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Animierte Vielfalt

Nach mehr als sechzig Jahren Festivalgeschichte ehrt Dok Leipzig erstmals den langen Animationsfilm

  Animierte Vielfalt | Nach mehr als sechzig Jahren Festivalgeschichte ehrt Dok Leipzig erstmals den langen Animationsfilm  Foto: H&U Film_HighRes

Seit mehr als sechs Jahrzehnten kombiniert Leipzig Dokumentar- und Animationsfilme in einem Festival. Das ist einzigartig, aber in der Vergangenheit mal mehr, mal weniger geglückt. Jahrelang liefen beide Sektionen nebeneinander und berührten sich kaum. Der Animationsfilm schien ein wenig das ungeliebte Stiefkind zu sein. Das hat sich erfreulicherweise in den vergangenen Jahren geändert. Kurze Animationsfilme wurden mit langen Dokumentarfilmen zusammen gezeigt. Die Langmétrage im Animationsfilm spielte aber keine Rolle – sie fand stattdessen in Stuttgart oder Annency statt.

Vor drei Jahren ist Intendant Christoph Terhechte angetreten, dem langen Animationsfilm mehr Aufmerksamkeit innerhalb des »Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm« einzuräumen, wie das Dok vollständig heißt. »Ich denke, wenn ich mir den Namen des Festivals anschaue, dass der lange Animationsfilm etwas unterbelichtet ist. Da würde ich auf jeden Fall gerne mehr tun«, sagte Terhechte dem kreuzer im Februar 2020. In den vergangenen Jahren habe es im Internationalen Wettbewerb keinen einzigen Animationsfilm gegeben, das gelte es endlich zu ändern: »Zumal ich in den letzten Jahren ganz fantastische Animationsfilme gesehen habe, die originell, neuartig und sehr divers waren.«

Deshalb gibt es nun die erste Goldene Taube für einen langen Animationsfilm. Sechs Filme aus dem internationalen Wettbewerb sind in diesem Jahr nominiert. Sie zeigen meist persönliche Geschichten und Herangehensweisen in unterschiedlichen Ausdrucksformen. In der animierten Collage »Johnny & Me« von Katrin Rothe erkundet eine Werbegrafikerin das kompromisslose Wirken des Fotomontage-Pioniers und Antifaschisten John Heartfield. Die französische Ensembleproduktion »Knit’s Island« begleitet Spieler und Spielerinnen in einem Online-Videogame. Xu Jingwei erzählt in »No Changes Have Taken In Our Life« davon, wie schwer es ist, neue Wege in einer festgefahrenen Gesellschaft zu beschreiten. Die Spanierin Isabel Herguera macht sich in »Sultana’s Dream« auf die Suche nach Ladyland, einem utopischen Land der Frauen. Der ebenfalls aus Spanien stammende »Tender Metalheads« und die kanadische Produktion »When Adam Changes« erzählen vom Heranwachsen und den damit verbundenen Problemen. Die Themen sind so vielfältig wie die Ausdrucksformen. Auch das macht den Animationsfilm aus und das Entdecken beim 66. Dok Leipzig spannend.


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