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Kultur

»Die Lieder müssen da durch«

Die Leipziger Singer/Songwriterin Karo Lynn ist mit ihrem dritten Album auf Deutschland-Tour – und am 26. März im Naumanns

  »Die Lieder müssen da durch« | Die Leipziger Singer/Songwriterin Karo Lynn ist mit ihrem dritten Album auf Deutschland-Tour – und am 26. März im Naumanns

»A line in my skin« strahlt eine Ruhe aus, die fast schon an Ernsthaftigkeit grenzt. Oder an Altersweisheit – obwohl die Leipziger Singer/Songwriterin Karo Lynn gerade mal Mitte 20 ist. Die Nachrichten der vergangenen Wochen, Monate und Jahre spiegeln sich in ihren Songs wider. Wir müssen über das Klima reden, über Krieg und Kapitalismus, Egoismus in der Gesellschaft. Und genau da bricht Karo Lynn immer wieder aus der Gesetztheit aus: mit Leidenschaft, Energie und Prestissimo.

Das ist im Gespräch nicht anders. Die Schwere wird deutlich, wenn sie von dem Corona-Stillstand der vergangenen Jahre erzählt. Wir haben die schrecklichen Bilder und Schlagzeilen von Intensivstationen im Kopf. Die Pandemie hat aber auch Lebenswege geformt, auch den von Karo Lynn. Sie wollte mit dem zweiten Album »Outgrow« durchstarten, 2020 war ausgerichtet auf Reisen, Spielen, Publikum – alle Energie war dafür eingeplant. Und dann die bekannte Vollbremsung, die »Outgrow« sozusagen als unvollendete Phase verpuffen ließ. »Am Anfang habe ich vor allem nichts gemacht. Weil ich mich auch eingesperrt gefühlt habe. Es hat ja die Kreativität gefehlt. Man war so viel zu Hause. Hat wenige Kontakte gehabt. Hat nichts erlebt. Da fiel es mir auch superschwer, wieder in den Songwriting-Prozess zu kommen.«

Jetzt ist Lynn wieder auf Tour, mit dem Folgealbum »A line in my skin«, sehr dankbar dafür, die Zeit des Stillstands überstanden zu haben und wieder live spielen zu können: »Konzerte zu spielen, gehört einfach zum Musikerinnen-Konzept dazu. Wenn man eine Platte veröffentlicht, versteckt man sich ja auch immer ein bisschen hinter der Produktion und ist gar nicht richtig präsent als Person. Wenn man dann aber live spielt und mit den Leuten nach dem Konzert redet – das gibt mir sehr viel Motivation. Und die Lieder müssen auch einmal da durch, dass sie live gespielt werden. Da löst sich so ein Knoten.« 

Karo Lynn ist gewachsen im Stillstand, textlich und musikalisch. Sicher haben auch die fast zehn Jahre Musikerfahrung dazu beigetragen, denn mehr noch als bei den Vorgängeralben war sie bei »A line in my skin« in die Produktion involviert. Sie weiß, was sie will.

»Ich bin bei dem Album technischer rangegangen und habe mir einen Monat lang Zeit genommen, jeden Tag Songs zu schreiben. Das hatte etwas von einem daily Job und klingt auch total unromantisch. Es führt eben dazu, dass das Songwriting nicht mehr so willkürlich passiert, sondern konsequent.« Hinzu kommt, dass Lynn keine fertigen Liedkonzepte mehr mit ins Studio nahm, sondern die Songs während der Produktion wachsen und entstehen ließ. Auf Tour dürfen die Lieder nun aber raus in die Freiheit und unter die Leute. Da müssen sie durch. 

> Karo Lynn & Michael Benjamin: 26.3., 19.30 Uhr, Naumanns


Titelfoto: Pressfoto. Antje Kröger.


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