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Stadtleben

Candylove-Prozess: »Amazon for Drugs«

Neue Entwicklungen im Drogen-Prozess um Maximilian S.

  Candylove-Prozess: »Amazon for Drugs« | Neue Entwicklungen im Drogen-Prozess um Maximilian S.

Am neunten Verhandlungstag gibt ein Beamter der »Gemeinsamen Ermittlungsgruppe Rauschgift« Einblicke in die Ermittlungen und den Online-Shop.

Kurz nach den Hinweisen eines Informanten im Mai 2019 hätten sie die Ermittlungen aufgenommen, erklärt der Zollbeamte zu Beginn seiner Befragung vor Gericht. Im Folgenden erzählt er von Observationen und Probebestellungen, von den wechselnden Leipziger Wohnungen der Angeklagten, in denen die Drogen verpackt worden sein sollen. In einer der Wohnunge habe sogar der Vermieter die Drogen bemerkt, die Angeklagten sei umgezogen, den Vermieter hätten die Ermittler später vernommen, erklärt der Beamte. Nachdem der Shop Anfang 2020 abgeschaltet worden war, seien die Ermittlungen trotzdem weitergelaufen: Es hätte die Vermutung gegeben, dass es bald wieder einen neuen Shop geben könnte. Im August 2020 folgten laut dem Beamten dann Durchsuchungsbeschlüsse, bei diesen hätten die Ermittler auch diverse Datenträger gefunden. Darauf: Produktbilder von Drogen, wie auf der Shop-Seite hochgeladen, über 900 Bilder von Sendungen und eine Tabelle mit scheinbar sämtlichen Bestelldaten zwischen dem Juli und August 2019.

Aufgebaut sei »Candylove« wie ein gewöhnlicher Online-Shop gewesen, erklärt der Zollbeamte. Einen Warenkorb und eine Rubrik »Häufig gestellte Fragen« soll es gegeben haben, detaillierte Produktbeschreibungen, Bewertungen, Lagerhinweise, Aktionspreise und einen technischen Support. Die Produktpallette sei dabei »erschreckend ähnlich« zum Angebot von »Shiny Flakes« gewesen, dem ehemaligen Drogen-Online-Shop des Hauptangeklagten Maximilian S. Auch Werbung sei für den Shop geschaltet worden: Auf der Seite crimenetwork.co, auf der auch Waffen, Drogen und gefälschte Dokumente verkauft werden. Ein Profil, hinter dem S. stecken soll, habe dort für 2000 Euro monatlich geworben, auch unter dem Werbespruch »Amazon for Drugs«, erklärt der Beamte.

Die nächsten zwei Verhandlungstermine wurden vom Gericht aufgehoben. Auch sonst sieht es so aus, als könnte ein Urteil schon vor dem letzten Prozesstermin, dem 28.Juni, abgegeben werden. Das liegt auch an der Aussage-Bereitschaft der Angeklagten: So gab der Hauptangeklagte Friedemann G. zuletzt zu, dass er sich bei dem Online-Shop um alles außer die Technik gekümmert habe. Auch die Initiative für den Shop sei von ihm ausgegangen. Den technischen Teil habe Maximilian S. übernommen.


Titelfoto: Produktionsstandbild aus »Shiny_Flakes: The Teenage Drug Lord«. Copyright: Netflix.


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