Von Leipzig geht es mit dem ICE in weniger als neunzig Minuten nach Bamberg, und von dort ist es mit dem Regionalexpress nur noch ein Katzensprung nach Kronach. Die Weiterfahrt lohnt sich: Bamberg kennen nämlich viele, Kronach kennt dagegen fast niemand. Nach kaum mehr als zwei Stunden Bahnreise sind wir im schönen Ort am Fuße des Frankenwalds, dort, wo die drei Flüsse Haßlach, Kronach und Rodach zusammenfließen. »Gronich« sagen die Einheimischen im ziemlich derben oberfränkischen Dialekt.
In und bei Kronach kommen nicht nur Flüsse zusammen. Hier kreuzen wichtige Wege des Handels, die heute auch Wege des Tourismus sind: Die Burgenstraße von Mannheim nach Bayreuth, die Bier- und Burgenstraße vom Kyffhäuser bis in den Bayrischen Wald, die Spielzeugstraße zwischen Erfurt und Nürnberg sowie die bayerische Porzellanstraße. Die Kreisstadt bietet Kulturtouristinnen und -touristen einiges – zum Beispiel hat sie mit Lucas Cranach dem Älteren einen weltbekannten Sohn. 1472 wurde dieser in Kronach als Lucas Maler geboren. Er galt schon seinen Zeitgenossen als der neben Dürer wichtigste Maler der Epoche. In Kronach begann Cranach seine Karriere in der Maler-Werkstatt seines Vaters. Auf dem Marktplatz vor dem Neuen Rathaus steht heute ein Denkmal des Renaissance-Künstlers.
Dort stehen wir nun und schauen uns um: Türme, Tore, Fachwerk – alles hier ist reinstes Mittelalter. Wir streifen durch die historische Altstadt, deren spätmittelalterliche Bausubstanz beeindruckt, mit ihrer vollständig erhaltenen Stadtmauer, genannt die Obere Stadt. Hoch darüber befindet sich die Festung Rosenberg, einst bambergische Bischofsburg, später Landesfestung. Vom mittelalterlichen Bergfried bis zum spätbarocken Pentagon lassen sich verschiedene Bauphasen der Verteidigungsanlagen ausmachen, ins unterirdische Gangsystem locken Führungen durch die Festung. In der Festung ist außerdem die Fränkische Galerie untergebracht, die – natürlich – auch einiges von Cranach präsentiert. Will man die Stadt, ihre Geschichte und ihre baulichen Sehenswürdigkeiten noch genauer erkunden, so sei eine Stadtführung empfohlen: Es gibt einen Cranach-Weg mit Audio-Guide durch die Altstadt.
Ein besonderer Ort in Kronach ist der Landesgartenschau-Park am südlichen Rand der Altstadt. Hier befand sich einst ein tristes Gewerbegebiet, das im Zuge der Umgestaltung zur Landesgartenschau im Jahr 2002 zum innerstädtischen Park wurde, der bei den Einheimischen beliebt ist. Gerade im Sommer ist hier immer etwas los: Konzerte, Theater, Kunst und viele Events locken Erwachsene und Kinder in den Park.
In Kronach lässt sich zünftig einkehren – fränkische Kost, Bierspezialitäten, na klar. Fränkisch mit feinem Twist kann man im Biergarten der Bastion Marie auf der Festung Rosenberg speisen – mit grandiosem Blick auf die Stadt. Bestens gestärkt machen wir uns nun auf den Weg zum etwa acht Kilometer entfernten Wolfsberg, wo sich in der Bronzezeit eine Befestigungsanlage befand. Heute ist der auf dem Bergsporn gelegene und Heunischenburg genannte Bau teilweise rekonstruiert – der ausgeschilderte Weg dorthin beginnt im Kronacher Ortsteil Gehülz.
Wer noch ein, zwei Tage länger im Oberfränkischen bleiben will, kann mit Bad Staffelstein im Landkreis Lichtenfels ein weiteres Glanzlicht ganz in der Nähe besuchen. Das Fachwerkidyll hat mit der Basilika Vierzehnheiligen und Kloster Banz zwei überregional bekannte kunsthistorische Höhepunkte zu bieten, beide vom süddeutschen Barockbaumeister Balthasar Neumann. In der Umgebung locken die Landschaft des Obermaintals, der Main selbst und der Hausberg Staffelberg. Und natürlich, nur wenige Kilometer weiter, die Bier- und Kunststadt Bamberg. Wer sie schon gesehen hat, weiß: Es lohnt sich, immer mal wiederzukommen. Die Altstadt bildet einen der größten weitgehend unversehrt erhaltenen historischen Stadtkerne in Deutschland und ist seit 1993 als Weltkulturerbe in die Liste der Unesco eingetragen. Von hier aus fahren wir zurück nach Leipzig. Schwupps, da sind wir schon wieder. Ja, genau: Oberfranken ist näher, als man denkt.
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Titelfoto: Festung Rosenberg, von Otmar Fugmann