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Kultur

Im Inneren der Mühle

Das Puppenspiel »Krabat« konzentriert sich auf das Kerngeschehen – mit Liebe, Mut und Solidarität

  Im Inneren der Mühle | Das Puppenspiel »Krabat« konzentriert sich auf das Kerngeschehen – mit Liebe, Mut und Solidarität  Foto: Privat

»Auch die Finsternis kann leuchten.« – Das ist der inoffizielle Untertitel, den Nils Zapfe seiner »Krabat«-Version fürs Theater der Jungen Welt gab. Für seine Figurentheaterfassung musste er das Buch von Otfried Preußler ohnehin straffen. Daraus ergab sich eine Konzentration ganz aufs Innere der Mühle und das dortige Geschehen im Halbdunklen. Denn die Mühle ist Schutzraum und Gefängnis zugleich. Hier findet der Waise Krabat Asyl vor dem draußen tobenden Krieg und beginnt die vermeintliche Gesellenlehre zum Müller. Hier entfaltet sich das Abhängigkeitsverhältnis zwischen dem Zaubermeister und seinen Burschen.

»Ich strich weg, was mich störte«, sagt Regisseur Zapfe, der bis zur letzten Spielzeit Hausregisseur am Theater Junge Generation in Dresden war. »Warum verlassen sie bei Preußler immerzu die Mühle? Das fand ich nicht so wichtig, strich und gelangte so zum Fokus auf das Mühleninnere.« Das ist in der Konsequenz auch richtig, denn hier erlebt der Knabe Krabat drei prägende Jahre. Für das junge Publikum ab zehn Jahren sind die Ereignisse drum herum, die Erzählungen aus dem Krieg et cetera, weniger relevant als das direkte Erleben des Jungen. An das können sie mit ihrer Erfahrung direkt andocken. Auch darum griff Zapfe zu Preußler und nicht direkt auf die sorbische Überlieferung und Ausgestaltung zurück: »Es genügt, abstrakt zu wissen, dass der Krieg, die Kriegsmaschine draußen tobt. Preußler hat mehr als zehn Jahre diesen für sein Schaffen düstersten Stoff bearbeitet, weil ihn dieser mit seiner eigenen Kriegsvergangenheit und dem Tod konfrontierte. Er konnte nicht damit umgehen, dass immer ein Bursche verschwindet. Für uns aber reicht die Mühle als Schutzraum.« Und als Ort, wo der seltsame Männerbund waltet.

Und dessen Finsternis bringen die Figuren aus ihrem Inneren heraus zum Leuchten. Puppenrealistische Köpfe treten mit gespensterhaften Körpern auf. Konstellationen aus Schnüren und Schläuchen deuten als Maschinengebilde die mühsame Arbeit an, die die Burschen verrichten müssen, denn Zaubern ist kein Zuckerschlecken. Livemusik schafft eine weitere Erzähl- und Kommentarebene für diesen seltsamen Männerbund. Krabat gelingt auch hier der Weg in die Freiheit, sagt Nils Zapfe: »Es ist eine Kombination aus Liebe, Mut und Solidarität. Auf die Liebe allein zu verweisen wie Preußler, ist mir zu kitschig.« TOBIAS PRÜWER

 

> »Krabat«: 14.10., 19 Uhr (Premiere), 17./18.10., 10 Uhr, TdJW


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