Das 20. Neiße Filmfestival im Dreiländereck Deutschland, Polen und Tschechien ist eröffnet! Bis zum Sonntag sind an den 23 Spielstätten in der Region rund 100 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme zu sehen. Mehr als 200 Ehrenamtliche und drei Festangestellte stellen ein einzigartiges Festival auf die Beine, das Grenzen überschreitet und verbindet. Daher wird es nach zwei Jahrzehnten höchste Zeit, dass das europäischste aller Filmfestivals auch finanziell sicher in die Zukunft steuert. Die leichte Erhöhung des Förderetats der Kulturstiftung auf aktuell 252.000 Euro reicht da angesichts drastisch gestiegener Kosten bei Weitem nicht. Hoffen wir, dass Kulturstaatsministerin Barbara Klepsch bei der Eröffnung am Dienstag in Zittau den Hilferuf vernommen hat und der Wertschätzung für das Festival auch Taten folgen lässt.
»20. Neiße Filmfestival«: 23.–28.5., u.a. Großhennersdorf, Zittau, Görlitz, Zgorzelec, Liberec
Film der Woche: Eine Aktivistengruppe wirft sich im Sackler-Flügel des Metropolitan Museum of Art in New York auf den Boden und übersät diesen zusätzlich mit leeren Pillendosen für Schmerzmittel. Mitten unter ihnen: die Fotografin Nan Goldin. Selbst einige Zeit opiatabhängig, nutzt die angesehene Künstlerin über Jahre hinweg ihren Einfluss, um den Namen der Mäzen-Familie Sackler weltweit aus den Museen zu verbannen. Denn die Inhaberfamilie eines Pharmaziehunternehmens sei mitschuldig am Tod hunderttausender Menschen, die von ihren Schmerzmitteln abhängig wurden. Laura Poitras hat das Leben Goldins über Jahre hinweg mit der Kamera begleitet, Besprechungen und Aktionen ihrer Gruppe P.A.I.N. (Prescription Addiction Intervention Now) eingefangen und die Fotografin, die Ende der 1970er Jahre durch ihre Alltagsfotos aus dem New Yorker Underground bekannt wurde, zu ihrem Werdegang befragt. Sie legt dabei offen, dass der Ursprung zu Goldins rebellischem Verhalten bereits in deren Kindheit liegt, als ihre ältere, missverstandene Schwester in den Selbstmord getrieben wurde. Seitdem hat sich die Künstlerin immer wieder gegen Ungerechtigkeiten und Stigmatisierungen eingesetzt, beispielsweise hinsichtlich psychischer Störungen, Drogenkonsum, Homosexualität oder Prostitution. Die Filmemacherin kommt ihrer Protagonistin dabei ungewöhnlich nahe und kann deren zutiefst humanitäre Weltsicht eindringlich vermitteln. FRANK BRENNER
»All the Beauty and the Bloodshed«, ab 25.5., Passage-Kinos, Kinobar Prager Frühling
Weitere Filmtermine der Woche
Hallo Sommer! Seit letzter Woche flimmert es wieder in den Open-Air-Kinos in Leipzig. Den Anfang machen traditionell das Sommerkino auf der Feinkost und die Leinwand am Luru. Im Juni kommt das Kino an der Plagwitzer Markthalle hinzu, im Juli starten 2cl auf Conne Island und das Sommerkino Scheibenholz. Das ist aber längst nicht alles. Eine Übersicht der Sommerkinospielstätten und erste Highlights gibt es im Junikreuzer. Alle Termine und Spielorte wie gewohnt aktuell auf www.kreuzer-leipzig.de
Everywhere and Forever: Mahler’s Song of the Earth
USA 2015, Dok, R: Jason Starr, 86 min
Der Dokumentarfilm erforscht die biografischen, kulturellen und philosophischen Zusammenhänge, die zur Entstehung von »Das Lied von der Erde« führten.
Gewandhaus, 25.05. 22:30 (OmU)
Der Illusionist
D 2022, Dok, R: Birgit Schulz, 94 min
Doku über den Prozess gegen den Kunstberater Helge Achenbach, der sich in der Kunstwelt in den 80-90er Jahren einen großen Namen gemacht hatte und wegen Betrugs in zweistelliger Millionenhöhe verurteilt wurde.
Luru-Kino in der Spinnerei, 25.05. 19:00 (In Anwesenheit des Protagonisten Helge Achenbach)
Das perfekte Schwarz
D 2019, Dok, R: Tom Fröhlich, 78 min
Der Leipziger Tom Fröhlich porträtiert Menschen auf der Suche nach dem perfekten Schwarz.
Cinémathèque in der Nato, 25.05. 19:30 (mit Gespräch, OmeU)
7. Kurdische Filmtage
Vom Herbst ins Frühjahr gerückt, zeigen die Kurdischen Filmtage zum siebten Mal Filme über kurdische Lebenswelten. Dokumentar- und Spielfilme aus unterschiedlichen Teilen Kurdistans und auch aus der Diaspora. Die sechs Filme werfen dabei auch einen Blick auf kurdische Identität in der Schweiz, Österreich und Deutschland.
Cineding, 25.–27.5.
Acht Geschwister
D 2022, Dok, R: Christoph Weinert, 90 min
Christoph Weinert dokumentiert die aussterbende Form der Großfamilie.
Passage-Kinos, 28.05. 14:0031.05. 18:30
Across the Universe
USA/GB 2007, R: Julie Taymor, D: Evan Rachel WoodJim SturgessJoe Anderson, 133 min
Julie Taymors farbenprächtiges Musical inspiriert von und mit den Songs der Beatles.
Schaubühne Lindenfels, 30.05. 18:30 (Musicalfilme)
Cabaret
USA 1972, R: Bob Fosse, D: Liza Minnelli, Michael York, Helmut Griem, 124 min
Bob Fosse adaptierte das in der Weimarer Republik angelegte Erfolgsmusical für die Leinwand und machte Liza Minelli zum Star. Ausgezeichnet mit acht Oscars.
Schaubühne Lindenfels, 31.05. 20:45 (Musicalfilme)
Beetlejuice
USA 1988, R: Tim Burton, D: Michael Keaton, Winona Ryder, Alec Baldwin, 92 min
In diesem Gruselkomödienklassiker wehren sich zwei frisch Verstorbene dagegen, das neue Bewohner in ihrer Villa einziehen. Dabei bekommen sie Unterstützung vom Bio-Exorzisten und Poltergeist Beetlejuice.
Cinestar, 27.05. 12:00, 17:00, 28.05. 12:00, 17:00, 29.05. 14:30 (OF, Special zum Wave Gotik Treffen)
Belle
J 2021, R: Mamoru Hosoda, 122 min
Ausnahmekünstler Mamoru Hosoda (»Summer Wars«) versetzt das Märchen »Die Schöne und das Biest« ins J-Pop-Metaverse.
Schauburg, 29.05. 17:00 (Anime vs. Wave Gotik Treffen)
Bones and All
I 2022, R: Luca Guadagnino, D: Timothée Chalamet, Michael Stuhlbarg, Taylor Russell McKenzie, 130 min
Luca Guadagninos neuer Film ist eine Menschenfresser-Coming-of-Age-Liebesgeschichte nach dem Roman von Camille DeAngelis mit seinem »Call me by your name«-Star Timothée Chalamet in der Hauptrolle.
Passage-Kinos, 29.05. 11:30 (freier Eintritt mit Festivalbändchen, WGT-Special)
Brandon-Cronenberg-Doppel mit Donis
R: Brandon Cronenberg, D: Alexander Skarsgård, Mia Goth, Andrea Riseborough, Christopher Abbott, 226 min
In »Infinity Pool« wird ein überheblicher Autor wird auf einer Urlaubsinsel zum Spielball in einem blutigen Katz-und-Maus-Spiel. In »Possessor« begeht eine Agentin Auftragsmorde, indem sie mit Hilfe von Hirnimplantaten in die Körper anderer Menschen eindringt.
Luru-Kino in der Spinnerei, 31.05. 20:00 (OmU, um 20 Uhr »Infinity Pool«, um 22 Uhr »Possessor«)
Digimon Adventure: Last Evolution Kizana
J 2020, R: Tomohisa Taguchi, 94 min
Spielfilm zur unverwüstlichen Anime-Reihe.
Schauburg, 27.05. 17:45 (Schauburg vs. Wave-Gotik-Treffen)
El Houb – The Love
NL 2022, R: Shariff Nasr, D: Fahd Larhzaoui, Lubna Azabal, Slimane Dazi, 102 min
Der marokkanisch-niederländische Karim kehrt in sein Elternhaus zurück und eröffnet seinen Eltern, dass er auf Männer steht.
Passage-Kinos, 31.05. 20:30 (QueerBLICK)
Goethes Erben – Doppelfilmabend
Für Fans der Band gibt es heute Abend »Wille und Weg«, eine Dokumentation über eine Konzertreise in Zeiten einer Pandemie, und den Konzertfilm »X Bayreuth 2022«.
Kinobar Prager Frühling, 29.05. 14:00 (mit Gästen, WGT)
Kurzfilmreihe Kultura: UA #5
Aktuelle ukrainische Festivalproduktionen in OmeU
Schaubühne Lindenfels, 26.05. 19:00
The Oka Legacy
CAN 2015, Dok, R: Sonia Bonspille Boileau, 45 min
Die Folgen der Oka-Krise, einer Auseinandersetzung der Mohawk-First Nation People aus dem nahegelegenen Kanesatake-Reservat mit der kanadischen Gemeinde Oka in der Provinz Québec im Jahr 1990.
Bibliotheca Albertina, 30.05. 20:00 (Native Cinema)
Foto: Filmstill aus »All the Beauty and the Bloodshed«, Plaion Pictures.