08.03. 21:15
Nachlese zu den Queeren Filmtagen mit einem Kurzfilmprogramm.

Lesbian Shorts Programm
Kinobar Prager Frühling
07.03. 20:00
Nachlese zu den Queeren Filmtagen mit einem Kurzfilmprogramm.

Las Buenas Costumbres
KOL 2022, R: Santiago León Cuéllar, D: Valeria López Gallo, Valentina Noreña Zapata, Daniel Martínez Villamil, 108 min
Kinobar Prager Frühling, 06.03. 18:00 (OmU)
Valeria ist 17, ziemlich introvertiert. Auf dem Bauernhof der Familie trifft sie auf ihre Cousine Sol, die sie seit Jahren nicht mehr gesehen hat. In ihrem Zimmer erlebt Valeria ihr sexuelles Erwachen inmitten der Unterdrückung durch ihre Eltern und ein dunkles Geheimnis kommt zutage, das ihre Familie schon ewig verbirgt.

Jubilee
GB 1978, R: Derek Jarman, D: Jenny Runacre, Pamela Rooke, Nell Campbell, Linda Spurrier, 106 min
Cinémathèque in der Nato, 08.03. 21:00 (Gute Frauen,böse Frauen, OmeU)
Königin Elizabeth I. erlebt mit Hilfe ihres Hofmagiers den Untergang Großbritanniens: Die Punkgeneration hat die Macht übernommen. Jeder killt jeden. Sex wird zur Lebensmaxime, Gewalt zur Alltäglichkeit. Feministischer Kultfilm der Punk-Ära.

Project Wolf Hunting
COR 2022, R: Hong‐seon Kim, D: In-Guk Seo, Jang Dong-yoon, Gwi-hwa Choi
Cineplex, 02.03. 20:30, 04.03. 22:30
Regina-Palast, 02.03. 21:00, 05.03. 21:00
Kinobar Prager Frühling, 03.03. 20:00, 05.03. 20:15 (OmU), 06.03. 20:00 (OmU)
Cinestar, 04.03. 22:30
Eine Gruppe Gangster versucht die Kontrolle über ein Frachtschiff zu erlangen – koste es, was es wolle. Extrem harter Thriller aus Südkorea.

Rock Chicks 
D 2022, Dok, R: Marita Stocker, 79 min
Passage-Kinos, 10.03. 18:30 (Musikkiste, Premiere mit der Regisseurin Marita Stocker)
Was, wenn der König des Rock & Roll in Wirklichkeit eine Königin wäre? Ein Porträt der Frauen des Rock.

Tausendschönchen / Sedmirkrásky
CZ 1966, R: Věra Chytilová, D: Jitka Cerhová, Ivana Karbanová, Julius Albert, Jan Klusák, Marie Češková, 76 min
Cinémathèque in der Nato, 08.03. 19:00 (Gute Frauen,böse Frauen, mit Einführung, OmU)
Der surrealistische Spielfilm ist einer der zentralen Filme der Tschechoslowakischen Neuen Welle.

Teheran Tabu 
D 2017, R: Ali Soozandeh, 92 min
Schaubühne Lindenfels, 08.03. 19:00 (OmU, Women. Life. Freedom)
Seine miteinander verzahnten Geschichten über (Un-)Recht und (Un-)Moral in der iranischen Hauptstadt erzählt dieses Drama im Rotoskop-Animationsstil.

The Spider
EG 2022, R: Ahmad Nader Galal, D: Ahmed El Sakka, Dhafer L'Abidine, Mona Zaki, 130 min
Cinestar, 05.03. 19:30 (Ägyptisches Kino, OmeU)
Actionthriller, in dem es einem Dealer gelingt, neue und bald besonders begehrte Drogen herzustellen, was jedoch schnell die Polizei und die Konkurrenz in Alarmbereitschaft versetzt.

The Witches of Gambaga
GB 2012, Dok, R: Yaba Badoe, 55 min
Cinémathèque in der Nato, 06.03. 19:30 (Gute Frauen,böse Frauen, mit Diskussion, OF)
Ghanaisch-britische Dokumentation über eine Gemeinschaft von Frauen, die der »Hexerei« beschuldigt werden.

Ticket ins Paradies
USA 2022, R: Ol Parker, D: Julia Roberts, Kaitlyn Dever, George Clooney, 104 min
CT-Lichtspiele Taucha, 08.03. 17:30 (Frauentagsveranstaltung inkl. 1 Glas Sekt)
Ein geschiedenes Paar rauft sich noch einmal zusammen, um nach Bali zu reisen und ihre Tochter vor dem gleichen Fehler zu retten, der ihnen vor 25 Jahren das Leben versaut hat.

Uferfrauen – Lesbisches L(i)eben in der DDR
D 2019, Dok, R: Barbara Wallbraun, 115 min
Zeitgeschichtliches Forum, 08.03. 19:00 (anschließendes Gespräch mit der Filmemacherin und mit der Zeitzeugin Elke Prinz)
Die Doku porträtiert sechs lesbische Frauen, die vom Leben als Homosexuelle in der DDR berichten.

Und ruhig fließt der Rhein
D 2021, Dok, R: Oliver Matthes, Volker Klotzsch
Cinémathèque in der Nato, 07.03. 19:30 (mit Diskussion)
Eigentlich wollten die beiden Leipziger Filmemacher einen Film über Transidentitäten drehen. Als Caro die Nachricht erhält, dass ihr Vater im Sterben liegt, kommen Missbrauchs-Erlebnisse aus ihrer Kindheit zurück, die sie bis dahin erfolgreich verdrängt hatte.

Zeit zum Atemholen – Niloufar Ardalan und der FC Ardalan
IRN 2022, Dok
Ost-Passage-Theater, 05.03. 19:00 (anschl. Gespräch mit dem Filmproduktionsteam)
Der Dokumentarfilm erzählt vom Kampf des FC Ardalan um das Atemholen auf dem Fußballplatz als Ort des Abstands von der Unterdrückung durch die Herrschaft in Gesellschaft und Familie.


Titelfoto: Filmstill aus Return to Dust, Copyright Qizi Films Limited


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