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Kultur

Sommer? Kino!

Die Kinostarts der Woche

  Sommer? Kino! | Die Kinostarts der Woche

Das Dok Leipzig zeigt im Sommer wieder eine Auswahl aus dem letztjährigen Festivalprogramm unter freiem Himmel. An sechs Abenden im Juli und August flimmern Dokumentarfilme an der Plagwitzer Markthalle, auf dem Spinnereigelände, der Moritzbastei und erstmals auch auf der Feinkost. Den Anfang macht »All the Beauty and the Bloodshed« von Laura Poitras, die das Dok 2014 mit der Whistleblower-Doku »Citizenfour« eröffnete.

»Dok Sommerkino«: 13., 20., 27.7., diverse Orte«

 

Film der Woche: Rund zwei Dutzend Langfilme hat François Ozon in den vergangenen 25 Jahren inszeniert. Sein neuster, »Mein fabelhaftes Verbrechen«, vereint dabei viele Aspekte und Facetten aus dem Œuvre des Regisseurs. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die wenig erfolgreiche Schauspielerin Madeleine Verdier, die aus Kostengründen mit ihrer besten Freundin Pauline Mauléon, einer ebenso armen Anwältin, in einer bescheidenen Wohnung zusammenlebt. Madeleine wurde von einem einflussreichen Filmproduzenten in dessen Villa bestellt, da er ihr eine Rolle in einem seiner kommenden Filme anbieten möchte. Aber das Vorsprechen geht schnell in eine sehr eindeutige Richtung, in der Montferrand seine Stellung ausnutzen und Madeleine zu seiner unfreiwilligen Geliebten machen will. Wie sie Pauline erzählt, konnte sie sich gerade noch rechtzeitig aus den Klauen des Lüstlings befreien und in die gemeinsame Wohnung zurückeilen. Dort steht aber schon kurze Zeit später ein Polizeibeamter auf der Matte, denn Montferrand ist erschossen aufgefunden worden. Madeleine ist für die Polizei die Hauptverdächtige, zumal sie eine der Letzten war, die den Produzenten noch lebend gesehen hatte. Pauline stellt sich sofort als Madeleines Anwältin zur Verfügung. Und als sie sieht, dass etliche der Beweise gegen ihre Freundin sprechen, arbeitet sie mit dieser eine Strategie aus, vor dem Schwurgericht auf Mord im Affekt zu plädieren, um freigesprochen zu werden oder wenigstens mit einer geringeren Strafe davonzukommen. Wie bei seinem größten internationalen Erfolg »8 Frauen« und wie danach auch noch bei »Das Schmuckstück« hat François Ozon sich auch hier wieder eines französischen Theaterklassikers angenommen, den er mit enormem Tempo, scharfzüngigen Dialogen und einer wunderbaren Starbesetzung überzeugend in Szene gesetzt hat. Mit dabei ist auch hier wieder die Crème-de-la-Crème aktueller französischer Kinostars, von Isabelle Huppert (»8 Frauen«) über Dany Boon (»Im Taxi mit Madeleine«) bis hin zu Fabrice Luchini (»In ihrem Haus«) und André Dussollier (»Alles ist gutgegangen«), und in den Hauptrollen als beste Freundinnen sind mit Nadia Tereszkiewicz und Rebecca Marder zwei hierzulande noch weitgehend unbekannte Newcomerinnen zu sehen, die den Film formidabel auf ihren Schultern tragen und uns künftig noch sicherlich häufiger begegnen werden. FRANK BRENNER

»Mein fabelhaftes Verbrechen«: ab 6.7., Passage-Kinos, Regina-Palast

 

Anfang 1911 absolviert Alma Mahler zusammen mit ihrem Mann Gustav Mahler eine Tournee durch die USA. Die 31-Jährige unterstützt den gefeierten Komponisten und Dirigenten auf vielfältige Weise, hat aber auch selbst musikalische Ambitionen, die der zwanzig Jahre ältere Gatte kaum fördert. Als herauskommt, dass Alma eine Affäre mit dem aufstrebenden Architekten Walter Gropius hat, kommt es zum Streit. Vier Monate später stirbt Gustav Mahler an einer Herzerkrankung – und seine lebenslustige Witwe wird bald zur gefragtesten Junggesellin auf dem Heiratsmarkt der Wiener Oberschicht. Alma entflammt jedoch für den Künstler Oskar Kokoschka, noch als der die Totenmaske für ihren verstorbenen Mann anfertigt – der Anfang einer problematischen Beziehung, die von Kokoschkas Obsession für Alma und deren Freigeistigkeit und Unwillen, sich emotional an jemanden zu binden, geprägt ist. Sieben Jahre nach »Egon Schiele: Tod und Mädchen« hat sich Dieter Berner in diesem Biopic erneut Persönlichkeiten der Wiener Moderne angenommen. In knappen neunzig Minuten fasst der österreichische Regisseur die wesentlichen Punkte aus den Leben Almas und Oskars zusammen, die von Emily Cox und Valentin Postlmayr durchaus gelungen verkörpert werden. Wirklich nahe kommt man den Figuren dabei allerdings nicht, was zwar auch an deren Charakteren liegen mag, unterm Strich aber einfach das Filmerlebnis schmälert. PETER HOCH

»Alma + Oskar«: ab 6.7., Passage-Kinos, Schauburg»

 


Eigentlich war die Geschichte immer ganz einfach. Ein Trupp amerikanischer Soldaten betritt ein feindliches Land, namentlich den Irak und schmiedet im Feuer von Scharfschützen und Bombenhagel Verbindungen fürs Leben. »Green Zone« hat so funktioniert, »Jarhead« und am erfolgreichsten Katherine Bigelows »The Hurt Locker«. Viel weniger beachtet, blieb dabei die Perspektive der irakischen Bevölkerung. In Hollywood-Filmen besteht sie in der Regel aus vermummten Figuren, die alles tun, um Amerikaner zu töten. Kein Wunder also, dass die irakisch-britische Regisseurin Maysoon Pachachi diesem Bild etwas entgegensetzen wollte. Ihr Film »Unser Fluss…unser Himmel« erzählt von einer Bagdader Nachbarschaft zur Zeit der amerikanischen Invasion. Über knapp zwei Stunden reiht er alltägliche Szenen aneinander, die sich vor dem Hintergrund einer zerstörten Stadt abspielen. Man sieht zerschossene Autos, Blut an den Wänden, Leichen, die aus Flüssen gezogen werden und man hört die Bomben, laute Explosionen und das Geheul von Sirenen. Dazwischen Mädchen, die zur Schule gehen. Erwachsene, die ihre Berufe verfolgen. All das könnte sich zu einem packenden Film vermengen. Nur leider geht die Mischung nie ganz auf. Zwar überzeugen einzelne Einstellungen, doch viele Szenen bleiben blass. Als gelänge es dem Film nicht, seine Mitte zu finden, trudelt er voran. Erzählt mal hiervon, mal davon, um dann abrupt auf dem titelgebenden Fluss zu enden. JOSEF BRAUN

»Unser Fluss…unser Himmel«: ab 6.7., Passage-Kinos, am 6.7. 18 Uhr in Anwesenheit der Regisseurin Maysoon Pachachi und Darstellerin Meriam Abbas

Weitere Filmtermine der Woche

Bowl Night Skate Session 

Neuste Skatevideoproduktionen von Aero, Bambule und Beyond; mit BBQ und Drinks
Conne Island, 07.07. 19:00 (Deutschen Skateboard Meisterschaft)
 

Dieses obskure Objekt der Begierde 
F/E 1977, R: Luis Buñuel, D: Angela Molina, Fernando Rey, Carole Bouquet, 102 min

Der letzte Film von Regie-Ikone Luis Buñuel erzählt von einem Witwer, der seinem jungen Hausmädchen verfällt. Basierend auf dem 1898 veröffentlichten Roman »La femme et le pantin« von Pierre Louÿs.

Passage-Kinos, 07.07. 20:00 (Psychoanalyse trifft Film)
 

Sword Art Online Progressive: Aria of a Starless Night 
J 2021, R: Ayako Kōno, 97 min

Langfilm zur Mangaserie »Sword Art Online: Progressive« von Reki Kawahara.

Regina-Palast, 07.07. 22:30 (Anime Special, OmU)
 

Glass Onion – A Knives Out Mystery 

Privatdetektiv Benoic Blanc ermittelt diesmal in einem Mordfall auf einer griechischen Ferieninsel.

Marktplatz Schkeuditz, 08.07. 22:00 (DHL Sommerkino)
 

Dirty Dancing 

Eine Tochter aus gutem Hause verliebt sich in einem Ferienhotel in den sechziger Jahren in einen Tänzer. Rythmische Romanze, die inzwischen ebenso Kultstatus genießt wie ihr Soundtrack.

Marktplatz Schkeuditz, 09.07. 22:00 (DHL Sommerkino)
 

James Bond 007 – Keine Zeit zu sterben 
(USA 2020)

Letzter James Bond mit Darsteller Daniel Craig. 007 wird mit seiner Vergangenheit konfrontiert. 

Marktplatz Schkeuditz, 14.07. 22:00 (DHL Sommerkino)
 

Jung & Schön 
F 2013, R: François Ozon, D: Frédéric Pierrot, Géraldine Pailhas, Marine Vacth, 89 min

Eine 17-Jährige lebt ein Doppelleben als Prostitutierte. François Ozon drehte diese ungewöhnliche Coming-of-Age-Geschichte mit viel Gefühl für seine junge Hauptdarstellerin.

Passage-Kinos, 09.07. 18:00 (mit Filmeinführung)
 

A Taxi Driver 
KOR 2017, R: Hun Jang, D: Song Kang-Ho, Thomas Kretschmann, Hae-Jin Yoo, 137 min

Seoul in den Achtzigern: Ein deutscher Journalist bietet einem mittellosen Taxifahrer ein stattliches Honorar, fodert dafür aber auch einen hohen Preis.

Ost-Passage-Theater, 12.07. 20:00 (OmU)
 

Besties 
F 2021, R: Marion Desseigne Ravel, D: Lina El Arabi, Mahia Zrouki, Tasnim Jamlaoui, 80 min

Nedjma verbringt die Tage damit, mit ihrer Gang abzuhängen. Doch die Tage ändern sich, als sie Zina kennenlernt, die Cousine des Anführers einer rivalisierenden Gang.

Kinobar Prager Frühling, 09.07. 20:00 (OmU, Premiere, CSD)


Mister T. 
PL 2019, R: Marcin Krzysztalowicz, D: Pawel Wilczak, Sebastian Stankiewicz, Maria Sobocinska, 103 min

Politische Parabel als Abhandlung über das Künstlerleben oder als Hohelied auf den Widerstand im Totalitarismus.

Polnisches Institut, 12.07. 20:00
 

Pamfir NEU
UKR 2023, R: Dmytro Sukholytkyy-Sobchuk, D: Oleksandr Yatsentyuk, Stanislav Potyak, Solomiya Kyrylova, 102 min

Krimi über eine Familie in den bukowynischen Karpaten zwischen Rumänien und der Ukraine, in dem es um Warenschmuggel, Korruption und Arbeit im Ausland geht.

Cinèmathèque Leipzig, 07.07. 19:30 (OmU)
 

Encanto 
USA 2021, R: Byron Howard, Jared Bush, Charise Castro Smith, 103 min

Die Kritik feierte die Geschichte um die mit magischen Fähigkeiten begabte Familie aus den Bergen Kolumbiens als einen der besten Disney-Animationsfilme seit langer Zeit.

Kinobar Prager Frühling, 12.07. 13:00
 

Ich bin dann mal weg 
D 2015, R: Julia von Heinz, D: Devid Striesow, Martina Gedeck, Karoline Schuch, 92 min

Hape Kerkelings autobiografisch gefärbter Roman über seine Erfahrungen auf dem Jakobsweg war vor rund zehn Jahren ein riesiger Bucherfolg. Es folgte die Filmversion, in der Devid Striesow in der Rolle des erschöpften Entertainers zu sehen ist, der den Pilgerpfad durch Spanien beschreitet und dabei interessanten bis skurrilen Menschen begegnet.

Pauluskirche Grünau, 14.07. 21:00 (Eintritt frei, Grünauer Kultursommer, Open-Air-Kino)
 

Shorts Attack: Sportsfreund 

Neun sportliche Kurzfilme in 85 Minuten.

Kinobar Prager Frühling, 12.07. 20:00 (OmU)
 

The Inspection 
USA 2022, R: Elegance Bratton, D: Jeremy Pope, Gabrielle Union, Raul Castillo, 100 min

Ellis French (Jeremy Pope) tritt den US Marines bei, nachdem er von seiner Mutter wegen seiner Homosexualität verstoßen wurde. Obwohl er auch dort mit Problemen zu kämpfen hat, erfährt er ebenso Hilfe und Freundschaft von mitunter unerwarteter Seite.

Passage-Kinos, 12.07. 20:30 (OmU, Preview, QueerBLICK)
 

Uferfrauen – Lesbisches L(i)eben in der DDR 
D 2019, Dok, R: Barbara Wallbraun, 115 min

Die Doku porträtiert sechs lesbische Frauen, die vom Leben als Homosexuelle in der DDR berichten.

Frauenkultur, 13.07. 19:00 (CSD, mit Regiegespräch)


Foto: »Mein fabelhaftes Verbrechen«, Copyright: Weltkino Filmverleih.


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