Beim 4. Streik im öffentlichen Nahverkehr konnten die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) auf die Unterstützung der Klimaschutzbewegung Fridays for Future setzen.
Kurz vor 15 Uhr füllte sich der Augustusplatz am gestrigen Freitag doch noch mit Menschen. Zuvor hatte das schlechte Wetter eher abgeschreckt. Die Klimaschutzbewegung Fridays for Future (FFF) rief zum Globalen Klimastreik auf. Doch nicht nur zahlreiche Anhänger und Anhängerinnen von FFF fanden sich mit Plakaten, Bannern und Fahnen ein, sondern auch Streikende der LVB und Verdi demonstrierten vor der Leipziger Oper. Ein strategischer Schulterschluss, der die Forderung nach einer sozialen und ökologischen Verkehrswende bestärken soll.
Busse und Straßenbahnen stehen 24 Stunden still
Zuvor hatten die Beschäftigten der LVB bereits ab drei Uhr nachts ihre Arbeit eingestellt und sich am Morgen unter anderem am Betriebshof Angerbrücke zum Streik versammelt, um ihren Forderungen nach fairen Arbeitsbedingungen, gerechtem Lohn und mehr Wertschätzung Nachdruck zu verleihen. Unterstützt wurden sie dabei durch Redebeiträge von Beschäftigten der Deutschen Post, der Eisenbahn- und Verkehrsgesellschaft sowie Aktivisten Aktivistinnen von Fridays for Future.
Hintergrund des Streiks der LVB sind die Tarifverhandlungen von Verdi und dem Beamtenbund dbb mit den kommunalen Arbeitgebern. Verdi fordert einen Inflationsausgleich für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst von 10,5 Prozent mehr Lohn oder mindestens 500 Euro pro Monat. Ursächlich für den gestrigen Warnstreik war das kürzlich veröffentlichte und scharf kritisierte Angebot der Arbeitgeber, welches eine Einmalzahlung sowie eine Lohnsteigerung für eine begrenzte Laufzeit von 27 Monaten vorsieht. Frank Werneke, Vorsitzender und Verhandlungsführer von Verdi bezeichnet dieses als: »Krass unsozial«.
Gemeinsame Großdemonstration mit etwa 3000 Teilnehmern und Teilnehmerinnen
Am frühen Nachmittag fanden sich die Aktivisten und Aktivistinnen von FFF und Streikende der LVB dann am Augustusplatz ein, um das erste Mal gemeinsam für eine klimafreundliche Verkehrswende zu demonstrieren. Tillmann Harms, Sprecher der Jugend- und Auszubildendenvertretung JAV und Azubi der LVB, erklärte, warum die Solidarität von FFF so wichtig ist: »Die Verkehrswende ist ein wichtiger Bestandteil der Klimawende. Ich erhoffe mir durch den gemeinsamen Aktionstag noch mehr Aufmerksamkeit. Immerhin ist es eine Premiere, dass wir als öffentlicher Personennahverkehr gemeinsam mit der Klimabewegung auf die Straße gehen.« Charlotte Hut, die Pressesprecherin von FFF Leipzig, ergänzte: »Wir als FFF stellen viele Forderungen, die auch den Verkehrssektor betreffen. Diese können nur in Zusammenarbeit mit den Beschäftigten des öffentlichen Nahverkehrs umgesetzt werden. Das Klimathema sollte daher nicht länger separat gedacht werden. Es betrifft alle Lebensbereiche – auch den ÖPNV. Daher ist es gut, dass wir hier zusammen auftreten.«
Harms appelliert mit Blick auf das bisherige Angebot der Arbeitgeber an seine Kollegen und Kolleginnen: »Wir dürfen jetzt nicht nachgeben, wir müssen weiter auf die Straße gehen und zusammen mit unseren Partnern ›FFF‹, ›Genug ist Genug‹ und ›Wir fahren zusammen‹, Druck aufbauen.« In diesem Sinne ist es von Vorteil, dass sich Fridays for Future nicht nur als Klimabewegung, sondern darüber hinaus auch als Klimagerechtigkeitsbewegung versteht. »Das bedeutet, dass soziale Themen für uns zum Klimathema dazugehören. Wir wollen uns auch zukünftig solidarisch mit den Streikenden der LVB zeigen und hoffen, dass wir uns gegenseitig unterstützen können.«, so Hut.
Währen der Kundgebung reichten die Aktivisten und Aktivistinnen von FFF daher ihr Mikro an die Streikende der LVB, Mitglieder der Gruppe »End Fossil: Occupy!« und das Fabrikkollektiv GKN weiter. Letzteres war aus Florenz nach Deutschland gereist, um für den Umbau der Autoindustrie zu demonstrieren. Gestört wurden die Vortragenden kurzzeitig durch den rechten YouTuber und AfD-Kreisrat Sebastian Weber, der sich auch nach Bitten der Versammlungsleitung nicht mit seiner Kamera entfernte.
Nach den kämpferisch vorgetragenen Beiträgen setze sich der Demonstrationszug aus etwa 3.000 Teilnehmern und Teilnehmerinnen in Bewegung, um den Innenstadtring zu umrunden. Zwischenfälle gab es dabei keine.