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Kultur

Let's dance!

Die Kinostarts der Woche

  Let's dance! | Die Kinostarts der Woche

Die Schaubühne Lindenfels beleuchtet im Mai die gesellschaftliche Relevanz von Musicalfilmen. Geschichten von Einwanderern (»West Side Story«, »Dancer in the Dark«) und gesellschaftlichen Umwälzungen (»All that Jazz«, »Cabaret«) im Gewand einer einzigartigen Mischung aus Song and Dance gibt es noch einmal auf der großen Leinwand zu erleben. Mitsingen und Mittanzen ist ausdrücklich erlaubt.

5.5.–31.5.  Musicalfilme (Schaubühne)


Film der Woche: Carla Nowak (Leonie Benesch) geht auf in ihrem Job. Für sie ist der Beruf der Lehrerin eine Berufung. Morgens gestaltet sie liebevoll und einfallsreich den Unterricht ihrer siebten Klasse. Abends ist sie oft die Letzte im Lehrerzimmer und korrigiert noch Arbeiten. Aber die Stimmung an ihrer Schule ist vergiftet. Jemand klaut und verdächtigt werden die Schüler und Schülerinnen ihrer Klasse. Um ihre »Zero Tolerance«-Taktik durchzusetzen, lässt Schulleiterin Bettina Böhm (Anne-Kathrin Gummich) die Schülersprecher der Klasse verhören und die Portemonnaies der Kinder filzen, was Carla hilflos mitansehen muss. Bei Ali Yilmaz (Can Rodenbostel) wird auffallend viel Geld gefunden und auch als die Eltern einbestellt werden und bestätigen, ihrem Sohn das Geld gegeben zu haben, bleibt ein Restverdacht bei der Direktorin und einigen Kollegen. Schlimmer ist allerdings, dass sich das Gerücht, Ali könnte klauen, innerhalb der Klasse verbreitet wie ein Lauffeuer. Als es zu einem Zwischenfall kommt, der ein anderes Licht auf den Fall wirft, beschließt Carla, die Schulleitung einzuschalten. Dieser Schritt setzt eine Ereigniskette in Gang, die die Klassenlehrerin schon bald nicht mehr unter Kontrolle hat.

Sehr genau beobachtet Regisseur İlker Çatak (»Es gilt das gesprochene Wort«) die Strukturen an einer durchschnittlichen deutschen Schule. Der Schmelztiegel der Befindlichkeiten ist auch ein Spiegel unserer Gesellschaft. Auch wenn die Situation hier und da ein wenig überdramatisiert wirkt, findet sich doch jeder, der Kinder im schulfähigen Alter hat, in Çataks ernüchternder Analyse wieder. Clever und pointiert hinterfragt das Drehbuch, das Çatak gemeinsam mit Johannes Duncker verfasste, auf kritische Weise unsere aktuelle Debattenkultur und entfacht eine grundlegende Diskussion rund um Wahrheit und Gerechtigkeit.

Leonie Benesch, die als 18-Jährige in Michael Hanekes »Das weiße Band« ihr beeindruckendes Schauspieldebüt gab, spielt die Klassenlehrerin einnehmend als Opfer eines maroden Systems. Der Film entfaltet seine Geschichte komplett aus ihrer Perspektive. Benesch trägt ihre Aufgabe mit Bravour und bietet einen emotionalen Fixpunkt für den Zuschauer. In den weiteren Rollen eines starken Ensembles sind unter anderem Eva Löbau (»Der Wald vor lauter Bäumen«) und Michael Klammer (»Enfant Terrible«) zu sehen. Kamerafrau Judith Kaufmann (»Corsage«) zeichnete für die eindringliche Bildgestaltung verantwortlich. Im quadratischen Verhältnis 4:3 gefilmt, sorgt sie für zusätzliche Beklemmung im dargestellten Schulalltag.

»Das Lehrerzimmer« ist sowohl formal als auch inhaltlich ein bemerkenswerter Film. Ein Angebot zur Diskussion brennender Fragen, wie wir in einer zeitgemäßen Gesellschaft leben, lehren und lernen wollen. Seine Weltpremiere feierte er auf der Berlinale in diesem Jahr in der Sektion Panorama und erhielt das Europa Cinemas Label als bester europäischer Film sowie den CICAE Arthouse Cinema Award und wurde in sieben Kategorien für den Deutschen Filmpreis nominiert, u.a. als Bester Spielfilm und Leonie Benesch für die Beste weibliche Hauptrolle.

»Das Lehrerzimmer«: ab 4.5., Passage-Kinos, Regina-Palast


Sie sind wieder da – und sie können’s noch. Teil Drei von »Guardians of the Galaxy« dreht sich vor allem um Rocket, dabei ist er die meiste Zeit des Films im Koma. Erzählt wird seine Herkunft (Flucht aus dem Genlabor des bösen Möchtegern-Gottes High Evolutionary) und die aktuelle Story, in der das Team aus Halbmensch, Super-Baum und Co. eine lebensrettende Aktion für den launischen Waschbär startet. Diese führt unter anderem auf eine organische Raumstation und eine Parallel-Erde mit Tiermenschen als Bewohner – mit den gewohnt knalligsatten Bildern, skurrilen Figuren und einem Füllhorn an Action, Gags und Referenzen. Der bunte Bilder- und Ideenwirbel wird allerdings manchmal etwas eingetrübt durch logische Schwächen, banal-kitschige Botschaften und hartem Pressen auf die Tränendrüse – aber wer will sauer sein, beim tiefen Blick in die Kuscheltieraugen? Allwissende Marvel-Nerds dürften vor allem vom Auftritt der Figur Adam Warlock irritiert sein, der im Film – im Gegensatz zur Comicvorlage – eher als mächtige Lachnummer denn als mächtiges Superwesen auf- und abtaucht. Insgesamt jedoch rund zweieinhalb Stunden Augen-Feuerwerk – mit der Aussicht auf mehr, wie die beiden Post-Credit-Szenen verraten... MARKUS GÄRTNER

»Guardians of the Galaxy 3«: ab 4.5., Cineplex, CineStar, Regina-Palast

 


Die 9-jährige Babs wünscht sich eigentlich einen Welpen zu ihrem Geburtstag. Aber an diesem Tag läuft alles anders als geplant. Zum einen taucht ihr verschollen geglaubter Opa aus Amerika bei der Familie auf und quartiert sich erstmal im Gartenhaus ein, das eigentlich Babs und ihrem besten Freund Tjin gehört. Und dann kommt eben dieser Opa auf die Idee, seiner Enkelin ein kleines Ferkel zu schenken. Babs ist verliebt und nennt ihren neuen Freund Oink. Doch damit er bleiben kann, muss er erstmal lernen, wie man sich benimmt – und das stellt sich dann doch deutlich komplizierter dar als bei einem Hund. Wie überhaupt alles nicht so einfach ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Mascha Halberstads Trickfilm nach dem Kinderbuch von Tosca Menten ist ein echtes Unikat: Mit viel Liebe fürs Detail entstand hier der erste Stop-Motion-Animationsfilm in den Niederlanden. 

»Oink«: ab 4.5., Passage-Kinos, Regina-Palast

 

Weitere Filmtermine der Woche

CHAI. Chinesisches Filmfestival Leipzig

Zum zehnten Mal präsentiert das Konfuzius Institut Leipzig aktuelle Produktionen aus aller Welt, die das Leben in China beleuchten und sich zum Teil kritisch mit der chinesischen Gesellschaft auseinandersetzen. Das vielfältige Programm an langen und kurzen Spiel- und Dokumentarfilmen ist zum ersten Mal auch auf den Leinwänden der Passage-Kinos und des Ost-Passage-Theaters zu sehen. https://www.chai-filmfestival.de/

Bis 6.5. Cinémathèque, Passage-Kinos, Ost-Passage-Theater
 

Filmplakatebörse für den guten Zweck

Sammler, Film- und Kinofreunde können wieder in der Rotunde im Allee-Center Leipzig in Filmplakaten stöbern und Aufsteller, Banner und mehr gegen eine kleine Spende mit nach Hause nehmen. Der Preis ist Verhandlungssache. Wer eines der Stücke erwirbt, kann nicht nur sein Zuhause dekorieren, sondern auch Gutes tun. Der Erlös der Filmplakatbörse geht an den FRÖBEL-Kindergarten »Am Kulkwitzer See«, deren Vorschüler Spenden für ein neues Kletterschiff im Garten sammeln.

Cineplex, 6.5., 11–14 Uhr
 

Ramba Zamba 
D 2023, Dok, R: Sobo Swobodnik

Das RambaZamba Theater in Berlin lebt Inklusion bereits seit 30 Jahren. Sobo Swobodnik begleitet die Menschen hinter den Kulissen über ein halbes Jahr hinweg mit der Kamera.

Kinobar Prager Frühling, 05.05. 17:00 (Preview mit Gästen)
 

Flash Gordon
USA 1980, R: Mike Hodges, D: Sam J. Jones, Melody Anderson, Max von Sydow, 111 min

SciFi-Trashklassiker in der Reihe Best of Cinema mit dem legendären Soundtrack von Queen.

Passage-Kinos, 08.05. 20:30 (Best of Cinema, OmU)

West Side Story (1961)
USA 1961, R: Robert Wise, Jerome Robbins, D: Natalie Wood, Richard Beymer, George Chakiris, 153 min

Shakespeares »Romeo und Julia« - als Musical im New York der 1950er Jahre: Klassiker nach dem Bühnenstück von Jerome Robbins.

Schaubühne Lindenfels, 05.05. 20:30 (Musicalfilme)
 

West Side Story
USA 2021, R: Steven Spielberg, D: Rachel Zegler, Ansel Elgort, Ariana DeBose, 157 min

Modernes Update und klassische Inszenierung des Erfolgs-Musicals um Bandenkriege im New York der Fünfziger.

Schaubühne Lindenfels, 12.05. 20:30 (Musicalfilme)
 

Hinter dem Rampenlicht
USA 1979, R: Bob Fosse, D: Roy Scheider, Jessica Lange, Ann Reinking, 123 min

Autobiografisch geprägtes Porträt eines drogensüchtigen Choreografen von Bob Fosse. Ausgezeichnet mit vier Oscars.

Schaubühne Lindenfels, 07.05. 18:30 (Musicalfilme)
 

Geschichten hinter vergessenen Mauern
D 2012, Dok, R: Enno Seifried, 99 min

In seiner »Lost Places«-Dokumentarfilmreihe sucht der Leipziger Enno Seifried verlassene Gebäude und erzählt ihre Geschichten.

KOMM-Haus, 12.05. 19:00
 

Heimweh - Kindheit zwischen den Fronten
D 2023, Dok, R: Simon Lereng Wilmont, 88 min

Im Kinderheim »Priyut«, nahe der Frontlinie zu den Separatistengebieten, finden Kinder aus zerrütteten Familien für eine Weile Zuflucht und Geborgenheit.

Zeitgeschichtliches Forum, 08.05. 19:00 (Die Ukraine - Kampf um Unabhängigkeit)
 

Herr Zwilling und Frau Zuckermann
D 1999, Dok, R: Volker Koepp, 132 min

Porträt zweier hochbetagter deutschstämmiger jüdischer Holocausüberlebender im westukrainischen Czernowitz.

Kinobar Prager Frühling, 08.05. 16:30 (Special 8. Mai)
 

Holy Spider 
DK/D/S/F 2022, R: Ali Abbasi, D: Zar Amir-Ebrahimi, Mehdi Bajestani, Arash Ashtiani, 117 min

Die Jagd einer Kriminaljournalistin nach einem Serienkiller, der auf den Straßen der iranischen Stadt Mashhad Prostituierte tötet, um im Auftrag Allahs die Stadt zu reinigen, geht tief unter die Haut und ist nichts für Zartbesaitete.

Ost-Passage-Theater, 10.05. 20:00 (OmU)
 

Kurzfilmabend

Das Kurzfilmprogramm zeichnet den großen Bogen, in dem sich das Schaffen Hanns Eislers bewegt: filmisch-künstlerisch-ästhetisches Experiment, dokumentarisch-expressive Form, politischer Anspruch und kommerzielle Verwertung.

Cinémathèque in der Nato, 11.05. 19:30 (mit Einführung von Steffen Schleiermacher)
 

Moritzkino: 10 Dinge,die ich an dir hasse
USA 1999

Heute Abend gibt es die RomCom »10 Dinge, die ich an dir hasse« des Regisseurs Gil Junger aus dem Jahr 1999, die auf William Shakespeares Theaterstück »Der Widerspenstigen Zähmung« basiert.

Moritzbastei, 12.05. 20:00
 

Winnie The Pooh: Blood And Honey
GB 2022, R: Rhys Waterfield, D: Craig David Dowsett, Nikolai Leon, Maria Taylor, 84 min

Mit dem Ablauf der Markenrechte an E.A. Milnes-Kinderbuchklassiker ist der Weg frei für eine trashig-blutige Neuinterpretation aus Großbritannien.

Cinestar, 11.05. 20:30 (Horror/Trash-Special)
Passage-Kinos, 11.05. 20:45 (OF)


Foto: Filmstill aus »Das Lehrerzimmer«. Copyright: Judith Kaufmann, Alamond.


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